Olympische Winterspiele in Südkorea Norwegen im Olympia-Goldrausch

Pyeongchang · Die Skandinavier führen den Medaillenspiegel bei den Winterspielen an und haben noch viele Chancen.

 Marit Björgen aus Norwegen bejubelt die Goldmedaille der norwegischen Langlaufstaffel mit ihrer Teamkollegin Ingvild Oestberg.

Marit Björgen aus Norwegen bejubelt die Goldmedaille der norwegischen Langlaufstaffel mit ihrer Teamkollegin Ingvild Oestberg.

Foto: dpa/Kirsty Wigglesworth

Tief in der Nacht fielen die Norweger im Deutschen Haus ein. Mit Anzug und Krawatte kamen die Skispringer. Die Mannschafts-Olympiasieger feierten bis in die Morgenstunden. Daniel Andre Tande spritzte mit Sekt um sich und legte Solo-Tanzeinlagen aufs Parkett. Trainer Alex Stöckl stieg auf die Bühne, schnappte sich das Mikrofon und sang das Elton-John-Lied vom „Rocket Man“.

Keine Nation hat während der Winterspiele mehr Grund zum Feiern als die Norweger. Das Abschlusstableau im Medaillenspiegel führten sie zuletzt 2002 in Salt Lake City mit 13 Goldmedaillen an. Der bisherige Rekord von 26 Mal Edelmetall ist längst übertroffen. „Vieles läuft gut“, sagt Tore Övrebö nun. „Etwas unwirklich“ kommt Skipräsident Erik Roeste die Siegesserie vor.

Den Nordeuropäern bieten sich noch einige Chancen – vor allem im Langlauf. Marit Björgen hat noch zwei Chancen, um ihren achten Olympiasieg zu holen und damit Nummer eins bei Winterspielen zu werden: Es hat sich zur fast täglichen Gewohnheit entwickelt, dass die norwegischen Langläufer im Hotelflur eine Sahnetorte anschneiden, um Medaillen zu feiern. Sogar das Königshaus stimmte in den Jubel ein. „Norwegens bester olympischer Tag aller Zeiten“, stand nach dem Besuch von Kronprinz Haakon in Pyeongchang auf der royalen Internetseite. Drei Goldmedaillen seiner Landsleute im alpinen Skisport, im Langlauf und im Biathlon erlebte er vergangene Woche mit.

Das Königshaus steht dem Sport in Norwegen traditionell nahe. Als Haakon und Prinzessin Mette-Marit Anfang dieses Monats Prinz William und Prinzessin Kate empfingen, besuchten sie gemeinsam auch die Sportanlagen auf dem Holmenkollen, die als Wiege des nordischen Skisports gelten. Die Verbindung von Sport und Natur gehört zur DNA der fünf Millionen Norweger. Dass andere Länder größer seien, spiele keine Rolle, weil die Norweger Wintersport eben mehr liebten als etwa die 80 Millionen Deutschen, kommentiert die Zeitung „Aftenposten“.

„Die Norweger können sich in ihren Traditionssportarten wie Skilanglauf oder Skispringen auf perfekte Witterungsbedingungen stützen – mehr Schneezeit, Schnee in den Städten, so dass viel Reisezeit eingespart werden kann“, erklärt Dirk Schimmelpfennig, der deutsche Chef de Mission. Allerdings begleitet auch Zweifel die Topleistungen. Laut Norwegischem Rundfunk gehören 6000 Dosen Asthmamittel zum Gepäck der 121-köpfigen Mannschaft. Norwegens Olympia-Chefärztin Mona Kjeldsberg verteidigte den Großeinkauf und sagte, die Mengen seien anhand des Bedarfs bei den letzten Winterspielen ermittelt worden.

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