Ausbildungsberuf im Handwerk Geschick und Empathie sind gefragt

Traunstein/Dortmund · Mechaniker für Orthopädietechnik fertigen individuelle Hilfsmittel für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Dafür braucht es nicht nur ruhige Hände, sondern auch jede Menge Einfühlungsvermögen für die Patienten.

 Die angehende Orthopädietechnik-Mechanikerin Luisa Richter passt eine Prothese an. Der Kontakt zu den Patienten ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.

Die angehende Orthopädietechnik-Mechanikerin Luisa Richter passt eine Prothese an. Der Kontakt zu den Patienten ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung.

Foto: dpa-tmn/Caroline Seidel

() Luisa Richter arbeitet in einem Betrieb, der sich auf Kinder spezialisiert hat. Dort lernt die Auszubildende zur Mechanikerin für Orthopädietechnik, wie sie körperbehinderten Patienten mit individuellen Hilfsmitteln das Leben erleichtern kann. „Ich finde es schön, die Entwicklungen zu sehen“, erzählt sie. „Viele Kinder kommen oft über Jahre zu uns, um versorgt zu werden“. Inzwischen ist sie im zweiten Lehrjahr und hat zum Beispiel schon eine Unterschenkelorthese hergestellt, die zur Stabilisierung des Fußes dient, sowie eine Schiene zur Lagerung für die Nacht.

Wer Orthopädietechnik-Mechaniker werden möchte, muss nicht nur handwerklich geschickt sein, sondern auch Feingefühl mitbringen. Sie fertigen in Präzisionsarbeit orthopädische Hilfsmittel  und passen sie perfekt an die Bedürfnisse der Patienten an. Dazu beurteilen sie Krankheitsbilder, um die Patienten anschließend bei der Wahl des richtigen Hilfsmittels beraten zu können. Für die individuellen Anfertigungen nehmen die Mechaniker für Orthopädietechnik Maß, erstellen Modelle und arbeiten mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen. Außerdem weisen sie ihre Patienten in die Handhabung der Hilfsmittel ein.

Geschickte Hände sind für die dreijährige Ausbildung ebenso eine Voraussetzung wie gute Noten. Alf Reuter, Vizepräsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, achtet zum Beispiel immer darauf, wie sich die Auszubildenden in der Werkstatt schlagen. Er lade Bewerber nicht nur zum Vorstellungsgespräch ein, sondern auch zum Probearbeiten, sagt er.

Gleich im ersten Jahr lernen Auszubildende die handwerklichen Grundlagen, zum Beispiel den Umgang mit den Werkstoffen. Luisa Richter durfte dazu erst einmal die Abteilungen in ihrem Betrieb kennenlernen: die Näherei, den Modellierraum und die Gipserei. „Früher wurde viel mit Holz und Metall gearbeitet, heute eher mit Kunststoffen“, erklärt Alf Reuter. Dabei kommen modernste Techniken wie 3-D-Druck und besondere Scantechniken zum Einsatz.

Die Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker findet dual statt, im Betrieb und in der Berufsschule. Außer Mathe und Deutsch stehen spezifische Fächer wie Anatomie und Pathologie auf dem Stundenplan. „Da muss man schon viele lateinische Fachbegriffe lernen“, sagt Luisa Richter. Wer sich für den Stoff interessiere, lerne aber schnell.

Neben Werkstoffen, Technik und Anatomie darf der Patientenkontakt nicht zu kurz kommen. „In diesem Beruf hat man teilweise mit schweren Schicksalsschlägen zu tun, mit frisch verunglückten Amputierten oder mehrfach schwerbehinderten Kindern. Damit müssen die Auszubildenden professionell umgehen können“, sagt Reuter. Das erfordere ein hohes Maß an Empathie, aber ebenso professionelle Distanz. Berührungsängste vor Narben oder Wunden seien fehl am Platz.

Am Anfang sei ihr der Umgang mit einigen Krankheitsbildern tatsächlich etwas schwer gefallen, räumt Luisa Richter ein. „Mit Lähmungen jeder Art zum Beispiel“, sagt sie. Sie habe erst einmal herausfinden müssen, wie man am besten mit den Patienten und der jeweiligen Situation umgeht.

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind gut. Viele Betriebe seien auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden, sagt Reuter. Einen bestimmten Schulabschluss muss man nicht vorweisen. Nach dem Abschluss gibt es viele Möglichkeiten. Mechaniker für Orthopädietechnik arbeiten in Sanitätshäusern, Krankenhäusern oder Reha-Werkstätten. Wer sich selbstständig machen möchte, muss die Meisterprüfung absolvieren.

(dpa)
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