Schwimmen Ernüchternder erster Wettkampf-Tag mit „viel Lehrgeld“

Budapest · Nur Debütantin Aliena Schmidtke erfüllte zum Auftakt der Beckenwettbewerbe der WM die Erwartungen. Die Stars waren aber noch nicht dran.

Kaum hatten die Hoffnungsträger Marco Koch und Philip Heintz den Weg in die WM-Halle gefunden, waren die ersten deutschen Schwimmer schon ausgeschieden. Um fünf Uhr früh vom Dopingkontrolleur geweckt, sprang Weltmeister Koch ein paar Stunden später in Budapest ins Trainingsbecken, als nebenan drei von vier Teamkollegen bereits in den Vorläufen scheiterten. „Sie haben viel Lehrgeld bezahlt“, gab Bundestrainer Henning Lambertz nach dem ernüchternden Auftakt zu.

Nur WM-Debütantin Aliena Schmidtke überzeugte am ersten Tag der Beckenwettbewerbe in der Duna Arena. Als Einzige hatte die Magdeburgerin am Vormittag die erste Runde überstanden, am Abend verpasste die 24-Jährige über 100 Meter Schmetterling als Zehnte den Finaleinzug nur um 23 Hundertstelsekunden. „Persönliche Bestzeit und Halbfinale erreicht – das waren die Ziele“, sagte Schmidtke: „Hoffentlich wird es das nächste Mal das Finale.“

Für die anderen war schon am Vormittag Feierabend: Poul Zellmann blieb als 20. über 400 Meter Freistil ebenso deutlich über seiner Bestzeit wie sein Vereinskollege Damian Wierling (28. über 50 Meter Schmetterling) und der frühere WM-Dritte Christian vom Lehn (25. über 100 Meter Brust).

„Es ist alles nicht dramatisch“, meinte Lambertz. Vor der WM hatte der Bundestrainer allerdings von seinen Schwimmern gefordert, die Zeiten von der deutschen Meisterschaft vor fünf Wochen zu verbessern. Dieses Ziel verpassten drei der vier Starter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). „Unser Grundniveau ist nicht hoch genug“, sagte Lambertz: „Das müssen wir anheben. Aber man kann nicht einfach mit dem Finger schnippen.“

Aus der Krise, die beim Olympia-Debakel von Rio de Janeiro ihren Tiefpunkt erreicht hatte, sollen in Budapest vor allem Marco Koch und Philip Heintz heraushelfen. Während Titelverteidiger Koch über 200 Meter Brust nach verstärktem Krafttraining in diesem Jahr noch seine Form suchte, ist Heintz über 200 Meter Lagen mit deutschem Rekord (1:55,76 Minuten) an die Weltspitze geschwommen. „Es ist was Neues, wenn man als Medaillenkandidat gilt“, sagte der 26-Jährige nach seiner Ankunft in der WM-Arena.

Der Olympiasechste aus Heidelberg, den Lambertz als „unser heißestes Eisen im Feuer“ bezeichnet, traut sich trotz des großen Drucks einen Platz auf dem Podest zu: „Ich bin definitiv von mir überzeugt.“ Koch weiß dagegen ein Jahr nach der Olympia-Enttäuschung mit Platz sieben noch nicht genau, wo er steht. „Es ist ein bisschen mehr die Wundertüte“, sagte der 27-Jährige. Zusammen mit Heintz und Franziska Hentke, Jahresweltbeste über 200 Meter Schmetterling, war der Weltmeister erst am Samstag in Budapest eingeflogen. Das Trio hat die einzigen realistischen Medaillenchancen im 14-köpfigen Aufgebot.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort