Präsidium hat sich erstmals getroffen LSVS setzt auf ein neues Miteinander

Saarbrücken · Das neue Präsidium hat Aufgaben verteilt und erste Maßnahmen beschlossen. Regress-Forderungen werden geprüft.

 Der neue Präsident des Landessportverbandes für das Saarland, Adrian Zöhler, hat mit seinen Präsidiumskollegen erste Maßnahmen beschlossen, um die Zukunft des Saarsports sicherzustellen.

Der neue Präsident des Landessportverbandes für das Saarland, Adrian Zöhler, hat mit seinen Präsidiumskollegen erste Maßnahmen beschlossen, um die Zukunft des Saarsports sicherzustellen.

Foto: Ruppenthal

Seit zehn Tagen ist Adrian Zöhler nun Präsident des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS). Und in dieser kurzen Zeit hat er schon gespürt, wie viel Druck auf diesem Amt lastet, welche Begehrlichkeiten entstehen, womit er sich auseinandersetzen muss.

Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein Rundgang an der Hermann-Neuberger-Sportschule. „Ich wollte mich jedem Mitarbeiter persönlich vorstellen“, sagt Zöhler. Auch denen, die im Zuge des Finanzskandals bereits gekündigt sind. Motivation habe er vernommen, aber auch Betroffenheit. „Es ist die Aufgabe des Präsidenten, sich dafür einzusetzen, dass diese Menschen einen neuen Job finden. Ich bin da gefragt, und da werde ich Flagge zeigen“, sagt Zöhler. Zuversichtlich sei er, dass viele der 44 mit Unterstützung der Landesregierung vermittelt werden können, wenn auch nicht in allen Fällen im passenden Berufsfeld. „Alles können wir nicht garantieren“, sagt Zöhler.

Dass sich der Präsident um das Personal kümmert, ist sein Anliegen – aber auch ein Beschluss des neuen Präsidiums. In der ersten Sitzung am Montagabend wurden klare Aufgabenbereiche besprochen und zugeordnet. „Erstmalig beim LSVS“, wie Zöhler anmerkt: „Mitglieder aus dem Präsidium sollen Kommissionen leiten, in denen auch Mitglieder des Gesamtvorstandes oder externe Expertisen eingebunden sind. Das Präsidium kann dann die Ergebnisse dieser Gruppen beraten und beschließen. Jedes Thema in Gänze im Präsidium zu bearbeiten, wird uns nicht gelingen.“

Eine Schlüsselrolle nimmt hier Gottfried Hares ein, zuständig für Liegenschaften und Prozessmanagement. Der ehemalige Chef von Pizza Wagner soll alle Strukturen des LSVS auf den Prüfstand stellen – von der „antiquierten Satzung“ (Zöhler), über die Arbeitsaufteilung in der Geschäftsstelle bis hin zu Compliance-Regelungen für haupt- und ehrenamtlich tätige Mitarbeiter. Dass Vorgänger Klaus Meiser seiner Lebensgefährtin eine mit 1200 Euro bezahlte Nebentätigkeit verschafft hat (hier ermittelt die Staatsanwaltschaft), will Zöhler öffentlich nicht bewerten. „Für mich geht es darum, nach vorne zu schauen. Es geht um klare Regeln. Wie gehe ich mit Geschenken um? Wie gehe ich mit Einladungen um? Wir wollen hier eine Grundlage schaffen, die keinen Raum für Spekulationen zulässt“, sagt der LSVS-Präsident.

