FCS in der Krise Die Luft beim FCS wird dünner – für alle

Saarbrücken · Spieler und Trainer des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken stehen nach der Pleite in Balingen gegen Pirmasens unter Druck.

Trainer Dirk Lottner hebt unzufrieden die Arme. Sein 1. FC Saarbrücken ist schlecht in die Saison gestartet und konnte in kaum einem Spiel überzeugen. Am Sonntag verlor der FCS bei Regionalliga-Aufsteiger TSG Balingen.

Trainer Dirk Lottner hebt unzufrieden die Arme. Sein 1. FC Saarbrücken ist schlecht in die Saison gestartet und konnte in kaum einem Spiel überzeugen. Am Sonntag verlor der FCS bei Regionalliga-Aufsteiger TSG Balingen.

Foto: Andreas Schlichter

Das Spiel bei der TSG Balingen am vergangenen Sonntag sollte für den Meister der Fußball-Regionalliga Südwest, den 1. FC Saarbrücken, „ein Neubeginn in der Saison“ werden. So hatte es Dirk Lottner, der Trainer des 1. FC Saarbrücken, nach der 1:2-Blamage der Saarbrücker Profis gegen die Balinger Feierabendkicker formuliert. FCS-Vizepräsident Dieter Ferner fällte nach der Pleite ein vernichtendes Urteil: „Es fehlte alles, was im Fußball schon seit hundert Jahren entscheidend ist. Einsatz-, Kampf- und Laufbereitschaft.“

Die Gründe für den tiefen Fall der Übermannschaft der Vorsaison – der FCS war souveräner Meister mit elf Punkten Vorsprung geworden – sind nicht einfach zu finden. Und die, die man findet, bedingen sich gegenseitig. „Der Weggang von Patrick Schmidt und Kevin Behrens ist nicht zu kompensieren“, hatte Lottner gebetsmühlenartig während der Vorbereitung gesagt. „Wir haben uns viel zu lange hinter diesem Alibi versteckt“, sagt Ferner dazu.

Es gibt einige im Verein, die Ferner beipflichten. Denn nur weil zwei Spieler den Verein verlassen, kann man den Spielbetrieb nicht einstellen. Es ist vielmehr am Trainer, personell wie taktisch neue Wege zu gehen, um in der alten Erfolgsspur zu bleiben. „Wir brauchen Zeit, um Dinge zu entwickeln“ – auch dieser Satz kam öfters über die Lippen des FCS-Trainers. Auch er ist richtig – und umso schwerer umzusetzen, wenn entscheidende Puzzlestücke des neuen Gesamtbildes über Wochen und Monate ausfallen.

Die Zahl der muskulären Verletzungen in der Ära Lottner ist hoch, die Ursachen unklar. „Wir haben die Trainingspläne sportwissenschaftlich überprüfen lassen. Es gab keine Beanstandungen“, sagte FCS-Sportdirektor Marcus Mann, der gestern in den ersten zweiwöchigen Urlaub seit seinem Amtsantritt im Mai 2016 aufgebrochen ist: „Auch die Werte der sportmedizinischen und leistungsdiagnostischen Untersuchungen waren alle top.“ Die berühmte Wahrheit auf dem Platz sieht allerdings anders aus. Die Mannschaft vermittelte in keinem der bisher sieben Saisonspiele den Eindruck, in der Schlussphase noch mal zusetzen zu können. Selbst die Amateure aus Balingen hätten den FCS bei konsequenterer Ausführung locker höher auskontern können.

Leistungsträger und die, die es sein sollen, rennen ihrer Form hinterher. Tobias Jänicke und Markus Mendler wurden öffentlich genannt, aber auch beispielsweise Kapitän Manuel Zeitz oder Mario Müller sind von der Form des Vorjahres weit entfernt. Und Markus Obernosterer kommt in Saarbrücken einfach nicht in den Lauf, den er bei der SV Elversberg des Öfteren zeigte. Nicht nur ihm fehlt spürbar Selbstvertrauen. Die Abstände auf – und offenbar auch neben dem Platz – scheinen groß. „Das Selbstvertrauen ist nach diesem Spiel noch weiter unten“, sagte Zeitz, „wir müssen uns jetzt gegen die Situation wehren.“ Auch und gerade wenn man von Schiedsrichterentscheidungen nicht unbedingt begünstigt wird.

Lottner hat angekündigt, dass er „mittlerweile an einem Punkt ist, an dem man die Mannschaft nicht immer schützen kann“. Dass drei Spieler am Abend vor dem 0:2 zuhause gegen Waldhof Mannheim auf einem Konzert waren, stört im Erfolgsfall ebenso wenig, wie die Tatsache, dass einige Spieler Stammgäste in Saarbrücker Diskotheken sind. Es passt ins derzeit unschöne Gesamtbild, dass Lottner am Sonntag nach der Niederlage gegen Balingen nach einer eher ungeschickt als böswillig formulierten Frage des Moderators die Pressekonferenz vorzeitig verließ.

„Wir haben uns zweieinhalb Jahre auf die Schulter klopfen lassen, da müssen wir uns jetzt auch mal in den Wind stellen“, sagte Mann gestern vor seinem Abflug in den Urlaub, „jeder, der es jetzt nicht verstanden hat, muss deutlich zu spüren bekommen, um was es geht.“ Dass der Trainer gestern kein Training angesetzt hatte, war in diesem Kontext zumindest bemerkenswert. „Dirk ist unser Trainer, und er wird es auch am Samstag gegen Pirmasens sein, wo wir ein anderes Auftreten und ein anderes Ergebnis brauchen“, sagte Mann, „das ist kein Ultimatum, aber eine klare Ansage an alle Beteiligten.“ Also wieder ein Neubeginn gegen Pirmasens – oder ein Neuanfang danach? Klar ist: Der 1. FC Saarbrücken steht vor einem ganz heißen September.

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