Neuer Asta-Vorstand Frischer Wind fürs politische Klima der Saar-Uni

Saarbrücken · Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität des Saarlandes hat einen neuen Vorstand. Der hat sich einiges vorgenommen.

 Zu Besuch in der SZ-Redaktion: Die stellvertretende Asta-Vorsitzende Julia Renz (l.) und die beiden Vorsitzenden Lukas Redemann und Judith Bühler.

Zu Besuch in der SZ-Redaktion: Die stellvertretende Asta-Vorsitzende Julia Renz (l.) und die beiden Vorsitzenden Lukas Redemann und Judith Bühler.

„Wir wollen an die hervorragende Arbeit unserer Vorgänger anknüpfen“, mit diesen Worten fasst Lukas Redemann aus der Hochschulgruppe der „Aktiven Idealisten“ das politische Programm des neugewählten Vorstands des Asta an der Saar-Uni zusammen. Der 25-Jährige bildet gemeinsam mit der 23-jährigen Judith Bühler (Hochschulgruppe: „das...team“) die mittlerweile 65. Doppelspitze der Studentenvertretung, sie lösen damit Katharina Waller und Benedict Weber ab. Stellvertretende Vorsitzende wird die ebenfalls 23-jährige Jurastudentin Julia Renz aus der „Juso Hochschulgruppe Saar und Unabhängige“.

Hochschulpolitik ist für die drei kein Neuland. Renz war bereits längere Zeit in ihrer Hochschulgruppe aktiv, Bühler ist seit zwei Jahren Teil der Studentenvertreter und Redemann hat seinen Weg über die Fachschaften zum Asta gefunden. „Ich wollte einfach mehr Verantwortung übernehmen“, sagt er.

Die politischen Eckpfeiler für die kommende Amtsperiode hat der neue Asta-Vorstand bereits ausgearbeitet. „Es gibt einige große Punkte, die uns besonders am Herzen liegen“, so Redemann, der an der Saar-Uni Interkulturelle Kommunikation im Bachelor studiert. „Das sind vor allem der Kampf gegen die Verwaltungsgebühren, ein barriere- wie autofreier Campus, Gleichstellung und eine Verbesserung der allgemeinen Studienqualität.“

Bei Letzterer gebe es an der Saar-Uni noch deutlich Luft nach oben, so die Einschätzung von Judith Bühler, die den Studiengang Wirtschaft und Recht belegt. „Besonders bei den Anwesenheitspflichten und den Abmeldefristen wollen wir etwas verändern“, sagt sie. In vielen Studiengängen seien die Fristen zur An- und Abmeldung viel zu knapp bemessen. „Es kann zum Beispiel nicht sein, dass ich im Mai entscheiden muss, welche Klausur ich im Oktober schreiben will.“

Auch bei der Barrierefreiheit sehen die drei Verbesserungspotenzial. „Das ist immer noch ein sehr aktuelles Thema“, sagt Lukas Redemann. „Es studieren mehr Betroffene – beispielsweise mehr blinde Menschen – bei uns als noch vor einigen Jahren“, so der Kommunikationswissenschaftler. „Gleichzeitig nehmen aber auch die Mängel auf dem Campus zu.“ So seien immer noch viele Gebäude auf dem Campus nicht barrierefrei. „Vor dem Campus-Supermarkt wurde jetzt eine kleine Treppe gebaut, wo vorher eine Rampe war“, berichtet der 25-Jährige.

„So etwas ist für uns völlig unverständlich“, ergänzt Bühler. „Bei solchen Baustellen ist oftmals unklar, wer der eigentliche Bauherr ist, aber unsere Kontaktstelle ,Studium und Behinderung‘ wurde bei der Entscheidung auf jeden Fall nicht miteinbezogen“, so die 23-Jährige. „Hier muss die Uni unsere Bereiche stärken“, fordert Redemann. Der Kommunikationswissenschaftler sieht hier auch die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in der Pflicht: „Da ist ganz klar auch der SaarVV gefragt“, so seine Einschätzung. „Dieser verbietet beispielsweise immer noch, elektronische Rollstühle im Bus mitzunehmen.“ Begründet werde das vonseiten des SaarVV damit, dass die Rollstühle umfallen könnten.

Barrierefreiheit bedeute aber nicht ausschließlich Unterstützung für Menschen mit körperlichen Behinderungen, fügt Judith Bühler hinzu: „Viele verstehen unter Barrierefreiheit nur Dinge wie Rampen für Rollstühle. Für uns sind das aber alle möglichen Hürden, auf die man im Studium stoßen kann.“

Für Juristin Julia Renz gilt Ähnliches beim Thema Gleichstellung. „Für mich bedeutet das Gleichstellung im weitesten Sinne, also nicht ausschließlich die von Frauen.“ Vielmehr gehe es um den Einsatz gegen alle möglichen Formen von Diskriminierung. Aber auch das Thema Frauen in der Wissenschaft liegt ihr am Herzen: „Wie müssen angehende Wissenschaftlerinnen stärker fördern“, sagt sie. Es fehle hier noch immer an Vorbildern. „Viele Frauen bewerben sich gar nicht erst auf Doktorandenstellen, weil sie davon ausgehen, dass sich eine akademische Karriere nicht mit Familie in Einklang bringen lasse“, so die 23- Jährige. „Wir müssen dafür sorgen, dass hier jeder die gleichen Chancen hat.“

Auch den autofreien Campus hat sich der neue Asta-Vorstand auf die Fahnen geschrieben. „Für uns geht es hier auch um den Sicherheitsaspekt“, sagt Redemann. Ohne den Verkehr könnten sich die Studenten sorgloser auf dem Campus bewegen. Außerdem werde überall auf dem Campus wild geparkt, sagt Judith Bühler. „Da werden dann auch Bushaltestellen oder Rampen für Rollstühle blockiert“, so die Studentin. Auch hier sieht Redemann Nachholbedarf vonseiten der Politik: „Ohne deutliche Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs und ein weiteres Parkhaus, wird da wenig möglich sein“, so seine Einschätzung. Man sei im ständigen Dialog mit Uni-Leitung und SaarVV. „Wir müssen hier für Studierende und Mitarbeiter mehr Anreize schaffen, aufs Auto zu verzichten.“

Die neue Verwaltungsgebühr an der Saar-Uni ist den Studentenvertretern ebenfalls ein Dorn im Auge. „Wir sind gegen jegliche Art von Studiengebühren“, stellt Judith Bühler klar. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, soziale Argumente mit Zahlenargumenten zu untermauern.“ Dazu wolle man genau nachverfolgen, was mit den Geldern passiere. „Angeblich soll die Verwaltungsgebühr den Unihaushalt entlasten und so mehr Geld für Studium und Lehre zur Verfügung stehen, wir werden ein genaues Auge darauf haben, inwieweit das der Fall sein wird“, so Bühler.

Daneben will der Asta verstärkt Aufklärungsarbeit auf dem Campus betreiben, wie Redemann ankündigt. „Wir haben uns damals schon für die jetzt geltenden Ausnahmeregelungen eingesetzt, nach denen sich Studierende von den Gebühren befreien lassen können“, sagt der 25-Jährige. „Jetzt müssen wir den Leuten klarmachen, unter welchen Umständen sie von der Zahlung befreit sind.“ Der Bedarf nach dieser Art Beratung sei sehr hoch, sagt Bühler. Der Asta erhalte eine Menge Anfragen besorgter Studenten, die mit den Regelungen zur neuen Gebühr überfordert seien. „Auf der Webseite der Uni ist das sehr schlecht und nur in deutscher Sprache erklärt.“

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