Fußball Hitzfeld genießt sein Rentner-Dasein

Lörrach · An diesem Samstag feiert der einstige „General“ seinen 70. Geburtstag.

 Ottmar Hitzfeld pickt sich heute vor dem Fernsehen nur noch die „Rosinen“ raus.

Ottmar Hitzfeld pickt sich heute vor dem Fernsehen nur noch die „Rosinen“ raus.

Foto: dpa/Robert Ghement

Derzeit, sagt Ottmar Hitzfeld, sei es ihm „ein bisschen langweilig“. Der Mann, der so sehr unter dem Alltags-Stress als Trainer gelitten hatte, vermisst den Kick beim Kicken. Schuld ist die Winterpause. „Es wird viel geschrieben, aber das ist nicht so spannend“, meint Hitzfeld. Er brennt darauf, dass der Ball wieder rollt.

„Fußball ist meine Leidenschaft, mein Hobby, war nicht nur Beruf“, sagt Hitzfeld, der an diesem Samstag in Lörrach bei Freiburg „im engsten Familienkreis“ seinen 70. Geburtstag feiert. Der Fußball beschäftige ihn „nach wie vor“, auch wenn er sich zu Hause vor dem Fernseher „die Rosinen“ rauspickt.

Die „Rosinen“, das sind Spiele seiner früheren Clubs Borussia Dortmund und Bayern München, mit denen Hitzfeld einst die Champions League gewann. Er verfolge stets die neuesten Meldungen, den Trainer-Alltag vermisse er aber keineswegs: „Mir geht es sehr gut, alles passt. Ich bin gesund und kann das Leben ohne Stress genießen.“

Stress oder Druck – diese Worte benutzt er im Gespräch immer wieder. Wenn er Dortmund oder den Bayern zusehe, sei es für ihn „interessant, wie die Vereine mit Krisen umgehen“. Dann denkt er zurück an seine Zeit. An all die Titel, für die er „sehr dankbar“ sei, oder die WM-Teilnahmen mit der Schweiz 2010 und 2014. Aber auch: an Stress.

Seine „Existenzangst“ habe er erst verloren, als er 1995 mit 46 Jahren erstmals deutscher Meister wurde, sagt er. Vor allem der Umgang mit Stars wie Matthias Sammer, Oliver Kahn oder Franck Ribéry sei fordernd gewesen. Täglich habe er gedacht: „Was steht in der Zeitung, was hat sich dieser oder jener Spieler wieder erlaubt?“ Der Trainerjob verlange „unheimlich Disziplin“, meint der einstige „General“, den seine Eltern gerne als Pfarrer gesehen hätten.

Dass er seine Gefühle meist für sich behalten habe, habe „mit meiner katholischen Erziehung zu tun“, sagt Hitzfeld. Doch irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Als er 2004 in München entlassen wurde, war er froh: „Nach sechs Jahren Bayern war ich ausgebrannt.“ Das Angebot des DFB, Bundestrainer zu werden, lehnte er ab. Erst nach fast drei Jahren als TV-Experte zog es ihn im Februar 2007 noch einmal für 16 Monate nach München zurück. Nach dem Double 2008 verabschiedete sich Hitzfeld in die Schweiz, „weil man als Nationaltrainer regenerieren kann, keinen Alltags-Stress hat“.

Heute genießt es Ottmar Hitzfeld, frei zu sein. Manchmal hält er Vorträge oder sitzt als Experte in Talkshows, mit Ehefrau Beatrix besucht er in München den Sohn oder fährt zum Zweitwohnsitz in die Berge nach Engelberg in die Schweiz, im Sommer spielt er Golf. Ansonsten lebe er „wie ein Rentner“, sagt Hitzfeld: „Zeitungen lesen, Brötchen kaufen, Fußball schauen.“

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