Tour de France Erstes Ausrufezeichen von Martin

Mûr-de-Bretagne · Der Vorjahres-Sechste der Tour de France aus Irland macht auf der sechsten Etappe Boden gut und gewinnt.

Chris Froome ist noch nicht der Herrscher der 105. Tour de France: Der umstrittene Titelverteidiger hat bei der ersten „Mini-Bergankunft“ leicht geschwächelt und beim Sieg des Iren Dan Martin an der berüchtigten Mûr-de-Bretagne auf den letzten Metern abreißen lassen. Sky-Kapitän Froome konnte nach 181 Kilometer im entscheidenden Moment nicht mehr folgen und kam mit acht Sekunden Rückstand auf Platz 18.

Dennoch war es für ihn ein Teilerfolg, denn Froomes Top-Rivalen Tom Dumoulin und Romain Bardet verloren nach Defekten kurz vor Schluss deutlich mehr Zeit. Der Ärger beim viermaligen Toursieger hielt sich deshalb in Grenzen. Dennoch muss sich der 33-Jährige, der nach seiner Asthmamittel-Affäre weiter mit vereinzelten Anfeindungen zu kämpfen hat, ab Dienstag in den Alpen steigern, um seinen historischen fünften Erfolg zu feiern.

Martin setzte sich im schier endlosen Bergaufsprint mit einer Sekunde Vorsprung auf den Franzosen Pierre Latour durch, Dritter wurde Veteran Alejandro Valverde mit drei Sekunden Rückstand. Froomes Rivalen Richie Porte (Australien), Vincenzo Nibali (Italien) und Nairo Quintana (Kolumbien) machten jeweils fünf Sekunden auf den Briten gut.

Erst beim zweiten der beiden Anstiege zur „Mûr“, zwei Kilometer lang und bis zu 10,0 Prozent steil, ließen es die Favoriten richtig krachen. Für Froome war der Anstieg aber anscheinend zu kurz, um seine Stärken auszuspielen. Er hatte bereits am Mittwoch im schweren Finale nach Quimper seine Form angetestet und das Rennen unter den Besten beendet. Olympiasieger Greg Van Avermaet (Belgien) verteidigte das Gelbe Trikot erfolgreich. Für Vortagessieger Peter Sagan (Slowakei) war das Finale ein wenig zu schwierig, der Weltmeister wurde respektabler Achter.

Empfindliche Rückschläge kassierten Dumoulin und Bardet, die beide kurz vor dem letzten Anstieg vom Rad mussten. Dumoulin, niederländischer Kapitän des deutschen Sunweb-Teams, schaffte nicht mehr den Anschluss an die Spitzengruppe und verlor 53 Sekunden auf Martin, 45 auf Froome. Die große französische Hoffnung Bardet erreichte das Ziel mit 31 Sekunden Rückstand. Die deutschen Profis hatten wie am Vortag nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun. Die Topsprinter Marcel Kittel (Arnstadt) und Andre Greipel (Rostock) waren schon frühzeitig zurückgefallen, auch Klassiker-Ass John Degenkolb (Gera) kam weit abgeschlagen ins Ziel.

In einem zunächst unspektakulären Rennen riss das Feld nach 80 Kilometern an einer Windkante auseinander. Quick-Step um den zweimaligen Etappensieger Fernando Gaviria (Kolumbien) machte mächtig Tempo – das Team hatte im Belgier Philippe Gilbert (3. vor Etappenstart), dem Franzosen Julian Alaphilippe (5.) und dem Luxemburger Bob Jungels (6.) gleich drei heiße Anwärter auf das Gelbe Trikot. Die Attacke blieb aber letztlich ohne große Auswirkungen, die Abgehängten schlossen auf dem Weg zur ersten Überquerung der Mûr wieder auf.

Nach zwei harten Tagen auf den Hinterbänken des Feldes winkt den Sprintspezialisten heute wieder ein erfreulicherer Arbeitstag. Nach den 231 Kilometern der längsten Tour-Etappe 2018 ist ein Massenspurt sehr wahrscheinlich – vor der ersten Kletterpartie in den Alpen am Dienstag dürfte es für die Sprinter die vorletzte Chance sein.

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