Frauenfußball Duell der designierten Aufsteiger

SAARBRÜCKEN · Die Frauen des 1. FC Saarbrücken treffen auf den 1. FC Köln. Neuzugang Chiara Loos hofft auf den großen Erfolg.

 Chiara Loos (rechts) jubelt hier mit ihren Teamkolleginnen Hannah Griffin und Jacqueline de Backer (von links). Der FCS hat diese Saison allerbeste Chancen, in die Bundesliga aufzusteigen.

Chiara Loos (rechts) jubelt hier mit ihren Teamkolleginnen Hannah Griffin und Jacqueline de Backer (von links). Der FCS hat diese Saison allerbeste Chancen, in die Bundesliga aufzusteigen.

Foto: Andreas Schlichter

Die Fußballerinnen des 1. FC Saarbrücken liegen klar auf Bundesliga-Kurs: Nach elf Spielen sind sie mit 22 Punkten Spitzenreiter der 2. Bundesliga und haben bereits sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz. Den nimmt angesichts der vielen nicht aufstiegsberechtigten Zweitvertretungen in der ersten Tabellenhälfte aktuell der FSV Hessen Wetzlar als Siebter ein. Nur kämpft Wetzlar vielmehr gegen den Abstieg als um den Aufstieg in die 1. Liga.

Zwei Punkte hinter den FCS-Frauen liegt auch der 1. FC Köln auf Aufstiegs-Kurs, denn zwei Mannschaften gehen hoch in die 1. Liga. An diesem Sonntag um 14 Uhr kommt es am Kieselhumes zum direkten Duell der designierten Aufsteiger. „Das ist fraglos eine sehr positive Momentaufnahme, aber ich kann mich nur wiederholen: Ziel ist es, das Optimum in allen Bereichen herauszuholen. Dafür arbeiten wir Tag für Tag, ob nun das Trainerteam, die Spielerinnen, die medizinische Abteilung oder alle anderen – mit mehr oder gar dem M-Wort beschäftigen wir uns nicht“, betont Team-Manager Winfried Klein.

Die Zurückhaltung resultiert offenbar aus den Erfahrungen der Vergangenheit. Seit Jahren gilt der FCS eigentlich als Topkandidat, geschafft hat er es nie. In der Vorsaison lag der FCS in der 2. Bundesliga Süd lange auf Aufstiegskurs, geriet infolge von Verletzungspech aber aus dem Tritt, musste Bayer Leverkusen ziehen lassen und sich mit der Qualifikation für die neue eingleisige 2. Liga „begnügen“.

Auch diesmal blieb das Team von Trainer Taifour Diane von Ausfällen nicht verschont – im Gegenteil: Mit Anja Selensky (Kreuzbandriss) traf es eine offensive Schlüsselspielerin hart. Dazu gesellten sich mal mehr, mal weniger schwere Blessuren. Doch dank der Neuzugänge gelingt es dem FCS, die Ausfälle zu kompensieren. Chiara Loos, die mit Defensiv-Akteurin Samantha Herrmann vom TSV Schott Mainz kam, verleiht dem Team nach dem Ausfall von Chiara Klein (im Aufbau nach Kreuzbandriss) über die Außenbahn mehr Durchschlagskraft.

Die 21-Jährige fühlt sich inzwischen angekommen, nachdem sie wegen eines Faserrisses im Oberschenkel verspätet, erst im DFB-Pokal-Zweitrundenspiel beim Hegauer FV, ihren Einstand gab. Beim 5:0 glückte Loos sofort ihr erstes Tor. Danach legte sie auch in der Liga ein Traumdebüt hin – und mit dem Führungstor die Basis zum ersten FCS-Sieg seit Langem gegen die TSG Hoffenheim II (2:0). Ihre zwei weiteren Treffer erzielte sie gegen Turbine Potsdam II und den FC Bayern II.

Ob kommende Runde deren erste Mannschaften warten? „Wenn es klappt, wäre das sehr schön“, sagt Loos zum Thema Aufstieg. Aber auch, dass das Team losgelöst davon agiert: „Wir wollen uns nicht blenden lassen. Es ist ein weiter Weg. Und im Fußball geht es oft schnell – das haben viele in der Mannschaft erlebt, das macht vorsichtiger.“

Die BWL-Studentin strebt in Mainz den Bachelor an und wohnt auch weiter dort. Pendeln ist angesagt, doch das ist es ihr wert. „Ich möchte mein Studium auf jeden Fall abschließen, um beruflich vorbereitet zu sein“, sagt Loos. Dennoch sei sie primär der sportlichen Perspektive wegen gewechselt. „Nach dem Abstieg mit Mainz in die Regionalliga hat sich Winne Klein sehr um mich bemüht. Das Vertrauen war sehr schnell da. Der FCS ist eine sehr gute Adresse. Hier lassen sich für mich Studium und Zweitliga-Fußball verbinden“, erläutert Loos.

Bereut hat sie den Schritt bisher nicht. „Ich wurde super aufgenommen. Die frühe Verletzung war blöd. Das hat mich einige Wochen gekostet. Aber jetzt bin ich fit und mit meiner Saison an sich zufrieden – wobei ich schon ein paar Tore mehr schießen möchte“, sagt die Flügelflitzerin, die keinen Hehl daraus macht, dass sie grundsätzlich die Frauen-Bundesliga anpeilt: „Das ist mein sportliches Ziel. Es wäre cool, wenn es mit Saarbrücken klappt. Ich traue mir das auf jeden Fall zu. Im Jugendalter habe ich für die Nationalmannschaft gespielt und kenne einige Spielerinnen, die den Weg schon gegangen sind“, sagt Loos.

20 Mal spielte Loos von der U15 an bis zur U20 für deutsche Nachwuchsteams, erzielte sechs Tore. Am 24. April 2011 feierte sie beim 4:2 gegen die Niederlande ihr Debüt – gut einen Monat nach dem bis heute letzten Bundesliga-Spiel des 1. FC Saarbrücken, der im März abgestiegen war. Loos dagegen erlebte im Juni einen Höhepunkt im Nationaldress: Beim 4:1 gegen Polen glückte ihr ein Hattrick. Ein weiteres Länderspiel nach dem letzten im Oktober 2015 für die U20 gegen Schweden (0:1)? „Das wäre ein großer Traum“, sagt Loos. Realistischer ist der Aufstieg mit dem 1. FC Saarbrücken.

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