LSVS-Finanzskandal Kapitulationserklärung statt Aufklärung

Die Landesregierung gibt in der Aufarbeitung des LSVS-Finanzskandals derzeit nach außen kein sonderlich gutes Bild ab. Und selbst in den eigenen Reihen rumort es.

LSVS-Finanzskandal Alexander Funk Aufarbeitung Gesetzentwurf Saartoto
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es ist ein Satz, der nachdenklich macht. „Bei allen Diskussionen zur Vergangenheit ist es nunmehr wichtig und an der Zeit, nach vorne zu blicken und in die Zukunft gerichtet zu handeln.“ Mit diesem Satz haben die Landtagsfraktionen der CDU und der SPD in dieser Woche ihren Antrag zur aktuellen Strukturdebatte rund um den finanziell angeschlagenen Landessportverband (LSVS) enden lassen. Man muss kein intimer Kenner der politischen Phrasendrescherei sein, um schnell einordnen zu können: Anstelle dieses Satzes hätte besser einfach nichts gestanden. Denn dieser Satz ist nichts anderes als eine Kapitulationserklärung der Landesregierung in Sachen Aufklärung des LSVS-Finanzskandals.

Wie groß die finanziellen Probleme des LSVS sind, ist ja mittlerweile längst bekannt. Dass sie vor allem durch Großmanns- und Bausucht so mancher Funktionäre, Geldverteilerei nach Gutsherrenart und mangelnde Kontrolle von außen entstanden sind, ebenfalls. An detailgenauer Aufklärung scheint aber keinerlei Interesse zu bestehen. Der Satz der CDU/SPD-Schicksalsgemeinschaft ist als ein „weiter so wie bisher“ zu interpretieren. Verantwortliche zu ermitteln und zu benennen, die mutmaßlich aus den eigenen Reihen stammen – muss nicht sein. Neue Kontrollen zu installieren, wie sie die Fraktion der Linken in ihrem Gesetzentwurf formuliert hat – Fehlanzeige. Und so läuft der ein oder andere Abgeordnete der Groko angesichts dieses „Antrags“ mit geballter Faust in der Tasche über die Flure des Saar-Landtags. Mancher spricht hinter vorgehaltener Hand sogar davon, dass der Umgang mit dem Skandal ein Skandal sei, der Untersuchungsausschuss nichts gebracht habe.

Dass die beiden Chefposten bei Saartoto bitte auch künftig weiterhin unter den beiden großen Parteien verteilt werden sollen, passt da ins Bild. Alexander Funk etwa, der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, wehrt sich vehement dagegen, dass die Geschäftsführerstellen der Saarland Sporttoto künftig extern ausgeschrieben werden sollen, wie es die Linke vorschlägt – und was man ohne Zweifel auch so sehen kann. Funk hob unter der Woche die Qualitäten der aktuellen Geschäftsführer Peter Jacoby (CDU) und Michael Burkert (SPD) hervor, sprach von „kompetenten Männern, die das sehr gut machen“. Ihre Verträge laufen aus, längst werden Nachfolgekandidaten in Stellung gebracht. Die Stellen gelten als klassische „Versorger-Posten“ mit herausragend guten Bezügen.

Nach der Linken haben CDU und SPD eilig ein eigenes Gesetz angekündigt. Sie warnen, die „Autonomie des Saarsports“ sei gefährdet, wenn die finanziellen Mittel für den LSVS (das sogenannte „Sportachtel“) durch den Landtag kontrolliert würden, wie die Opposition das möchte. Ein schlechter Witz. Angesichts der Besetzung entscheidender Posten rund um LSVS und Saartoto mit verdienten Partei-Granden war der Saarsport in den letzten Jahrzehnten schon nicht autonom, sondern im Gegenteil nichts anderes als ein Spielball der Saar-Politik. Und diese Bühne, so scheint es, will die Groko nicht verlassen. Auch wenn es in den eigenen Reihen knirscht.

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