Formel 1 Für Lewis Hamilton ist nur der Himmel die Grenze

Melbourne · Der exzentrische Mercedes-Star ist einmal mehr der große Favorit auf den WM-Titel.

 Er genießt alle Freiheiten: Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton zeigt sich bei einer Veranstaltung seines Ausrüsters Tommy Hilfiger.

Er genießt alle Freiheiten: Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton zeigt sich bei einer Veranstaltung seines Ausrüsters Tommy Hilfiger.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Neulich in Katar, da hat sich Lewis Hamilton mal so richtig über seinen nicht minder populären Kumpel Neymar lustig gemacht. Zum Skydiving in Doha habe er Brasiliens Starkicker eingeladen, erzählte der Weltmeister gut gelaunt, „und sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Er hat gekniffen.“ Hamilton selbst hat natürlich nicht gekniffen. Auf der ewigen Suche nach dem ultimativen Kick ist nur der Himmel die Grenze für den Sternfahrer der Formel 1.

Lewis Hamilton war in den vergangenen beiden Jahren die Lebensversicherung und der Erfolgsgarant von Mercedes. Letztlich hatten es die Silbernen den überragenden Qualitäten des fünfmaligen Weltmeisters zu verdanken, dass alle Angriffe der Konkurrenz auf die Titel in der Fahrer- und Konstrukteurswertung abgewehrt wurden. Wenn es darauf ankommt, ist Hamilton eben oft diese eine Tausendstelsekunde schneller, bremst diesen einen Wimpernschlag später als jeder andere. „Lewis ist kaum zu beschreiben“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Er ist einfach Lewis.“

Und weil das so ist, lässt Mercedes seinem exzentrischen Frontmann auch alle Freiheiten. Ein kleiner Trekking-Ausflug in die Rocky Mountains zwischen zwei Europarennen? Kein Problem. Schnell mal nach New York jetten, um dort den Kaufvertrag für ein 30 Millionen Euro teures Penthouse am Ufer des Hudson zu unterschreiben? Geschenkt. Ein bisschen Bling-Bling bei den Fashion Weeks in Paris und Berlin, während alle anderen in der Fabrik im englischen Brackley am Auto tüfteln? Aber natürlich.

Und selbstverständlich werden an den Rennwochenenden gerne Mitarbeiter abgestellt, die sich im Fahrerlager um die optimale Versorgung von Hamiltons englischen Bulldoggen Roscoe und Coco kümmern. Schließlich reist der Weltmeister nicht gerne ohne seine Babys, und man will ihn natürlich unbedingt bei Laune halten. Roscoe verdient übrigens sein Hundefutter selbst, der Rüde kann als tierisches Model einer Agentur in Los Angeles für einen Tagessatz von schlappen 600 Euro gebucht werden.

Hamilton nutzt alle diese Freiheiten, und er braucht sie auch, um sein nicht gerade kleines Ego voll entfalten zu können. Dieses Ego macht ihn allerdings auch zu einer Naturgewalt im Cockpit eines Formel-1-Autos. Nichts scheint ihn aus der Ruhe bringen zu können. Fährt irgendjemand 60 Sekunden vor Ende der Qualifikation Bestzeit, legt er eben 30 Sekunden später nach. „Irgendwo liegen immer noch ein paar Tausendstel rum“, hat er mal gesagt. Er findet sie mit Sicherheit.

Die Rekorde von Hamilton sind vielfältig, vor ihm liegt zumindest in der Statistik der WM-Titel und Rennsiege nur noch Ferrari-Legende Michael Schumacher. Von 229 Grand Prix seit 2007 hat Hamilton 73 gewonnen (Schumacher: 307/91), fünf Mal war er Weltmeister – nur noch zwei Titel trennen ihn von Rekordchampion Schumacher. Er jage keine Titel und Rekorde, lässt er vor dem Start der neuen Saison an diesem Sonntag in Melbourne (6.10 Uhr/RTL und Sky) wissen, entscheidend sei allein, dass er das tun könne, was ihm Spaß macht: „That‘s Racing.“ Rennen fahren eben.

 Formel_Australien

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Die Formel 1 trauert um ihren langjährigen Renndirektor Charlie Whiting. Der 66-Jährige erlag am Donnerstagmorgen in Melbourne den Folgen einer Lungenembolie.

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