Handball Großer Kampf und ein übler Tritt von Krings

Saarlouis · Die Handballer der HG Saarlouis trotzen dem favorisierten TV Emsdetten mit drei ehemaligen Saarlouisern einen Punkt ab.

 Rückraumspieler Jerome Müller versetzt die Zuschauer in der Saarlouiser Stadtgartenhalle beim 29:29 gegen den TV Emsdetten in Ekstase.

Rückraumspieler Jerome Müller versetzt die Zuschauer in der Saarlouiser Stadtgartenhalle beim 29:29 gegen den TV Emsdetten in Ekstase.

Foto: Ruppenthal

Quälend lange lief am Freitagabend der letzte Angriff im Zweitliga-Handballspiel zwischen der HG Saarlouis und dem TV Emsdetten. Beim Stand von 29:29 ließen die nicht immer souverän wirkenden Schiedsrichter die Gäste vor 1279 Zuschauern eine gefühlte Ewigkeit in Ballbesitz, ohne Zeitspiel anzuzeigen. Sekunden vor dem Abpfiff schloss Georg Pöhle ab – doch der Saarlouiser Held des Abends, Torwart Darius Jonczyk, parierte und rettete der HG Saarlouis damit einen Punkt.

„Direkt nach dem Spiel war ich schon etwas enttäuscht, dass wir bei dieser Riesen-Stimmung und unserer 25:23-Führung nicht mehr mitnehmen konnten“, gab der eingewechselte Publikumsliebling Jonczyk zu: „Aber vom Drehbuch her war das für mich schon geil. Die Fans haben mich brutal gepusht.“

Eine starke Leistung zeigte auch Falk Kolodziej, der den verletzungsbedingten Ausfall von Julius Lindskog Andersson auf der Spielmacher-Position kompensierte. Während Ergänzungsspieler Max Hartz in den kommenden sechs Wochen wegen eines Syndesmoseband-Anrisses ausfällt, feierte Pascal Noll nach seinem Handbruch ein kurzes Heimdebüt. Wenige Minuten reichten dabei, den HG-Fans einen Eindruck von seiner Aggressivität im Abwehrspiel zu verschaffen. „Deshalb wollten wir ihn haben. Er ist ein Typ, der alles gibt, auch manchmal über die Grenzen hinausschießt. Aber es ist gut, jemanden zu haben, der trotz seiner jungen Jahre mit 150 Prozent vorangeht“, lobte Trainer Jörg Bohrmann. Trotz einiger Kritikpunkte war er mit der Leistung seines Teams zufrieden: „Man hat gesehen, dass die Mannschaft dazulernt und über den Kampf klasse Handball zeigen kann. Wir haben uns nix gefallen lassen. Das hat mir gefallen.“

Nicht gefallen hatte Emsdettens Dirk Holzner, dass sein Team zu viele Chancen vergab. „Der Torwartwechsel in der zweiten Hälfte gab uns dann den Knacks“, fand der mit 13 Toren beste Schütze der Partie, der bis 2015 das HG-Trikot trug. „In der Schlussphase hat Darek einige freie Bälle gut gehalten – beziehungsweise Bewegungen gemacht, an denen wir scheiterten“, stänkerte Andre Kropp freundschaftlich, der zweite Ex-Saarlouiser (2009/2010) im TVE-Dress.

Der dritte in diesem Bunde war Merten Krings, der Saarlouis wie Holzner vor zwei Jahren verließ. Von den großen Vorschusslorbeeren von HG-Trainer Jörg Bohrmann, der Krings vor dem Spiel als aktuell stärksten Spielmacher der Liga bezeichnete, bekam der 28-Jährige nichts mit. Wohl aber die anfängliche Manndeckung durch Falk Kolodziej. „Wir sind eine Mannschaft. In letzter Zeit lief es ganz gut für mich, heute so lala. Ich mache mir da keinen Kopf“, sagte Krings: „Es war heute nicht einfach für mich, hier zu spielen. Schon gar nicht, wenn man nach vier Jahren, in denen man hier Blut und Schweiß liegengelassen hat, beleidigt wird.“ Die derben Kommentare vereinzelter Zuschauer seien für ihn sogar „ein Grund gewesen, weshalb ich den Verein gewechselt habe. Das Publikum hier ist zu 80 Prozent super. 20 Prozent sollten sich mal selbst hinterfragen.“

Mit der positiven Unterstützung ihres Teams avancierten die Saarlouiser Zuschauer an diesem Samstag zu einem wesentlichen Faktor. „Wenn die Halle kommt, hat es die Auswärtsmannschaft hier schwer, auf dem Feld zu kommunizieren“, bestätigte Kropp. „Es war eine geile Erfahrung, die Stimmung von der anderen Seite zu sehen. Das hat man nach fünf Jahren gar nicht mehr so wahrgenommen, wie laut es hier eigentlich ist“, attestierte auch Dirk Holzner: „Es hat Spaß gemacht, aber ich hätte lieber gewonnen.“

 Nach dem Punktverlust an der alten Wirkungsstätte wirken Dirk Holzner, Merten Krings und Andre Kropp ein wenig geknickt.

Nach dem Punktverlust an der alten Wirkungsstätte wirken Dirk Holzner, Merten Krings und Andre Kropp ein wenig geknickt.

Foto: Ruppenthal

Die Entwicklung ihres Ex-Vereins sehen die drei Emsdettener positiv: „Die Mannschaft hat definitiv Potenzial, aber die Jungs brauchen Zeit“, meinte Krings. Andre Kropp ergänzte: „Der Charakter des Teams ist immer noch sehr kämpferisch. Man spürt auch den Zusammenhalt, und das ist sehr wichtig.“ Gerade im Abstiegskampf, denn dort steckt die HG Saarlouis nach den ersten Spielen mit 3:9 Punkten fest.

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