Sportministerkonferenz Harmonie im deutschen Spitzensport

St. Wendel · Die Sportministerkonferenz in St. Wendel endet ohne Kontroversen. Die Länder wollen mehr Stützpunkte erhalten.

 Der saarländische Sportminister Klaus Bouillon (rechts) verhandelte mit seinen Länderkollegen in St. Wendel zwei Tage lang die Spitzensportreform. Mit dabei war auch Alfons Hörmann (Mitte), der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes – ein Initiator des Reformvorhabens.

Der saarländische Sportminister Klaus Bouillon (rechts) verhandelte mit seinen Länderkollegen in St. Wendel zwei Tage lang die Spitzensportreform. Mit dabei war auch Alfons Hörmann (Mitte), der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes – ein Initiator des Reformvorhabens.

Foto: Andreas Schlichter

Es ist kurz nach 10 Uhr, als sich die Türen des Konferenzsaals öffnen. Damit endet am Freitag die Sportministerkonferenz (SMK) im Golfhotel Angel’s nahe St. Wendel – gut eine Stunde früher als geplant. Und das, nachdem der Abschluss bereits vorverlegt worden war. Im Saal stehen auf langen Tischen die Fähnchen der Bundesländer, das Licht ist angenehm gedämpft, bodentiefe Fenster geben den Blick frei auf das hügelige Idyll des Golfplatzes. Alle sprechen unaufgeregt miteinander, niemand wirkt erschöpft. Das alles nimmt die Botschaft des zweitägigen Treffens vorweg, zu dem Saar-Sportminister Klaus Bouillon (CDU) seine Länderkollegen eingeladen hatte. Bouillon fasst sie in einen Satz: „Die Länder sind sich einig.“ Aber nicht nur sie.

Zwischen allen Entscheidern des deutschen Spitzensports soll Harmonie herrschen. Das vermitteln sie bei der anschließenden Pressekonferenz. Dort steht Bouillon als SMK-Vorsitzender neben Alfons Hörmann, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und Hans-Georg Engelke, Staatssekretär im Bundesinnenministeriums (BMI). Also Vertretern jener Institutionen, die eine Spitzensportreform angeschoben haben, die im Vorfeld als das umstrittenste Thema in St. Wendel galt.

„Wir haben gute Nachrichten“, erklärt Bouillon vor der Presse. Eine weitere Etappe in der absolut erforderlichen Reform des Leistungssports sei genommen. Was nicht zu erwarten war: Vor einer Woche hatte der 69-Jährige alles andere als eine harmonische Zusammenkunft angekündigt. Nichts sei klar, hatte der Christdemokrat über das Reformvorhaben gesagt. Und die strittig­sten Fragen benannt: Wie viele Olympia- und Bundesstützpunkte soll es in Zukunft geben? Wie viele Kader­athleten werden an diesen Standorten gefördert? Schließlich: Was darf das alles kosten?

Ohne eine Gegenstimme verabschiedeten die Minister in St. Wendel eine vorab erarbeitete „Positivliste“ der zukünftigen Stützpunkte. „Die Länder haben den Wunsch, dass zusätzliche Stützpunkte evaluiert werden“, sagt Hörmann. Im Klartext: Weniger sollen wegfallen. Nicht mehr 20 Prozent der über 200 bestehenden Einrichtungen. Am Grundsatz will Hörmann festhalten: „Die heutige Struktur der Stützpunkte ist nicht akzeptabel.“

Der DOSB-Präsident lobt ausdrücklich den länderübergreifenden Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland, der „vorbildlich aufgestellt“ sei und „perfekte Voraussetzungen“ biete. Unter dessen Dach gibt es im Saarland fünf Bundesstützpunkte. Auf der „Positivliste“ der Länder steht noch der Stützpunkt der Ruderer in Saarbrücken – aber nur, weil dieser bis zu Olympia 2020 in Tokio anerkannt ist. Bouillon wird für dessen Zukunft nicht kämpfen. „Keine Trainer, keine Athleten – da wäre es müßig, jetzt zu sagen, ich will den Standort halten“, bekräftigt er bei der SMK frühere Aussagen: „Man muss sich auf das konzentrieren, was realistisch ist.“ Nach SZ-Informationen soll auf der Liste ein neuer Stützpunkt im Schwimmen zu finden sein. Man bemühe sich um eine Anerkennung, erklärt Bouillon.

Nachdem sich die Länder am Donnerstag untereinander beraten hatten, beschäftigten sie sich im Beisein von DOSB und Athletensprecher Max Hartung überraschend kurz mit der Reform. Beo­bachter sprachen von etwas mehr als eineinhalb Stunden. Wohl auch, weil man sich bald wiedersehen will: Die Minister verabredeten ein erneutes Treffen im Saarland, eine Sonderkonferenz im März nächsten Jahres. Bis dahin wollen die Ländervertreter ihre „Positivliste“ abgearbeitet sehen. „Wir setzen uns unter Zeitdruck“, begründet Bouillon den neuerlichen Termin, der einen Zeitpuffer enthält. Schließlich laufen im Bund noch die Koalitionsverhandlungen zwischen Union, FDP und Grünen. Wer in der nächsten Legislaturperiode das Innenministerium führt, weiß niemand.

„Wir waren nicht zufrieden mit dem Zustand des Spitzensports“, ist am Freitag von Staatssekretär Engelke zur Reform zu hören. Nicht weiter kommentieren will er in St. Wendel die Forderungen nach mehr Geld. Zuletzt flossen 167 Millionen Euro in den Leistungssport, nachdem es 2013 noch 35 Millionen weniger gewesen waren. Aus dem DOSB ist von einem Mehrbedarf von 100 Millionen Euro zu hören. „Ich rede nicht über Zahlen“, sagt Engelke – und verweist auf den Haushaltsausschuss des Bundestages. Zur Harmonie trägt da bei, dass Bouillon die angekündigte Rechnung der Länder nicht präsentiert – weil bei der Reform noch zu vieles offen ist, auch nach der Konferenz im Saarland.

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