Beruf Hinter den Kulissen der Film-Welt

Köln · Kaufleute für audiovisuelle Medien sind für Planung und Organisation von Dreharbeiten zuständig.

Die Planung von Dreharbeiten findet vor allem im Büro statt, erklärt der Azubi Tom Dederich.

Die Planung von Dreharbeiten findet vor allem im Büro statt, erklärt der Azubi Tom Dederich.

Foto: dpa-tmn/Mediengruppe RTL

(dpa) Tom Dederichs ist 22 Jahre alt und da, wo er immer hinwollte: beim Fernsehen. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst ein Jahr bei einer Filmproduktionsfirma. Dann suchte er nach Ausbildungsstellen. „Ich wusste schon immer, dass ich irgendwas mit Fernsehen machen will“, erzählt der junge Mann. Seit zweieinhalb Jahren macht er nun seine Ausbildung als Kaufmann für audiovisuelle Medien bei der Mediengruppe RTL in Köln.

Drei Jahre dauert die Ausbildung, den Großteil hat Dederichs also schon geschafft. Die meiste Zeit davon hat er im Büro verbracht, allerdings mit den unterschiedlichsten Aufgaben: „Es ist viel Organisation, Kalkulation und Umsetzung von Dreharbeiten, man bucht das Team und Locations und macht hinterher die Abrechnung“, erzählt der Azubi. Etwa einmal pro Woche verlässt er das Büro und arbeitet direkt am Set. Dort betreut er die Schauspieler und erstellt und überprüft die sogenannte Disposition. Darauf ist der Ablauf des Drehs notiert.

225 Stellen waren laut Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2016 gemeldet, auf jede kommen etwa 30 Bewerber. Sich da durchzusetzen, ist gar nicht so leicht. Um die Chancen zu erhöhen, sollte man vorher ein Praktikum absolvieren, rät Christian Kauka, Abiberater bei der Arbeitsagentur in Halle.

„88 Prozent der Bewerber haben die Hochschulreife“, erklärt Kauka. Mindestens genauso entscheidend ist allerdings, dass man die richtigen Fähigkeiten und Charakterzüge mitbringt. „Es ist wichtig, dass man selbstsicher und aufgeschlossen ist“, sagt der Abiberater. Eine kommunikative Persönlichkeit sei Voraussetzung – zuhören können sollten die Azubis aber auch. „Gefragt sind Flexibilität, Selbstständigkeit und Organisationstalent, Stressresistenz und technisches Verständnis“, zählt Ines Janoszka von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin auf.

Ein Händchen für Zahlen ist ebenfalls von Vorteil. Denn bei der Arbeit haben die Auszubildenden viel mit Budgetkalkulation und Verträgen zu tun. „Klassische Tätigkeiten sind unter anderem die Zusammenstellung der Crews, die Beschaffung der Technik und die Einsatzplanung“, erklärt Ausbildungsberaterin Janoszka. Dazu gehört auch, Drehgenehmigungen einzuholen oder die Nutzungsrechte für Bildmaterial oder Musik abzuklären. Das erfordert Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Denn Fehler können teuer werden oder sogar eine Klage nach sich ziehen.

Der Schwerpunkt der Ausbildung ist je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich. „Die klassischen Arbeitgeber sind öffentlich-rechtliche und private Sender sowie Produktionsfirmen“, sagt Berufsbildungsexpertin Krämer. In erster Linie ist es ein kaufmännischer Beruf. Im Vergleich zu früher sei die Produktvielfalt aber größer, erklärt Krämer. „Online-Auftritte oder soziale Netzwerke gehören nun genauso dazu wie der Fernsehkanal.“

Je nach Arbeitgeber kann sich der Verdienst deutlich unterscheiden. Tarifverträge gibt es laut Krämer kaum, nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei an Tarife gebunden. Privatsender oder Produktionsfirmen zahlen andere Gehälter. Je nachdem, wo man die Ausbildung absolviert, ist der Weg zur Berufsschule möglicherweise länger. Weil es nur wenige Auszubildende gibt, werden die Klassen teilweise länderübergreifend zusammengefasst.

Da die Unternehmen überwiegend nach Bedarf ausbilden, seien die Chancen auf eine Übernahme relativ gut.

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