Ringer-EM in Russland Tiefenentspannt vor der Premiere

Saarbrücken · Ringer Etienne Kinsinger vom KSV Köllerbach fliegt am Samstag zu seiner ersten „großen“ Europameisterschaft nach Russland.

 Etienne Kinsinger ist fokussiert – bei den Europameisterschaften in Russland, seinen ersten bei den Aktiven, will der 21 Jahre alte Köllerbacher seine Bestleistung abrufen.

Etienne Kinsinger ist fokussiert – bei den Europameisterschaften in Russland, seinen ersten bei den Aktiven, will der 21 Jahre alte Köllerbacher seine Bestleistung abrufen.

Foto: Andreas Schlichter

Es werden seine ersten Europameisterschaften bei den Herren. Doch der saarländische Spitzenringer Etienne Kinsinger wirkt vor den am kommenden Montag im russischen Kaspijsk beginnenden Titelkämpfen nahezu tiefenentspannt. „Die Aufregung kommt wahrscheinlich am Samstag, wenn wir uns treffen und nach Moskau fliegen“, sagt der 21-Jährige: „Bis dahin ist alles normaler Alltag. Ich habe bis Freitag Uni, trainiere wie immer.“

Aber hohe Belastungen stehen nicht mehr an. Technik steht im Mittelpunkt – und das Gewicht. Kinsinger geht in der international neu eingeteilten Klasse bis 60 Kilo griechisch-römisch an den Start. „Derzeit habe ich noch 63 Kilo. Am Samstag war ich eingeladen und habe etwas gesündigt“, gesteht Kinsinger, der seit einiger Zeit mit einer Ernährungsberaterin zusammenarbeitet: „Wir haben noch mal an einigen Stellschrauben gedreht, genau festgelegt, was und vor allem wann ich esse oder trinke. Bislang läuft das sehr gut.“ Alles ist durchgeplant bis zum ersten Kampf am Dienstag.

Das galt auch für die bisherige Vorbereitung. Zwar gab es zwischendurch ein paar kurze gesundheitsbedingte Pausen, spätestens seit dem Trainingslager in Estland vergangene Woche scheint aber auch hier der Formverlauf positiv. Kinsinger fährt mit allen Chancen zur Europameisterschaft, aber ohne irgendeinen Druck. „Ich möchte dort zeigen, was ich kann, auf die Matte gehen und Spaß haben“, sagt der Saarländer, der in der Bundesliga für den KSV Köllerbach startet: „Ich kann meine Leistung selbst meistens ganz gut einschätzen. Darum will ich die Zufriedenheit über die EM nicht an einer Platzierung festmachen. Wichtig ist, dass ich am Ende sagen kann, ich habe meine optimale Leistung gezeigt.“

Einen Nachteil durch die Zeitverschiebung sieht er nicht – gerade mal eine Stunde Unterschied ist es von Mitteleuropa zur russischen Republik Dagestan. Das Teilnehmerfeld ist groß und gut besetzt. Sich auf einen einzelnen Gegner vorzubereiten, ist schwierig. „Es gibt fast keinen, den man nicht kennt. Gegen einige habe ich auch schon gewonnen. Aber es ist auch möglich, gegen jeden zu verlieren. Es bringt nichts, zu jedem eine zweistündige Videoanalyse zu machen. Es ist wichtiger, auf sich selbst zu achten“, schildert Kinsinger und sieht den Russen Sergej Emelin auch wegen des Heimvorteils in der Favoritenrolle: „Er ist ein Jahr älter als ich, ich kenne ihn und konnte noch nie gegen ihn gewinnen. Ich müsste ihn also nicht gleich in der ersten Runde zugelost bekommen.“

Neben den Gewichtsklassen hat der internationale Verband auch am Regelwerk gebastelt. Erstmals wird auch im klassischen Stil wieder in der Bodenlage gekämpft. „Das kennt man aus der Bundesliga, international gab es das die letzten Jahre nicht. Dementsprechend weniger wurde es trainiert. Ich habe jetzt mit meinem Köllerbacher Mannschaftskollegen Timo Badusch ein paar Sachen ausprobiert. Timo ist im Bodenkampf ja bärenstark“, erzählt Kinsinger: „Ich habe natürlich ganz andere Hebelverhältnisse als Timo, aber es gibt da eine Variante des Aushebers, an der wir jetzt verstärkt noch arbeiten.“

Die Statistik sagt, dass Etienne Kinsinger seine ersten Titel immer erst bei der zweiten Teilnahme an einem Wettbewerb geholt hat. „Das stimmt und ist so aussagekräftig wie jedes derartige Zahlenwerk“, sagt der Kadetten-Weltmeister von 2013 vor seiner EM-Premiere bei den „Großen“: „Und vielleicht wäre es an der Zeit, diese Statistik mal neu zu schreiben.“ Etienne Kinsinger scheint bereit dafür.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort