Fußball So leicht werden die Löwen den ungeliebten Investor nicht los

München · Die Mitgliederversammlung des Fußball-Regionalligisten votiert für eine Trennung von dem Jordanier. Die Vereinsführung bleibt aber zurückhaltend.

 Die Mitglieder des in die Fußball-Regionalliga abgestürzten Traditionsvereins 1860 München wollen ihn loswerden. Unbedingt und so schnell wie möglich: Aufsichtsrats-Vorsitzender und Hauptanteilseigner Hasan Ismaik.

Die Mitglieder des in die Fußball-Regionalliga abgestürzten Traditionsvereins 1860 München wollen ihn loswerden. Unbedingt und so schnell wie möglich: Aufsichtsrats-Vorsitzender und Hauptanteilseigner Hasan Ismaik.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Trotz seiner Bestätigung als Präsident des Fußball-Regionalligisten 1860 München hatte Robert Reisinger ziemlich wenig Grund zur Freude. Auf einer hitzigen Mitgliederversammlung votierte eine Mehrheit für eine Trennung vom jordanischen Investor Hasan Ismaik innerhalb eines halben Jahres. „Das wird die Verhandlungen nicht leichter machen“, sagte Reisinger im Anschluss der tz: „Wir wissen nicht genau, was das für Konsequenzen haben wird. Es wird aber rechtlich geprüft werden.“ Beim Traditionsverein aus Giesing weiß man nicht, wie die Zukunft aussieht – wieder einmal. Es droht ein langer Rechtsstreit.

Dass es tatsächlich zu einer Trennung von Ismaik kommt, gilt deshalb im Moment als unwahrscheinlich. Zwar ist die Mitgliederversammlung laut Satzung das oberste beschließende Vereinsorgan der Löwen, das geschäftsführende Präsidium unterliegt aber der Sorgfaltspflicht. Ein Ende des Kooperationsvertrags würde ohnehin nicht das Ende der Zwangs-Ehe mit dem Jordanier bedeuten. Ismaik hält 60 Prozent der stimmberechtigten Anteile, die würden ihm auch im Falle einer Aufkündigung der Zusammenarbeit bleiben. „Wir können ihn ja nicht wegdenken – oder ihn mit Tipp-Ex löschen“, betonte Reisinger.

Doch genau das wollte Antragstellerin Ulla Hoppen. Die Verweigerung der Zahlung für die Drittliga-Lizenz sei eine Hauptpflichtverletzung Ismaiks gewesen und damit ein Kündigungsgrund, argumentierte die 57-Jährige. „Wir schaffen es auch ohne Investor“, sagte sie und wurde deutlich: Auf Basis der „cholerischen und erpresserischen Zusammenarbeit mit Ismaik“ sei eine Genesung der in die Fußball-Regionalliga Bayern abgestürzten Löwen nicht möglich.

Kurz vor der Abstimmung hatte Reisinger erneut seine Bedenken geäußert: „Ich habe Kopfschmerzen dabei.“ Zuvor war der Antrag auf sein Bestreben überarbeitet und die Frist auf sechs Monate ausgeweitet worden. Hoppen hatte zunächst für eine fristlose Kündigung des Kontrakts plädiert.

331 noch anwesende Mitglieder sahen das genauso, 56 – darunter auch Reisinger und seine beiden Vizepräsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger – stimmten gegen den Antrag. Die Basis machte klar: Man wolle sich von dem unberechenbaren Investor nicht länger gängeln lassen.

Insbesondere finanziell dürfte es ohne Ismaik, der insgesamt rund 70 Millionen Euro in die Löwen investiert haben soll, allerdings düster aussehen: Der 40-Jährige könnte seine Darlehen sofort fällig stellen. Geschäftsführer Markus Fauser erinnerte auf der Mitgliederversammlung an die Zitterpartie nach dem Abstieg: „Wir haben die Insolvenz haarscharf vermieden.“ Gerade noch rechtzeitig hatte der Investor einer Stundung eines Acht-Millionen-Darlehens zugestimmt.

Trotz des sportlich gelungenen Starts in der Regionalliga Bayern mit der Höchstausbeute von sechs Punkten in den ersten beiden Spielen – 4:1 beim FC Memmingen und 3:1 gegen Wacker Burghausen bei der Rückkehr ins mit 12 500 Zuschauern ausverkaufte Stadion an der Grünwalder Straße – nimmt das Dilemma beim Traditionsverein kein Ende. Wenigstens der Club selbst sieht das anders: Im Bericht über die Mitgliederversammlung auf der Vereinshomepage findet sich kein Wort zu dem Antrag. Stattdessen hieß es: „Insgesamt war es – bis auf wenige Ausnahmen – eine harmonische von Aufbruchsstimmung geprägte Veranstaltung.“ Zutreffen mag das aber einzig und allein auf die sportliche Situation. Unter Trainer Daniel Bierofka und mit Topspielern wie Sascha Mölders oder Timo Gebhart zählen die Löwen zu den Titelkandidaten und Anwärtern auf den Aufstieg in die 3. Liga.

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