Handball-Weltmeisterschaft 2019 Die Bühne für das Wintermärchen ist bereitet

Stuttgart · An diesem Mittwoch sind es noch 50 Tage, bis die Handball-WM in Deutschland und Dänemark beginnt. Die SZ gibt einen Überblick.

 Die Szenen des Wintermärchens sind unvergessen. Am 4. Februar 2007 besiegten die deutschen Handballer um Pascal Hens, den Niederwürzbacher Christian Schwarzer und Markus Baur (von links) Polen im WM-Endspiel in Köln. Danach war Freude pur.

Die Szenen des Wintermärchens sind unvergessen. Am 4. Februar 2007 besiegten die deutschen Handballer um Pascal Hens, den Niederwürzbacher Christian Schwarzer und Markus Baur (von links) Polen im WM-Endspiel in Köln. Danach war Freude pur.

Foto: picture-alliance/ dpa/Franz-Peter Tschauner

Der Fahrplan steht fest, die Personalplanungen laufen – und der Traum von einer Wiederholung des Handball-Wintermärchens von 2007 rückt näher: An diesem Mittwoch sind es noch 50 Tage, bis die deutsche Nationalmannschaft am 10. Januar in der Berliner Mercedes-Benz Arena die Weltmeisterschaft 2019 eröffnet. Bundestrainer Christian Prokop arbeitet mit Hochdruck an seinem Plan für das Turnier. Auch die restlichen Vorbereitungen für die von Deutschland und Dänemark ausgerichtete WM sind in ihrer Endphase. Die SZ gibt einen Überblick zum aktuellen Stand.

Steht der deutsche Kader für die Heim-WM schon fest?

Nein. Bundestrainer Prokop wird sein vorläufiges 28 Spieler umfassendes Aufgebot am 10. Dezember bekannt geben. Während dieser Zeit kommt die deutsche Auswahl in Rostock zur ersten Phase der WM-Vorbereitung zusammen, am 12. Dezember findet dort auch das erste Testspiel gegen Polen statt. Prokop muss seinen Kader vor Turnierbeginn dann noch auf 16 Spieler reduzieren.

 Yves Kunkel hat nur Außenseiter-Chancen auf eine WM-Teilnahme.

Yves Kunkel hat nur Außenseiter-Chancen auf eine WM-Teilnahme.

Foto: Sascha Klahn/DHB/Sascha Klahn

Kann die deutsche Mannschaft in Bestbesetzung in die WM starten?

Ebenfalls nein. Gerade im Rückraum hat die Mannschaft spätestens seit dem Kreuzbandriss von Julius Kühn Verletzungssorgen. „Das tut uns extrem weh“, sagte Verbands-Vizepräsident Bob Hanning: „In einer Situation, in der nichts geht, geht Kühn.“ Denn der 25-Jährige steht für Wucht und Torgefahr aus der Distanz und damit für eine Qualität, die Prokops Team nun fehlt. Mit einer Rückkehr von Routinier Michael Kraus, der zuletzt in der Bundesliga mit einer überragenden Treffer-Quote auffiel, plant der Bundestrainer dennoch nicht. Der Weltmeister von 2007 war letztmals Anfang 2015 für die Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen.

Hat ein Saarländer die Chance auf eine WM-Teilnahme?

Wenn, dann nur Yves Kunkel. Der 24-Jährige aus Völklingen hat sich nach seinem Wechsel vom SC DHfK Leipzig zum Bundesliga-Konkurrenten MT Melsungen akklimatisiert. Mit ganz großen Topleistungen hat er aber noch nicht glänzen können. Kunkel gehört sicherlich zu den Kandidaten, die sich um die Ersatzrolle für den auf Linksaußen gesetzten Kapitän Uwe Gensheimer (Paris St. Germain) streiten. Aktuell muss Kunkel aber auch anerkennen, dass Matthias Musche (SC Magdeburg) hier klar die Nase vorne hat. Der 26-Jährige ist mit 129 Treffern der derzeit beste Torjäger der Bundesliga. Kunkel muss hoffen, eventuell zum 28er Kader zu gehören, um zumindest bei kurzfristigen Verletzungen eine Chance auf eine Nachnominierung zu haben.

Welche Rolle spielt Tim Suton in der Nationalmannschaft?

Eigentlich der Senkrechtstarter unter Prokop. In der Saison 2012/2013 gab Suton sein Debüt in der 2. Handball-Bundesliga bei der HG Saarlouis und spielte aufgrund eines Doppelspielrechts zusätzlich in der A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft der HSG Völklingen. Über die Rhein-Neckar Löwen, den TBV Lemgo und den TuS N-Lübbecke ist der Sohn des früheren HG-Trainers Goran Suton seit 2016 wieder in Lemgo – und dort trotz seiner erst 22 Jahre Anführer und Leistungsträger. Am 18. Juni 2017 gab er sein Debüt in der A-Nationalmannschaft, doch dauerhafte Fußprobleme haben ihm jetzt einen Strich durch die WM-Rechnung gemacht. Weil die Schmerzen nicht besser wurden, musste sich Suton am 6. November einer Operation unterziehen. Wann er wieder auf der Platte stehen kann, ist derzeit unklar. Bei der WM wird es ziemlich sicher nicht der Fall sein.

Wird die Nationalmannschaft bei der WM in vollen Hallen spielen?

Etwa 85 Prozent der Tickets für die Berliner Partien der WM sind bereits verkauft. Die deutsche Mannschaft wird in der Hauptstadt ihre Vorrundenspiele gegen eine Auswahl Koreas, Titelverteidiger Frankreich, Russland, Serbien und Brasilien bestreiten. Die jeweils drei besten Teams der vier Vorrundengruppen mit den Spielorten Berlin, München, Herning und Kopenhagen qualifizieren sich für die Hauptrunde, welche die deutsche Auswahl in Köln bestreiten würde. Dort sind laut Verbands-Angaben rund 75 Prozent der Tickets verkauft.

Wird die WM diesmal im frei empfangbaren TV zu sehen sein?

Ja. ARD und ZDF werden alle Spiele der deutschen Mannschaft bei dem Turnier vom 10. bis 27. Januar 2019 live übertragen. Damit wird eine Handball-WM erstmals seit 2013 in Deutschland wieder live im Free-TV zu sehen sein. In den Verhandlungen mit der Sportmarketingagentur Lagardère Sports sicherten sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender Ende Oktober sogar ein Mega-Paket. Denn neben der WM 2019 enthält die Vereinbarung auch die TV-Rechte an den Weltmeisterschaften 2021, 2023 und 2025. Darüber hinaus werden die Europameisterschaften 2020, 2022 und die in Deutschland stattfindende EM 2024 von ARD und ZDF übertragen.

Wie läuft die Vorbereitung der deutschen Mannschaft bis zum WM-Start?

Am 12. Dezember folgt das erste Testspiel des vorläufigen 28er-Kaders gegen Polen. In die heiße Phase der WM-Vorbereitung startet die Mannschaft dann nach Weihnachten. Am 28. Dezember versammelt Prokop sein Team zu einem zweitägigen Kurz-Lehrgang in Barsinghausen bei Hannover. Nach einer Silvester-Pause geht es vom 2. bis 6. Januar in Hamburg weiter. Während dieser Zeit bestreitet der Europameister von 2016 die letzten Vorbereitungsspiele: am 4. Januar in Hannover gegen Tschechien und am 6. Januar in Kiel gegen Argentinien. Am 8. Januar reist die Mannschaft nach Berlin, wo sie zwei Tage später gegen die Koreaner das Turnier eröffnet.

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