Fußball-Nationalmannschaft Juwel Havertz hat allerbeste Aussichten

Leipzig · Der erst 19-jährige Leverkusener kann und soll in der deutschen Nationalmannschaft eine Schlüsselrolle einnehmen.

 Jung-Nationalspieler Kai Havertz (rechts) lässt sich in dieser Szene von dem Russen Daler Kuzyayev (links) nicht aufhalten.

Jung-Nationalspieler Kai Havertz (rechts) lässt sich in dieser Szene von dem Russen Daler Kuzyayev (links) nicht aufhalten.

Foto: AP/Michael Sohn

Nach seinem beeindruckenden Startelf-Debüt blieb Kai Havertz in der Deckung. Wie ein Boxer zog das 19-jährige Talent die Kapuze seiner dunklen DFB-Jacke tief ins Gesicht: Nur keine überschwänglichen Gefühle zeigen. Seine Eltern hätten ihm vermittelt, „dass Arroganz oder Hochnäsigkeit nun wirklich nichts Erstrebenswertes“ seien, hatte Havertz schon vor dem Start seiner Nationalmannschafts-Karriere im Sommer verraten. Nach dem 3:0 gegen Russland, das der junge Offensivspieler von Bayer Leverkusen wesentlich mitprägen konnte, sagte Havertz dann genauso zurückhaltend: „Auf so einer Leistung lässt sich aufbauen.“

Mesut Özil als langjähriger Spielmacher ist mit viel Wirbel zurückgetreten, Marco Reus als erster Zehner-Kandidat bei Löw derzeit verletzt – die Chance nutzte Young­ster Havertz in Leipzig konsequent. „Ich hatte ein ganz gutes Gefühl auf dem Platz, war gut ins Spiel eingebunden, hatte viele Bälle. Klar: Ein bisschen Luft ist immer noch nach oben. Aber ich kann ganz zufrieden sein“, kommentierte er seine eigene Leistung zurückhaltend. Das 3:0 von Serge Gnabry bereitete er mit einem Zuckerpass vor.

In 65 Bundesliga-Spielen hat es der gebürtige Aachener bei Bayer schon auf bemerkenswerte 17 Torvorlagen gebracht, dazu traf er zehn Mal selbst. Und auch in Champions League und Europa League hinterließ er erste Spuren. „Ich mag es einfach, den Mitspielern Vorlagen zu geben und sie glänzen zu lassen“, erklärte Havertz. Der Bundestrainer klang in Leipzig wesentlich euphorischer. „Für 19 Jahre ist er sehr weit, weil er eine gute Ballbehandlung hat und eine gute Übersicht“, sagte Joachim Löw und eröffnete seinem Juwel gleich mal die besten Perspektiven: „Natürlich kann man sich gut vorstellen, dass er bei uns eine Schlüsselrolle einnimmt.“

Auch seine Kollegen in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft konnte Havertz mit zwei Einsatzminuten beim ersten Länderspiel gegen Peru und jetzt 65 gegen Russland bereits überzeugen. „Er hat ein überragendes Spiel gemacht“, attestierte Joshua Kimmich: „Er hat ein brutales Gefühl für den Raum. Kai hat eine super Ballkontrolle, tolle Übersicht. Ich hoffe, dass er noch sehr viele Spiele für uns machen wird.“ Ob Havertz auch „einer für die Bayern“ wäre, wollte ein Reporter wissen. Dem Münchner Kimmich blieb nach Havertz’ starkem Auftritt gar nichts anderes übrig, als das zu bejahen: „Ich kann ihn aber nicht kaufen.“

Als Elfjähriger kam Havertz von Aachen nach Leverkusen. Seit der B-Jugend durchlief der 1,88 Meter große Spieler auch alle Auswahlteams des Verbandes. Die Fritz-Walter-Medaille markierte ihn als eines der größten Talente des Landes. 2017 bekam Havertz seinen ersten Profivertrag, legte aber auch sein Abitur ab. Nun ist die Lust geweckt, auf der größten Bühne durchzustarten – gerne auch am Montagabend im Gruppenfinale in der Nations League gegen die Niederlande. Mit Kai Havertz wieder in der Startelf? „Das entscheide ich leider nicht“, sagte der Leverkusener und lächelte doch noch unter seiner Kapuze – wenn auch etwas verlegen.

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