Schwimmen Heintz ist das heißeste Eisen im Feuer

Budapest · An diesem Sonntag beginnen die Becken-Wettkämpfe der Schwimm-WM in Budapest. Die Deutschen hoffen auf eine Trendwende.

WM-Freude statt Olympia-Frust: Die deutschen Schwimmer wollen nach dem Debakel der Spiele von Rio bei den an diesem Sonntag beginnenden Beckenwettbewerben in Budapest für positive Schlagzeilen sorgen. Im Jahr eins nach dem Abschied von Paul Biedermann heißen die Medaillen-Hoffnungen Marco Koch, Philip Heintz und Franziska Hentke.

Nach dem Karriere-Ende von Superstar Michael Phelps wollen andere internationale Ausnahmekönner noch mehr ins Rampenlicht rücken. Allen voran Lokalmatadorin Katinka Hosszú. Für Deutschland ist Heintz laut Chefbundestrainer Henning Lambertz das „heißeste Eisen im Feuer“. Mitte Juni schwamm sich der Lagenspezialist in Berlin über 200 Meter auf Platz eins der Weltrangliste. Der 26-Jährige präsentierte sich in einer Top-Verfassung – und musste das auch: Als Konsequenz aus den zweiten Sommerspielen nacheinander ohne Beckenmedaille setzte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) auf besonders harte Qualifikations-Normen.

„Es ist bestimmt nicht einfach, das hohe Niveau, das Philip bei den deutschen Meisterschaften hatte, nochmal zu steigern“, sagt Lambertz: „Aber ich traue es ihm zu 100 Prozent zu.“ Gelingt es dem Heidelberger, nahe seiner Weltjahresbestzeit von 1:55,76 Minuten anzuschlagen, sollte er in den Kampf um Edelmetall eingreifen können.

Steigern muss sich dagegen Koch. Der Weltmeister über 200 Meter Brust von 2015 scheiterte bei den nationalen Titelkämpfen an der WM-Norm, wurde aber trotzdem nominiert. Der Darmstädter hat einen besonderen Status im Team und nach Aussage des Chefbundestrainers „Steigerungspotenzial“. Lambertz sieht Koch, der sein Training nach Olympia umgestellt hat, „klar in einem Finale“. Mit Bronze, Silber oder Gold werde es aber schwierig.

Der für seinen Reformkurs mit neuem Kraftkonzept, mehr Zentralisierung und härteren Normen von einigen Trainern kritisierte Lambertz, hält sich mit konkreten Vorgaben zurück. „Ich werde keine Prognosen mehr aufstellen“, sagt er: „Damit kann man nur verlieren.“ Er meint jedoch auch: „Ich glaube, eine Medaille täte uns allen gut, nach der etwas durstvollen Vergangenheit.“

Vielleicht kann Hentke das erfüllen. Die Schmetterlingsschwimmerin sieht trotz ihrer Weltjahresbestzeit von 2:06,18 noch Verbesserungsmöglichkeiten, genau wie der Chefbundestrainer. Aufgrund der guten Trainingsleistungen der fleißigen Athletin glaube er, „dass bei ihr eine Steigerung möglich ist“.

Weiter steigern wollen sich aber natürlich auch die internationalen Stars. Katie Ledecky zum Beispiel, die vierfache Olympiasiegerin von Rio de Janeiro. „Ich habe daran gearbeitet, in meinem Schwimmen effizienter zu werden“, sagte die US-Amerikanerin am Freitag in Budapest: „Ich denke, ich bin etwas stärker dieses Jahr.“ Für Chefbundestrainer Lambertz ist Ledecky die Top-Favoritin über fast alle Freistil-Distanzen. „Bei ihr ist eigentlich nicht mehr die Frage, ob sie gewinnt. Sondern nur, in welcher Zeit sie gewinnt“, sagte er. „Ihr traue ich vier bis fünf Goldmedaillen zu.“

Bei ihrem Heimspiel will auch die Ungarin Hosszú auftrumpfen, die in Brasilien nur einmal weniger als Ledecky ganz oben auf dem Siegertreppchen stand. „Ich bin gespannt, was sie leisten kann“, sagte Ledecky.

Für Deutschland sollen Poul Zellmann, Christian vom Lehn, Damian Wierling und Aliena Schmidtke den Auftakt machen. Sie sind mit ihren Teamkollegen Marek Ulrich und der jungen Saarbrückerin Celine Rieder, die erstmals bei einer WM auf der Langbahn dabei ist, schon seit vergangenen Dienstag in der ungarischen Hauptstadt und konnten sich mit den laut Lambertz „wunderschönen“ und „ganz tollen Sportstätten“ vertraut machen. Die Rahmenbedingungen passen also. Jetzt muss nur noch der Start klappen.

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