Darts-WM in London Gaga trumpft bei seinem WM-Debüt auf

London · Der Saarländer Gabriel Clemens gewinnt sein Auftaktspiel bei der Darts-Weltmeisterschaft. Am Freitag geht’s weiter.

 Gaga ballt die Faust! Bei seiner ersten Darts-WM in London steht der Saarländer Gabriel Clemens in der zweiten Runde.

Gaga ballt die Faust! Bei seiner ersten Darts-WM in London steht der Saarländer Gabriel Clemens in der zweiten Runde.

Foto: Heiko Lehmann

Damit hatte wohl keiner gerechnet: Gaga hat den Alexandra Palace gerockt und das Darts-Saarland am Sonntag in einen Freudentaumel versetzt. Gabriel Clemens aus Honzrath hat bei seinem Weltmeisterschafts-Debüt in London in der ersten Runde mit 3:0 gegen den Engländer Aden Kirk gewonnen. Es ist der bislang größte Erfolg des 38-Jährigen in seiner Karriere als Halbprofi im Darts-Sport.

Doch während viele Deutsche und auch einige Saarländer unter den etwa 2500 Zuschauern im Ally Pally den „German Giant“ feierten, verzog der 1,95-Meter-Hüne kaum eine Miene. Er ballte kurz die Faust und zwinkerte seiner Freundin Lisa zu. „Wenn ich so weiterspiele, fliege ich in der nächsten Runde raus. Das war nicht viel von mir heute“, sagte Clemens beinahe schon enttäuscht über seine Leistung. „German Giant“ ist der neue, offizielle Spitzname von Gabriel Clemens, der bislang unter seinem Spitznamen Gaga spielte. „Ich werde für alle Gaga bleiben, aber ich habe mir mit meinen Sponsoren einfach diesen Namen überlegt“, erklärte Clemens.

Was Emotionen angeht, ist Gaga ein Eisberg. Er ist nicht aus der Ruhe zu bringen und zeigte auch auf der größten Bühne der Welt kaum, was in ihm vorgeht. Alle Darts-Größen der Welt schätzen das als ein großes Talent. „Ich bin halt so. Was soll ich machen? Beim Einlauf war ich aber nervös“, sagte der 38-Jährige.

Das sah man ihm überhaupt nicht an. Gaga spazierte förmlich durch den ersten Satz und hatte mit seinem zugegebenermaßen schwachen Gegner überhaupt keine Probleme. „Das war ein perfekter Anfang. Gaga schafft das heute“, sagte Darts-Fan Patrik Welsch, der mit seinem Freund Peter Hoffmann extra wegen Clemens nach London gereist war, nach dem schnellen ersten Durchgang.

Während Gegner Kirk in der Pause nach dem ersten Satz weiter auf der Bühne trainierte, marschierte Gaga in ganz gemütlichem Trott, wie es sonst wohl nur Samson von der Sesamstraße hinbekommt, von der Bühne. Im zweiten und dritten Satz wurde der deutsche Gigant dann zum Dirigenten des Alexandra Palace. Kirk wurde stärker, warf das erste Maximum von 180 Punkten, und sofort sprangen die Engländer von ihren Sitzen und ließen den Ally Pally beben. Und was machte Gaga? Er warf seinerseits sofort eine 180, und schon war wieder Ruhe in der Hütte. Auch im weiteren Spielverlauf konterte Clemens jede Aktion seines Gegners und damit auch die einheimischen Fans. Lediglich ein kleiner Haufen Saarländer flippte immer wieder vor Freude aus.

Am Ende sicherte sich Clemens mit einer Doppel-8 den souveränen 3:0-Sieg nach Sätzen. Sein Anhang, die Saarländer und alle Deutschen feierten im Ally Pally, während sich Clemens etwa eine Stunde nach dem Spiel und erfolgreicher Dopingkontrolle dann doch noch ein Lächeln abgewinnen konnte. „Natürlich bin ich froh über den Sieg. Mit der Teilnahme an der WM ist schon ein Traum in Erfüllung gegangen, und jetzt habe ich auch noch ein Spiel gewonnen“, so der 38-Jährige, der sich durch den Einzug in die zweite Runde bereits über 16 600 Euro Preisgeld freuen kann.

Großartig feiern ist aber nicht. Am Dienstagmorgen um 6 Uhr beginnt seine Schicht als Industriemechaniker beim Entsorgungsverband Saar in Völklingen. „Ich fliege am Montag heim und am Mittwoch wieder nach London. Es ist Stress, aber es gehört dazu. Die Vorfreude ist aber riesengroß“, sagte Gaga, neben Max Hopp der einzige im Feld verbliebene Deutsche. Am Freitag, etwa gegen 14.30 Uhr deutscher Zeit (live bei Sport1), trifft der Saarländer in der zweiten Runde auf den gesetzten Schotten John Henderson. „Soweit denke ich noch gar nicht. Ich genieße jetzt zuerst mal den Tag und schaue mir noch ein paar Spiele an. Alles andere kommt ab Mittwoch“, sagte der 38-Jährige, der die Vorweihnachtszeit im Saarland in diesem Jahr gehörig auf den Kopf stellt.

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