Fußball-Bundesliga Ein Neustart – aber auf Bewährung

Stuttgart · Der angeschlagene Trainer Markus Weinzierl hofft beim VfB Stuttgart auf den Hitzlsperger-Effekt – auch für sich selbst.

 Markus Weinzierl muss im Training des VfB Stuttgart nicht nur Stangen in den Rasen stecken, sondern auch seine Spieler aufrichten. Klappt das nicht, dürfte er seinen Job sehr bald los sein.

Markus Weinzierl muss im Training des VfB Stuttgart nicht nur Stangen in den Rasen stecken, sondern auch seine Spieler aufrichten. Klappt das nicht, dürfte er seinen Job sehr bald los sein.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Thomas Hitzlsperger stand mit dunkler Sonnenbrille am Rande des Trainingsplatzes. Der neue Sportvorstand des krisengeplagten VfB Stuttgart verfolgte das Geschehen ganz genau. „Für mich ist das Wichtigste, nah beim Trainer zu sein, nachzufragen, wie ich helfen kann, damit wir schnell wieder die Kurve kriegen“, sagte Hitzlsperger und fügte an: „Das ist kein hoffnungsloses Unterfangen.“

Die Hoffnungen ruhen bei den Schwaben im Abstiegskampf vor allem auf dem 36-Jährigen. Auch der schwer angeschlagene Trainer Markus Weinzierl, der an diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen das Spitzenteam RB Leipzig wohl nur auf Bewährung auf der Bank sitzt, erwartet durch den Wechsel an der VfB-Spitze einige Impulse. Er hofft auf den Hitzlsperger-Effekt – vor allem für sich selbst. Ein Neustart habe „einen gewissen Charme: neue Ideen, neuer Schwung, eine positive Stimmung. Ich hoffe, dass das ansteckt und die Jungs mitnimmt“, sagte der 44-Jährige.

Hitzlsperger, der Michael Reschke ablöste, hatte bereits am Mittwoch versucht, der Mannschaft ins Gewissen zu reden und nach sechs Spielen ohne Sieg Aufbruchstimmung zu erzeugen. Dies sei „eine gute Ansprache“ gewesen, sagte Weinzierl, betonte aber auch: „Es zählt nur die Leistung auf dem Platz. Die Spieler müssen es regeln.“ Um den Trainer zu retten. Der Druck auf Weinzierl ist angesichts einer erschütternden Bilanz mit zehn Niederlagen aus 14 Spielen enorm.

Weinzierl weiß, dass er nach dem desolaten Auftritt seiner Mannschaft in Düsseldorf (0:3) Erfolge vorweisen muss. „Wir, und auch der Trainer, brauchen die Punkte. Wir wissen, dass wir ein anderes Gesicht zeigen müssen, wir müssen auch mal in der Außenseiterrolle überraschen“, forderte er.

Über eine mögliche Entlassung mache er sich keine Gedanken. „Als Trainer lebst du von Spiel zu Spiel, da musst du die Ziele erreichen“, sagte er – wohl wissend, „dass du als Trainer für die Situation verantwortlich bist – und die ist schlecht.“ Er habe aber in die Aussagen von Hitzlsperger „100 Prozent Vertrauen. Wir arbeiten in eine Richtung. Wenn er sagt, er steht bis zum letzten Tag an meiner Seite, dann reicht mir das“. Dieser letzte Tag könnte jedoch schon am Samstag sein. Eine Jobgarantie darüber hinaus verweigert Hitzlsperger.

Bis dahin versucht Weinzierl nach einer turbulenten Woche alles, um den abstiegsgefährdeten VfB doch noch in die Spur zu bringen. Im Training machte er seinen Profis noch einmal eindringlich klar, „dass wir die einfachen Ballverluste schleunigst einstellen müssen. So viele Tore können wir gar nicht erzielen.“ Aber, ergänzte er, „der Kader ist gut genug, um besser dazustehen. Der VfB ist ein Traditionsverein, der nicht in den Tabellenkeller gehört.“

Verzichten muss Weinzierl gegen Leipzig auf Dennis Aogo (Wadenverletzung) und Timo Baumgartl, der weiter an den Folgen einer Gehirnerschütterung leidet. Nicolas Gonzalez fehlt rotgesperrt. Für ihn sei im Angriff Ex-Nationalspieler Mario Gomez „die erste Option“, sagte Weinzierl. „Radikale Wechsel“ in seinem Team schloss er trotz der jüngsten Enttäuschungen aus.

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