Radsport Zabel junior geht die Premiere mit Demut und Träumen an

Düsseldorf · Der Sohn des einstigen Sprintstars Erik Zabel steht vor seiner ersten Tour de France. Seine Ziele sind allerdings bescheiden. Er will ein guter Helfer sein.

() Rick Zabel kennt die Sommer in Paris, den speziellen Duft der Metropole, den Zauber der vielen kleinen Cafés entlang der Seine – und auch die besonderen Emotionen, die entlang der einmal im Jahr feierlich in Gelb geschmückten Champs-Élysées wabern. „Ich habe als Kind schon gemerkt, dass in Paris eine ganz besondere Stimmung ist. Ich hatte immer eine super Zeit“, sagt Zabel: „Das ist mir noch bewusst im Gedächtnis.“

Im Juli plant der 23-Jährige wieder eine Reise in Frankreichs Hauptstadt. Doch wird dieses Mal alles anders und neu. Vor seiner Rückkehr zum Finale der Tour de France auf dem Pariser Pracht-Boulevard warten auf den Sohn der Sprint-Legende Erik Zabel 3540 Kilometer im Sattel seines Rennrads. Eine Tortur, der sich Zabel erstmals stellt. Und für die er doch bestens gewappnet zu sein scheint. Der Knirps, der einst mit grün gefärbten Haaren auf den Schultern seines Vaters vom Podium der Frankreich-Rundfahrt winkte, ist erwachsen geworden – und geht die bislang größte Herausforderung seiner noch jungen Karriere als Radprofi mit Vorfreude und Demut an.

„Als Rennfahrer selber die Erfahrung zu machen, ist sicher noch einmal etwas ganz anderes“, sagt er. Zabel, optisch eine Kopie seines Vaters, steht im neunköpfigen Aufgebot des Teams Katjuscha-Alpecin, das in Tony Martin auch den potenziellen Sieger des Auftaktzeitfahrens an diesem Samstag in Düsseldorf und ersten Träger des Gelben Trikots stellt. Seine eigenen Ambitionen sind weitaus bescheidener. „Das größte Ziel ist, in Paris anzukommen und die Tour durchzufahren, ganz klar. Ich freue mich und will es auf mich zukommen lassen“, sagt Zabel. Er ist kein Vollblutsprinter wie sein erfolgreicher Vater Erik, der sechs Mal das Grüne Trikot des besten Sprinters der Tour gewann, hat aber dennoch gewisse Stärken geerbt.

Zabel ist mit einer großen Rennhärte gesegnet, bereits zwei Mal beendete er den Giro d‘Italia. Vor allem ist Zabel aber eines: schnell. Das soll in den kommenden Wochen dem Norweger Alexander Kristoff zugute kommen, dessen wichtigster Anfahrer Zabel ist. „Ich freue mich darauf, mich in den Sprintankünften, wenn es heiß hergeht, zu zeigen. Es wäre super, wenn wir eine Etappe gewinnen könnten und ich einen großen Teil dazu beitragen würde“, sagt er.

Wie gut das Gespann harmoniert, zeigte es beim Eintagesrennen Eschborn-Frankfurt Anfang Mai, das Kristoff nach mustergültiger Vorarbeit Zabels gewann. Eigene Ansprüche stellt Zabel vor seiner Premieren-Tour nicht, den Traum vom Etappensieg hat er dennoch. „Falls ein Tag kommt, an dem die Stunde schlägt, wäre es natürlich schön. Darauf hofft man insgeheim“, sagt Zabel.

Sein großes Tour-Abenteuer beginnt am Samstag in Düsseldorf, allein durch seinen Namen rückt er vor heimischem Publikum in den Fokus, zumal er beinahe vor der eigenen Haustür fährt. Zabel ist in Dortmund aufgewachsen, keine 70 Kilometer entfernt vom Grand Départ. Nervös ist er deshalb nicht. „Ich freue mich total darauf, das Flair des Tour-Starts in Deutschland mitzuerleben“, sagt Zabel. Das hat selbst Vater Erik nie erreicht.

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