Österreichischer Coach will sich „neu orientieren“ Bertholds Abschied ist ein schwerer Schlag

München · Nach Felix Neureuther verlieren die deutschen Skirennläufer mit dem Cheftrainer einen weiteren Erfolgsgaranten.

 Thomas Dreßen (links) wurde von Cheftrainer Mathias Berthold zum Kitzbühel-Sieger geformt. „Er kann sich so gut in einen Athleten hineinversetzen“, sagt Dreßen, der künftig ohne Berthold auskommen muss.

Thomas Dreßen (links) wurde von Cheftrainer Mathias Berthold zum Kitzbühel-Sieger geformt. „Er kann sich so gut in einen Athleten hineinversetzen“, sagt Dreßen, der künftig ohne Berthold auskommen muss.

Foto: imago/Eibner Europa/Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder

Er legte die Goldspur für Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg, feierte Medaillen mit Felix Neureuther und machte Thomas Dreßen sowie Josef Ferstl als Kitzbühel-Sieger „unsterblich“: Nur vier Tage nach dem letzten Auftritt des langjährigen Team-Anführers Neureuther verliert die Alpinsparte des Deutschen Skiverbandes in Männer-Cheftrainer Mathias Berthold einen weiteren Erfolgsgaranten. Wie bei Neureuther ist auch Bertholds Abschied ein schwerer Verlust.

Der Österreicher wolle sich beruflich neu orientieren und künftig als Privatcoach mit einzelnen Athleten arbeiten. Berthold selbst sagte: „Ich werde dem Skisport treu bleiben, meine Schwerpunkte aber auf eine persönliche Zusammenarbeit mit einzelnen Athleten verlagern.“ Privattrainer statt Teamchef, einzelne Athleten statt eine Mannschaft. Ein Nachfolger Bertholds, der seit 2014 amtierte, ist noch nicht benannt.

Alpindirektor Wolfgang Maier führt bereits Gespräche mit möglichen Kandidaten und will den neuen Boss von Thomas Dreßen, Stefan Luitz und Co. bis zur Cheftrainerklausur im April benannt haben. Er bedaure Bertholds Entscheidung, versicherte Maier, „wir haben gemeinsam in den letzten Jahren viele große Erfolge feiern dürfen. Die Basis hierfür war die extrem engagierte und hochprofessionelle Arbeit von Mathias Berthold.“ Diese, betonte Berthold selbst, habe ihm „über all die Jahre sehr viel Freude bereitet. Aber jetzt ist es an der Zeit für mich, beruflich neue Wege einzuschlagen.“

Darin, neue Wege zu gehen, war Berthold stets ein Meister. Der frühere deutsche Frauen-Cheftrainer arbeitete zum zweiten Mal in leitender Funktion für den DSV. Mit seiner bisweilen kumpelhaften, aber stets fordernden Art hat er maßgeblich dazu beigetragen, aus der jahrelang schwächelnden Männer-Mannschaft um Neureuther eine schlagkräftige Truppe zu formen. Mit der vom Verband fast schon aufgegebenen Speedgruppe um Dreßen, den er erst zum echten Abfahrer machte, feierte der 53-Jährige Erfolge, die vor seiner Zeit noch für unmöglich gehalten worden waren.

Nicht wenige erklärten Berthold für verrückt, als er 2014 selbstbewusst verkündete, er wolle in der Königsdisziplin Olympia-Gold und auf der „Streif“ gewinnen. Zumindest Letzteres hat er in Zusammenarbeit mit Disziplintrainer Christian Schwaiger geschafft. „Wer Kitzbühel gewinnt, ist unsterblich“, sagte er einmal. Dreßen hob Bertholds besonderes Gespür hervor. „Der Mathias schaut dich in der Früh an und weiß: Muss er Gas geben oder muss er dich bremsen. Das macht ihn so gut, weil er sich so gut in einen Athleten hineinversetzen kann. Und das schätze ich so an ihm.“

2006 hatte Berthold nach den medaillenlosen Winterspielen von Turin die deutschen Frauen übernommen. Höfl-Riesch und Rebens­burg wurden unter seiner Leitung zu Olympiasiegerinnen, nach deren Goldfahrten in Vancouver 2010 verließ er den DSV und kehrte als Männerchef beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) in seine Heimat zurück. Auch dort formte Berthold in Matthias Mayer und Mario Matt wieder zwei Olympiasieger, ehe er sich 2014 erneut dem DSV anschloss. Den Abfahrern habe er bei seinem Amtsantritt gesagt: „Eigentlich gibt es euch nicht mehr. Aber ich stehe 1000-prozentig hinter euch und dem, was wir tun.“ Diese Überzeugung übertrug er auf seine Athleten – und machte sie und auch den Techniker Luitz zu Siegern.

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