Fußball-WM 2018 Franzosen klettern auf den WM-Thron

Moskau · Umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen bringen Équipe Tricolore beim 4:2-Finalsieg gegen müde Kroaten auf die Siegerstraße.

 Paul Pogba erzielt mit diesem Schuss den Treffer zum 3:1. Der zum besten Spieler des Turniers gewählte Luka Modric (Mitte) kommt zu spät.

Paul Pogba erzielt mit diesem Schuss den Treffer zum 3:1. Der zum besten Spieler des Turniers gewählte Luka Modric (Mitte) kommt zu spät.

Foto: dpa/Christian Charisius

Staatschef Emmanuel Macron führte in der Ehrenloge einen Tanz auf und riss die Fäuste nach oben, Frankreichs neue Fußball-Helden warfen ihren Trainer Didier Deschamps im Rausch des großen Triumphs in die Luft. In einem verrückten Finale eroberte die Grande Nation 20 Jahre nach dem Heimtriumph ihren zweiten WM-Titel. Angeführt vom Spieler des Spiels, Antoine Griezmann, schoss die Équipe Tricolore im torreichsten Endspiel seit 1966 am gestrigen Sonntag einen 4:2 (2:1)-Triumph im Finale der Weltmeisterschaft in Russland gegen den Überraschungsfinalisten Kroatien heraus und löst Deutschland auf dem Fußball-Thron ab.

„Ich weiß gar nicht, wo ich bin. Das Herz ist glücklich“, sagte Griezmann und kündigte an, den Goldpokal mit ins Bett nehmen zu wollen. Deschamps wurde als erst dritter Fußballer nach Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo als Trainer und Spieler Weltmeister. „Es ist wunderbar für die Spieler, eine junge Generation. Wir haben viel Qualität an den Tag gelegt, auch mental und oft genug getroffen“, sagte der Trainer: „Es war nicht immer einfach, aber weil sie zugehört haben, haben wir schwere Momente hinter uns gelassen.“

Die Franzosen profitierten von den Missgeschicken der lange überlegenen Kroaten. Mario Mandzukic verlängerte einen eher unberechtigten Freistoß von Antoine Griezmann ins eigene Tor (18.), es war das erste Eigentor in einem WM-Finale. Dann unterlief Ivan Perisic im Anschluss an seinen Ausgleichstreffer (28.) ein Handspiel im Strafraum: Griezmann (38.) verwandelte den höchst umstrittenen Elfmeter nach langem Videostudium durch Schiedsrichter Nestor Pitana (Argentinien). Paul Pogba (59.) und Senkrechtstarter Kylian Mbappé (65.) machten gegen nie aufsteckende Kroaten nach Kontern alles klar. Ein fürchterlicher Fehler von Torhüter Hugo Lloris erlaubte Mandzukic Ergebniskosmetik (69.). Im Finale waren die Kroaten zu Beginn besser, aber eben auch tollpatschig – und nach Pogbas Treffer mit ihren Kräften am Ende.

Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Weltmeister, hatten den Goldpokal 1463 Tage nach jener magischen Nacht von Rio in das Olympiastadion Luschniki in Moskau gebracht. 78 011 Zuschauer vor Ort, geschätzt eine Milliarde an den Fernsehgeräten sowie unter anderem 90 000 auf dem Marsfeld am Eiffelturm sahen eine kroatische Elf, die allen Respekt verdiente: Bis zu Pogbas 3:1 ließ sie sich von den Rückständen nie beeindrucken und sorgte mitunter für heillose Verwirrung im Strafraum der Franzosen. Viel lief dabei über Perisic. Spielmacher Luka Modric war dagegen gut abgeschirmt. Vor den Augen der Staatsoberhäupter Wladimir Putin und Kolina Grabar-Kitarovic hätte aber 180-Millionen-Mann Mbappé auch früher für die Entscheidung sorgen können. Er scheiterte aber an Torhüter Danijel Subasic (52.). Frankreichs Torwart Hugo Lloris verhinderte unter anderem gegen Ante Rebic (48.) den Ausgleich.

Für die vier Flitzer (drei Frauen und ein Mann), die in der 52. Minute für eine Unterbrechung sorgten, übernahm die russische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot die Verantwortung und stellte eine Liste von Forderungen wie die Freilassung politische Gefangener auf.

Luka Modric ist mit dem Goldenen Ball für den besten Spieler der WM ausgezeichnet worden. Der Goldene Schuh für den WM-Torschützenkönig ging an Englands Harry Kane (sechs Treffer), als bester Torwart bekam Belgiens Thibaut Courtois den Goldenen Handschuh.

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