Euro-Universität Die Saar-Uni strebt nach höheren Weihen

Saarbrücken · Der Hochschulverbund EURCrossBorderAlliance, der in Saarbrücken koordiniert wird, bewirbt sich um den Titel „Euro-Universität“.

 Sie gehören zu den Studenten der Universität der Großregion (UGR): Lea Kasseckert (oben links), David Kürbiß, Denise Rodrigues Marafona und Paul Neufert (im Uhrzeigersinn) sind in grenzüberschreitenden Studiengängen der UGR eingeschrieben. Die neue Hochschulkooperation der Saar-Universität soll dieses Studienmodell nun auf weitere europäische Grenzregionen ausweiten.

Sie gehören zu den Studenten der Universität der Großregion (UGR): Lea Kasseckert (oben links), David Kürbiß, Denise Rodrigues Marafona und Paul Neufert (im Uhrzeigersinn) sind in grenzüberschreitenden Studiengängen der UGR eingeschrieben. Die neue Hochschulkooperation der Saar-Universität soll dieses Studienmodell nun auf weitere europäische Grenzregionen ausweiten.

Foto: Oliver Dietze

„Großes entsteht immer im Kleinen“ – frei nach diesem Saarland-Motto bewirbt sich die Saar-Uni bei der EU um den prestigeträchtigsten Titel, der von der Brüsseler Behörde in der Hochschulwelt derzeit zu vergeben ist. Sie will mit dem von ihr koordinierten Netzwerk „EURCrossBorderAlliance“ – es vereint acht Universitäten in drei europäischen Grenzregionen – „Europa-Universität“ werden. Diese Auszeichnung, die auf eine Initiative des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron zurückgeht, ist Hochschulkooperationen zugedacht, die in vorbildlicher Weise Studienangebote bündeln, gemeinsame Abschlüsse anbieten und den Austausch der Studenten über Grenzen hinweg ankurbeln.

Die von der Saar-Uni geschmiedete Hochschulallianz soll ein seit zehn Jahren in der Universität der Großregion (UGR) gut erprobtes Kooperationsmodell des kleinen akademischen Grenzverkehrs auf die große europäische Bühne hieven. In der UGR, deren Zentrale ebenfalls in Saarbrücken angesiedelt ist, arbeiten sechs Hochschulen aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien mit 132 000 Studenten zusammen. Im kleinen Rahmen dieser Zusammenarbeit seien große Erfahrungen gesammelt worden, die für andere europäische Grenzregionen wichtig sein können, erklärt Uni-Vizepräsidentin Claudia Polzin-Haumann. Die UGR könne damit als Blaupause für Kooperationen in größerem Rahmen dienen. Der neue Hochschulverbund EURCrossBorderAlliance zählt zusammen etwa 173 000 Studenten.

Die Professorin für Romanische Sprachwissenschaft ist als Vizepräsidentin für Europa und Internationales zuständig für den EU-Antrag. Gemeinsam mit der Universität Kaunas in Litauen, der Universität der bulgarischen Hauptstadt Sofia sowie weiteren assoziierten Hochschulen solle in den nächsten drei Jahren untersucht werden, wie sich die Erfahrungen aus unserer Grenzregion auf andere übertragen lassen.

Finanziell ist der Wettbewerb um die Euro-Uni im Vergleich zu anderen Wissenschaftsprojekten eher schwach bestückt. Die Sieger können mit fünf Millionen Euro über drei Jahre rechnen. Das ist wenig Geld angesichts der Tatsache, dass hunderte Studenten in Austauschprogrammen quer durch Europa in Bewegung gesetzt werden müssen, um dem Ideal einer EU-weiten Bildungseinrichtung zu entsprechen. Claudia Polzin-Haumann setzt deshalb auch große Hoffnungen „auf eine Kofinanzierung auf nationaler Ebene“. Weil der Titel Euro-Universität in der Hochschulwelt „unheimlich hohes Renommee genießt“, so Uni-Präsident Manfred Schmitt, erwartet das Uni-Präsidium allerdings einen extrem harten Wettbewerb. In der ersten Runde soll die akademische Auszeichnung ein Dutzend Mal vergeben werden. Weitere Durchgänge sind vorgesehen.

Die neuen Partner in der großen Universität der Grenzregionen sind eigentlich gute alte Bekannte, erklärt Claudia Polzin-Haumann. Zur Universität Sofia unterhielten die Saar-Uni und andere Hochschulen der UGR seit Langem enge Beziehungen. Gute Kontakte gebe es auch zur Universität Kaunas. „Wir wollen weltoffene, mehrsprachige, interkulturell interessierte Europäer ausbilden“, erklärt die Vizepräsidentin der Saar-Uni. Um den europäischen Gedanken dann aus den Hochschulen ins Land zu tragen, brauche es Multi­plikatoren. Deshalb solle bei der EURCrossBorderAlliance die Lehrerausbildung einen ersten Schwerpunkt bilden. Wichtig seien darüber hinaus auch die sogenannten „Border Studies“. Der Name ist doppeldeutig. Er beschreibt nicht nur die Erforschung von Grenzphänomen, sondern steht auch für einen im Jahr 2017 eingeführten Studiengang der Universität der Großregion. Hier sind die Mehrsprachigkeit Programm und der Abschluss multinational. Die Absolventen erhalten Zeugnisse ihrer Heimathochschulen und dazu eine gemeinsame Masterurkunde, berichtet die Vizepräsidentin der Saar-Universität. Im Masterstudiengang Border Studies sollen Experten für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Tourismus, und Kultur ausgebildet werden. „Wir wollen Motor unserer Region sein“, erklärt Claudia Polzin-Haumann.

Die acht Partner der EURCrossBorderAlliance wollen den Studentenaustausch zwischen den Hochschulen verstärken und einen echten, grenzüberschreitenden Campus schaffen. Weil das Projekt auf weitere europäische Grenzregionen ausgeweitet werden soll, sind die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken – an ihr wurde die älteste deutsch-französische Hochschulkooperation gegründet –, die Université de Pau in Frankreich, die Universität Katowice in Polen und die TU Luleå in Schweden als assoziierte Partner eingebunden.

Bis zum Jahr 2025 will die EURCrossBorderAlliance die Hälfte ihrer Studenten in Austauschprogramme einbinden. Sie sollen die Sprache der Nachbarländer lernen und für den Arbeitsmarkt wichtige Kompetenzen erwerben. Das werde nicht jeden Teilnehmer zwingend zum Studium in die Ferne führen. Geplant sind auch Internet-Vorlesungen, die den Wissensaustausch erleichtern sollen. Starten könne das grenzüberschreitende Modell schon im Wintersemester, erläutert die Vizepräsidentin der Saar-Universität.

  Prof. Claudia  Polzin-Haumann.

Prof. Claudia Polzin-Haumann.

Foto: Saar-Universität/Oliver Dietze/Oliver Dietze

Was die EU vom Entwurf der EURCrossBorderAlliance hält, werden die Mitglieder des Hochschulverbundes spätestens bei der Endausscheidung im September erfahren. Sie wissen allerdings bereits heute, dass die Konkurrenz hart ist. Mehr als 50 Hochschulverbünde hatten sich Ende Februar zum Wettbewerb um die Euro-Uni angemeldet.

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