Sie lebt das paralympische Motto

Saarbrücken · Sie ist gerade mal 18 Jahre jung und steht vor dem größten sportlichen Erlebnis ihrer noch jungen Laufbahn. Die Leichtathletin vom TV Püttlingen wird bei den Paralympics in Rio de Janeiro doppelt starten.

 Vanessa Braun fiebert ihrem ersten Start bei den Paralympics entgegen.

Vanessa Braun fiebert ihrem ersten Start bei den Paralympics entgegen.

Foto: Ruppenthal

Unbekümmert und motiviert reist Vanessa Braun zu ihren ersten Paralympics . Die Leichtathletin vom TV Püttlingen wird in Rio de Janeiro über die 100 Meter und beim Weitsprung in der Klasse T38 an den Start gehen.

Seit 2011 betreibt die 18-Jährige aus Piesbach Leistungssport . Trotz Ataxie und Sehbehinderung. "2010 wurde ich von meiner Schule an den Sport herangeführt. Und 2013 wechselte ich dann zum TV Püttlingen", erklärt sie. Bei den ersten Wettkämpfen, zu denen sie ihre Lehrerin mitnahm, zeigte sich schnell ihr Potenzial. 2014 wurde sie in London auf Anhieb Junioren-Weltmeisterin über 100 Meter und 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel. Im Weitsprung holte sie bei ihrer ersten Weltmeisterschaft Bronze. "Das waren meine bisher größten Erfolge", sagt Braun stolz. In Rio will sie jeweils in die Finals einziehen. Und möglichst Bestzeit laufen und Bestweite springen. Dafür arbeitet sie seit Wochen hart: "Wir waren zwei Wochen im Trainingslager in Kienbaum bei Berlin", berichtet sie: "Dort haben wir täglich zwei Einheiten absolviert. Leider habe ich mir dabei auch eine leichte Oberschenkel-Zerrung geholt. Ausgerechnet so kurz vor Rio."

Bis zum Beginn der Spiele am 7. September sollte diese allerdings kein Hindernis mehr darstellen. Die Eröffnungsfeier wird sie deshalb aber wohl verpassen. "Da muss man ja drei Stunden stehen, und das wäre nicht wirklich gut für das Bein", sagt Braun, die schon am zweiten Tag der Spiele im Einsatz ist.

"Sie hat in diesem Jahr in Lebach ihren Hauptschul-Abschluss gemacht und war so darauf fixiert, dass sie nicht so intensiv trainierte wie in den Jahren zuvor. Von daher hat sie das Training in Berlin wohl etwas überlastet, und so kam es zur Verletzung", erklärt Brauns Trainerin Evi Raubuch und ist sich sicher: "Es ist ja noch Zeit. Das wird schon klappen." Die Nominierung ist für Braun eine Riesensache. Auch, wenn sie das nach außen nicht so zeigt. "Das muss man erst einmal verarbeiten. Sie wirkt im Moment ruhig, aber ein bisschen hibbelig ist sie schon", weiß ihre Trainerin, die in Rio de Janeiro die Bezugsperson von Vanessa Braun sein wird.

"Dabei sein ist alles. Ich will in Brasilien vor allem Erfahrungen sammeln", sagt Braun trotz des sportlichen Ehrgeizes und trifft damit den Kerngedanken der paralympischen Spiele. "Ich freue mich auf die vielen Leichtathleten und das Feeling der Paralympics . Auch auf die ganzen Reporter, die dort herumlaufen und uns interviewen. Das war bei der Junioren-WM nicht so extrem, wie es in Rio sein wird", sagt sie. Von Nervosität noch keine Spur: "Das kommt bestimmt nach dem Rennen, wenn man von den Reportern angesprochen wird und nicht weiß, was man sagen soll", meint Braun. Dass sie viel von der brasilianischen Metropole sehen wird, glaubt sie nicht. "Uns wurde gesagt, dass wir uns hauptsächlich im paralympischen Dorf aufhalten sollen. Aber wir haben ohnehin einen vollgepackten Terminplan", sagt sie.

Das mit dem vollen Terminplan kennt sie allerdings schon von zu Hause. Abschalten vom Leistungssport kann sie vor allem durch Lesen. "Das beruhigt mich einfach. Ich mag es, in diese Welten einzutauchen und den Kopf abzuschalten", erklärt Braun. Welches Buch sie derzeit liest? "Das sind mehrere. Manchmal schaffe ich sogar zwei an einem Tag", sagt sie und lacht. Ab Oktober wird sie weniger Zeit haben, die sie mit Lesen verbringen kann. Dann beginnt ihre Arbeitserprobung für eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement.

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