Punktgenaue Kompositionen

St. Wendel. Am kommenden Sonntag, 14. September, wird um 15 Uhr im St. Wendeler Stadtmuseum im Mia-Münster-Haus die Ausstellung "Fotografie - Peter Baus und Monika Zorn" eröffnet. Louis Daguerre, der als der Erfinder der Fotografie gilt, erkannte bereits vor 150 Jahren, dass die Beziehung zwischen einem Foto und der sichtbaren Wirklichkeit unmittelbar ist

 Das Foto von Peter Baus zeigt ein Boot in Picardie in Frankreich. Foto: Veranstalter

Das Foto von Peter Baus zeigt ein Boot in Picardie in Frankreich. Foto: Veranstalter

St. Wendel. Am kommenden Sonntag, 14. September, wird um 15 Uhr im St. Wendeler Stadtmuseum im Mia-Münster-Haus die Ausstellung "Fotografie - Peter Baus und Monika Zorn" eröffnet. Louis Daguerre, der als der Erfinder der Fotografie gilt, erkannte bereits vor 150 Jahren, dass die Beziehung zwischen einem Foto und der sichtbaren Wirklichkeit unmittelbar ist. Eine der wichtigsten Merkmale der traditionellen Kunstfotografie ist, dass dieser Transparenz des Mediums entgegen gewirkt wird. Durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen etwa lenkt der Künstler unsere Aufmerksamkeit von der Abbildung hin zum fotografischen Prozess. Der Fotograf "komponiert" einen Zusammenhang, wählt ein Fragment aus oder bestimmt einen Ausschnitt. Dennoch zeigt er zwangsläufig nur jene Dinge, die er tatsächlich vorgefunden hat. So gesehen, ist der künstlerische Status der Fotografie fragwürdig: Können denn komplexe Inhalte durch bloße Reproduktion eines "Ausschnitts" aus der sichtbaren Welt überhaupt erfasst werden? Dass dies funktioniert, ist festzustellen, wenn man die Bilder von Peter Baus und Monika Zorn betrachtet. Sie zeigen analoge Bilder, die diese Welt unverändert - das heißt ohne digitales Hinzufügen oder Wegradieren von Details - präsentieren. Die beiden Künstler arbeiten grundverschieden, aber trotzdem ähnlich in der Art und Weise, wie sie ihre Motive entdecken. Lichtspiele, Schattenwürfe, Strukturen oder Kontraste - das übergeordnete Thema der Arbeit beider Künstler ist die Wahrnehmung. Sie zeigen auf, welche visuellen Schätze sich "einfach so" in unserem Umfeld finden lassen, und die Betrachter werden sich bewusst, dass sie im Alltag nur sehen, was sie wissen oder kennen. Leider ist diese Fähigkeit fast abhanden gekommen, über diesen Rahmen hinaus überrascht zu werden. Der konstruktive Aspekt in der Arbeit von Monika Zorn ist so auffallend stark, dass die Beziehung zur sichtbaren Welt beinahe abreißt. Die Betrachter rätseln und staunen, weil sie diese Beziehung fast automatisch suchen, handelt es sich doch "um ein Foto". Doch diese "punktgenaue" Komposition gewinnt die Überhand und fasziniert durch ihre unglaubliche Klarheit. Peter Baus ist ebenfalls ein Meister in der Auswahl des Bildausschnittes. Hier hat er sich für Landschaften entschieden - und tatsächlich ist die stille Natur eines seiner Hauptthemen. Für seine Bilder reist er oft an den gleichen Ort. Nur wenn alles stimmt, Standort, Licht und Farbe, ist die Bildaussage gelungen. Die Betrachter werden durch seine Bilder aufgefordert, mit offeneren Augen die Welt zu betrachten. Die Broschüre zur Ausstellung ist zum Preis von fünf Euro im Museum erhältlich. Die Ausstellung dauert bis einschließlich Sonntag, 9. November. Am Donnerstag, 23. Oktober, findet um 17 Uhr ein Werkgespräch mit Peter Baus und Monika Zorn statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Führungen sind nach Anmeldung möglich. redKontakt: St. Wendeler Museum, Tel. (06851) 80 91 83.

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