Köln/Pfaffenhofen Die Zahl minderjähriger Studenten steigt immer stärker

Köln/Pfaffenhofen · (dpa) Ihren 18. Geburtstag wird Catharina Gündel nie vergessen. Allerdings erinnert sie sich nicht an eine wilde Party. Eingeprägt hat sich ihr vor allem der Ort, an dem sie volljährig wurde: im Präpariersaal der Universität Köln.

 Immer mehr Minderjährige zieht es in den Hörsaal. 4279 junge Studenten waren es laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Wintersemester.

Immer mehr Minderjährige zieht es in den Hörsaal. 4279 junge Studenten waren es laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Wintersemester.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Catharina Gündel ist Medizinstudentin, heute 21 Jahre alt und im neunten Semester. Als sie ihr Studium 2014 begann, war sie gerade einmal 17 Jahre alt. „Ich habe die dritte und siebte Klasse übersprungen und war im ersten G8-Jahrgang“, erklärt Gündel, die neben dem Studium als Sozialreferentin des AStA der Uni Köln arbeitet.

Was lange als Ausnahme galt, kommt inzwischen immer häufiger vor: Im Wintersemester 2016/2017 waren laut Statistischem Bundesamt 4279 Studenten jünger als 18 Jahre. Zwar machen die Minderjährigen damit nur 0,15 Prozent der insgesamt über 2,8 Millionen Studenten aus. Doch ihre Zahl steigt.

Inzwischen haben sich die meisten Hochschulen aber darauf eingestellt: Mit Generaleinwilligungen können Eltern ihren Kindern die Vollmacht über studentische Angelegenheiten erteilen.

Doch außerhalb der Uni lauern Stolperfallen für minderjährige Studenten. Wer nicht gerade die Eltern mitnimmt, muss die Ersti-Party zum Beispiel schon um Mitternacht verlassen und auf hochprozentigen Alkohol verzichten. Für Mietverträge und Studentenjobs müssen die Erziehungsberechtigten ebenfalls ihr Einverständis erteilen.

Noch schwieriger: Die Finanzierung des Studiums über einen Studienkredit. Hierfür brauche es nicht nur die Einwilligung der Eltern, sondern auch eine Erlaubnis des Familiengerichts. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergebe jedoch an Minderjährige in der Regel keine Kredite. Bafög dagegen gibt es auch unter 18, erklärt Betz.

Catharina Gündel konnte zwar bei ihren Eltern wohnen und umging damit rechtliche Hürden wie Mietverträge oder Studentenjobs. Trotzdem berichtet sie von mehr oder weniger großen Hindernissen im Uni-Alltag. Von der Chemieklausur zum Beispiel, zu der sie sich nicht online anmelden konnte, weil ihr Geburtsjahr nicht auswählbar war.

Etwas schwieriger gestaltete sich das Krankenpflegepraktikum, das die Medizinstudentin noch vor dem Studium absolvierte. „Weil in meinem Fall das Jugendarbeitsschutzgesetz griff, gab es Sonderregelungen“, erinnert sich Gündel.

Im Studienalltag finden sich Minderjährige dagegen häufig gut zurecht. Das hat Sandra Schramm, Leiterin der Zentralen Studienberatung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, festgestellt. Allein die Unsicherheit bei der Studienwahl sei merklich höher unter diesen Jugendlichen. „Viele Studieninteressierte glauben, sie müssten von Anfang an eine perfekte Entscheidung treffen“, erklärt Sandra Schramm. Ist die Unsicherheit zu hoch, empfehle sie häufig, ein Überbrückungsjahr einzulegen, um sich zum Beispiel bei einem Auslandsaufenthalt oder einem Freiwilligen Sozialen Jahr weiter zu orientieren.

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