Experten für besondere Züchtungen

Einbeck/Bonn · Die Aufgaben von Pflanzentechnologen sind vielfältig. Sie vermehren Saatgut, bauen Pflanzen an, ernten diese und werten ihre Versuche aus. Ziel ist die Zucht von Sorten mit bestimmten Eigenschaften.

 Im Gewächshaus der KWS Saat SE kontrolliert Denise Korsawe, wie sich die Pflanzen entwickeln. Foto: Steffen/dpa

Im Gewächshaus der KWS Saat SE kontrolliert Denise Korsawe, wie sich die Pflanzen entwickeln. Foto: Steffen/dpa

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(dpa) Pflanzentechnologen betreuen den ganzen Lebenszyklus einer Pflanze. Oft müssen sie lange warten, ehe sich die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen: "Wenn man einen Spross setzt, sieht man ja nicht zwei Tage später die Pflanze", sagt Denise Korsawe. Die 21-Jährige ist im zweiten Lehrjahr ihrer dualen Ausbildung beim Saatgutbetrieb KWS Saat SE im niedersächsischen Einbeck.

In den ersten beiden Jahren arbeitet sie im Kulturlabor, einem ihrer Schwerpunktbereiche. Dort beschäftigt sie sich mit Nutzpflanzen wie Zuckerrüben, Raps und Weizen. Das Ziel ist neue Linien zu züchten, die bestimmte Eigenschaften haben: die etwa an kalte oder warme Regionen angepasst sind, einen besonders hohen Ertrag bringen oder resistent gegenüber Pilzkrankheiten oder Schädlingen sind.

Die nachhaltige Züchtung von Pflanzen sei ihr besonders wichtig, sagt Korsawe. Ein faszinierendes Beispiel sei die Zuckerrübe. "Durch jahrelange Züchtung ist der Zuckerertrag immer höher geworden." Gleichzeitig sei der Einsatz von Düngemitteln verringert worden. Zur Arbeit im Labor gehören auch DNA-Analysen. Dafür eignen sich die Auszubildenden tiefgehendes biologisches Fachwissen an. "Die Ausbildung finde ich sehr komplex", sagt Korsawe. In der Berufsschule für Pflanzentechnologen lernt sie mit anderen jungen Menschen aus ganz Deutschland, wie man Saatgut vermehrt, Versuche plant, durchführt und auswertet. "Wer Lust auf Natur und Spaß an der Arbeit mit Pflanzen hat und Zuverlässigkeit mitbringt, für den ist das der richtige Beruf", erklärt Armin Töpperwien, Lehrer an den Berufsbildenden Schulen Einbeck.

Es sei wichtig, dass Versuche, die oft über mehrere Jahre angelegt sind, gewissenhaft ausgeführt werden. Für die Arbeiten mit Pinzette und Skalpell muss man außerdem fingerfertig sein. Töpperwien betont, dass in der Pflanzenzucht Experten gebraucht werden. Die Branche ändere sich schnell. Innerhalb von drei bis fünf Jahren könnten Pflanzen neue Resistenzen entwickeln, erklärt er. "Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, die einen beschäftigen."

Arbeit finden Pflanzentechnologen bei Saatgutfirmen, privaten Pflanzenzucht-Unternehmen, in Untersuchungs- und Forschungsanstalten sowie an Instituten und Hochschulen. Ausgebildete Pflanzentechnologen können zum Teamleiter aufsteigen oder ihren Meister machen. Einige nutzen die Ausbildung auch als Grundlage für ein Studium, erzählt Töpperwien.

Gefordert wird mindestens ein Hauptschulabschluss, die meisten Bewerber können die mittlere Reife vorweisen. Die Zahl der Abschlüsse als Pflanzentechnologen sei jedes Jahr etwas gestiegen, 2015 seien es 36 gewesen. Das zeige, dass ein kontinuierlicher Bedarf bestehe, betont Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn.

Die Pflanzenzucht sei keine Riesenbranche, bestätigt Bettina Sánchez Bergmann, Referentin für Nachwuchsförderung beim Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter. Die ersten 22 Absolventen seien ihres Wissens nach aber trotzdem übernommen worden. "Es ist immer schwer, Fachkräfte zu finden, die sich spezifisch mit der Pflanzenzüchtung auskennen."

Nach zwei Jahren im Labor wird Korsawe in ihrem letzten Lehrjahr im Zuchtgarten arbeiten. Sie schätzt die Abwechslung: "Ich bin gerne draußen, arbeite aber auch gerne im Labor."

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Arbeiten im Labor und in der Natur (hei) Pflanzentechnologen arbeiten an der Entwicklung und Zucht neuer Energie-, Nahrungs- oder Zierpflanzen mit. Dazu machen sie Versuche, pflegen die Kulturen und übernehmen Arbeiten im Labor. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung beträgt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 900 und 1000 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit 2575 bis knapp 3300 Euro brutto pro Monat beziffert. Weiter Infos im Internet unter www.landwirtschaftskammern.de , www.bdp-online.de , www.aid.de

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