Das gilt auch für das Verhältnis zu früheren Verantwortlichen beim LSVS und deren mögliche Einflussnahme in Zukunft. So werde die Besetzung diverser Gremien genau überprüft – etwa bei der Sportstiftung Saar. Dort sind Ex-Präsident Gerd Meyer und die beiden Ex-Vizepräsidenten Kurt Bohr und Franz Josef Schumann als Vertreter des LSVS im Vorstand und damit verantwortlich für das Verteilen von Geldern im Saarsport. Zöhler bestätigt auch, dass sich das Präsidium am Montagabend mit dem Thema Regress beschäftigt habe. „Wir werden prüfen, und zwar sehr schnell, ob wir Regress-Ansprüche gegen Personen oder Institutionen stellen können“, sagt Zöhler.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen frühere Präsidiumsmitglieder bereits Strafbefehle wegen Vorteilsgewährung erwirkt – darunter auch Udo Genetsch. Der war als Vertreter der Saarländischen Sportjugend im Präsidium des LSVS und ist es weiterhin auch nach der Mitgliederversammlung am 16. September in Eppelborn. Als einziger der ehemals Verantwortlichen. Dass dies auch kritisch gesehen wird, „kann ich nachvollziehen“, sagt LSVS-Chef Zöhler: „Ich schätze Udo Genetsch und bin zuversichtlich, dass wir harmonisch zusammenarbeiten werden.“ Sein Rat aus der Vergangenheit könne hilfreich sein. Andererseits, merkt Zöhler an, zeige sich auch an dieser Stelle, dass die Satzung des LSVS überarbeitet werden müsse. Das Vorschlagsrecht der Sportjugend für einen Posten im Präsidium müsse neu bewertet werden. Genetsch wurde in Eppelborn vorgeschlagen und von der Mitgliederversammlung bestätigt.

Neben Genetsch (Sportjugend) und Präsident Zöhler (Personal) vervollständigen die Vizepräsidenten Hares (Prozessmanagement und Liegenschaften) und Bodo Wilhelmi (Finanzen und Leistungssport) sowie Sabine Glück (Sport­entwicklung), Margret Klein-Raber (Sportentwicklung), Frank Liedke (Leistungssport und Liegenschaften) und Joachim Meier (Marketing und Kommunikation) das neue Führungs-Gremium des LSVS.

Letztgenannter, der Präsident des Saarländischen Tennis-Bundes, war als einziger am Montagabend nicht dabei – er ist in Brunegg in der Schweiz im Urlaub. „Der war schon länger geplant“, sagt Meier, auf den in den kommenden Wochen ebenfalls viel Arbeit zukommt. Denn im Bereich Kommunikation war zuletzt „viel Luft nach oben“, wie er diplomatisch formuliert. „Wir müssen um Vertrauen werben – bei den Vereinen, den Mitgliedern, der Politik und den Medien, praktisch bei der gesamten Bevölkerung, denn da ist im letzten Dreivierteljahr unheimlich viel kaputtgemacht worden.“

Meier sagt, er nehme seine Aufgabe „sehr ernst“: „Und das betrifft vor allem auch die Kommunikation nach innen. Es darf nicht sein, dass es Fachverbände gibt, die sich nicht ausreichend informiert fühlen. Wir müssen alle auf unserem Weg mitnehmen, alle integrieren.“

 Klaus Meiser war zuletzt Präsident des LSVS.

Klaus Meiser war zuletzt Präsident des LSVS.

Foto: dpa/Oliver Dietze
Joachim Meier ist im LSVS ab sofort für die Kommunikation zuständig.

Joachim Meier ist im LSVS ab sofort für die Kommunikation zuständig.

Foto: Erich Brücker
 Udo Genetsch ist als einziger im LSVS-Präsidium geblieben.

Udo Genetsch ist als einziger im LSVS-Präsidium geblieben.

Foto: BeckerBredel

Eine Mammutaufgabe. Für Meier, für das gesamte Präsidium, vor allem für den neuen Chef Zöhler. Der hat in den vergangenen zehn Tagen nicht nur Druck gespürt, sondern auch Lust auf die Herausforderung: „Wir haben ein sehr gutes Team beisammen. Ich habe es nicht bereut, kandidiert zu haben und diese Verantwortung zu übernehmen.“

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