Spannende Aufgabe für Schwindelfreie

Berlin · Schornsteinfeger sorgen nicht nur für saubere Kamine. Bei der Arbeit bewegen sie sich in luftiger Höhe genauso wie in Häusern und Kellern. Und mit einem Meistertitel können sie sogar einen gesamten Bezirk betreuen.

 Die Auszubildende Selina Reimers ist als Frau in ihrem Beruf in der Minderheit. Der Frauenanteil liegt bei Schornsteinfegern bei zehn bis 15 Prozent.Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Auszubildende Selina Reimers ist als Frau in ihrem Beruf in der Minderheit. Der Frauenanteil liegt bei Schornsteinfegern bei zehn bis 15 Prozent.Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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(dpa) Selina Reimers liebt es, hoch oben unterwegs zu sein, über die Dächer Berlins zu schauen und dabei ihren Beruf zu erlernen. Die 21-Jährige wird Schornsteinfegerin. "Das Tollste an dem Job ist eigentlich die Abwechslung, denn man verbringt ja nicht die ganze Zeit nur beim Kaminkehren", sagt sie. Ein Schornsteinfeger ist viel unterwegs und berät Menschen, erledigt auch Büroarbeit und kümmert sich natürlich um die Schornsteine. Das Säubern der Kamine gewährleistet die Sicherheit der Menschen und schont die Umwelt. Früher galten Schornsteinfeger als Glücksbringer. Sie sorgten dafür, dass keine Rußbrände ausbrachen. Daraus ist ein Aberglaube erwachsen, der bis heute anhält - sogar in Großstädten wie Berlin.

Jede Woche geht Reimers in Berlin zur Berufsschule. Auszubildende außerhalb der Großstädte haben dagegen meistens Blockunterricht. Die Fächer Chemie, Mathe und Deutsch spielen dabei eine große Rolle. Das seien die Fächer, in denen man in der Schule nicht allzu schlecht gewesen sein sollte, sagt Stephan Langer, Vorstand des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks.

Angehende Schornsteinfeger brauchen laut Langer vor allem Kommunikationsfähigkeit und -willen: "Den Großteil unserer Zeit verbringen wir in den Häusern und Wohnungen von Menschen." Sie sollten außerdem offen, ehrlich und zuverlässig sein, sagt Henry Vinke, Regionalsekretär Nord des Zentralverbandes Deutscher Schornsteinfeger.

Etwa 20 000 Schornsteinfeger gibt es in Deutschland, gut 2000 junge Leute lernen den Beruf. "Wir haben einen Frauenanteil von zehn bis 15 Prozent, das gehört zu den höchsten in den Bauberufen im Handwerk", erklärt Stephan Langer. Und: Der Schornsteinfeger ist einer von jenen Berufen, bei denen ein Meistertitel beim Eröffnen einer eigenen Firma zwingend notwendig ist. Nach der bestandenen Prüfung stehen den Gesellen verschiedene Wege offen: Sie können in einem Schornsteinfeger-Meisterbetrieb ihrem Handwerk nachgehen oder die Meisterprüfung selbst in Angriff nehmen. "Das kann man theoretisch sofort nach der bestandenen Gesellenprüfung machen. Sinnvoll ist aber, erst eine Weile Praxis im Betrieb zu sammeln", so Langer.

Auch Selina Reimers denkt darüber nach, ihren Meister zu machen. Doch zunächst will sich die Auszubildende auf ihre Prüfungen konzentrieren. Vermittelt werden nach Henry Vinkes Worten so gut wie alle Gesellen. Auch Unternehmen, die Öfen, Kamine oder Schornsteine bauen, suchen oft Fachleute. Ein paar Prozent verliere das Handwerk aber an die Hochschulen, so Stephan Langer. In einigen Bundesländern gibt es Klassen, in denen man mit der Ausbildung die Fachhochschulreife erlangt. Wer die Meisterprüfung bestanden hat, kann danach ohnehin an jeder Hochschule studieren. "Die meisten gehen dann in Richtung Ingenieurwissenschaft, einige studieren Umwelt- oder Versorgungsingenieur, wieder andere Maschinenbau", erklärt Langer. Meister können sich um einen Bezirk bewerben, vergeben werden diese für sieben Jahre. "Dann ist man bevollmächtigter Schornsteinfeger und gleichzeitig eine Behörde, denn man erlässt einen Feuerstättenbescheid", so Langer. Weiterbildungen sind Pflicht für Schornsteinfeger, damit sie in Sachen Umweltschutz und Energietechnik stets auf dem Laufenden bleiben.

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Schmutzige Hände gehören zum Alltag (hei) Schornsteinfeger kontrollieren und reinigen unter anderem Feuerungs- und Lüftungsanlagen. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Vergütung währenddessen beläuft sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auf 450 bis 595 Euro brutto im Monat, je nach Ausbildungsjahr. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2500 bis 2800 Euro brutto pro Monat beziffert. Weitere Informationen zum Berufsbild und zur Ausbildung gibt es im Internet unter www.schornsteinfeger.de

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