Fertig-Haus Die Suche nach dem Traumhaus

Bad Honnef/Günzburg · In Musterparks zeigen die Hersteller von Fertighäusern, was sie alles anbieten. Es ist ein Ort für Lebensträume, aber auch der Ernüchterung und finanziellen Grenzen. Bauherren können sich bereits im Vorfeld informieren.

 Fertighaus-Schauen wie hier in Günzburg mit Gebäuden von mehreren Baufirmen gibt es in Deutschland einige. Fünf dieser Parks betreibt der Bundesverband Deutscher Fertigbau selbst.

Fertighaus-Schauen wie hier in Günzburg mit Gebäuden von mehreren Baufirmen gibt es in Deutschland einige. Fünf dieser Parks betreibt der Bundesverband Deutscher Fertigbau selbst.

Foto: dpa-tmn/Daniel Maurer

(dpa) In der Fertighaus-Welt Günzburg in Süddeutschland stehen 19 schicke neue Häuser. Saubere Fußwege verbinden sie, in ihrer Mitte plätschert das Wasser eines Teichs. Es gibt ebenerdige Bungalows, moderne Landhäuser, elegante Stadtvillen. Sie sind eingerichtet mit Küchenmöbeln und Sofa, Bilder an den Wänden und Gardinen an den Fenstern. Doch niemand lebt in diesen Häusern. Inmitten solcher Musterhäuser des Fertigbaus beginnt für viele Menschen der Traum vom Hausbau.

Die Frage, die Vertreter der Firmen in der Schau eigenem Vernehmen nach sehr oft hören: „Was kostet das Haus, so wie es hier steht?“ Andreas Hammer, Fachberater des Ausstellers Talbau-Haus, antwortet dann gerne: „Ich habe noch nicht erlebt, dass ein Haus auch tatsächlich so gebaut wurde. Oder irgendein Haus zweimal.“

Rund 70 Prozent der Fertighäuser werden frei geplant, erklärt Christoph Windscheif, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Fertigbau (BDF). Auch wenn Anlieferung und Aufbau der Gebäudehülle in wenigen Tagen erfolgen, ist der Planungsprozess davor aufwendig. Gut ein Jahr müssen Interessenten dafür einrechnen. Und: Nahezu jede Firma kann jedes Haus bauen. Die Entscheidung für eine Variante und einen Anbieter kann sich somit schwierig gestalten. 

Für viele beginnt der Prozess mit dem Besuch eines Musterparks. Wie im Möbelhaus wird hier lediglich demonstriert, wie alles aussehen kann. In den Badezimmern stehen dekorative Döschen, in den Kinderzimmern liegt Spielzeug ordentlich drapiert. Alles ist geputzt und gewienert. Tritt man durch die Haustüren, wird spätestens deutlich, was hier anders ist: Ein Vertreter kommt mit strahlendem Gesicht und einem lauten „Willkommen“ um die Ecke. „Schauen Sie sich um! Wenn Sie Fragen haben, ich bin im Büro.“

Jede Firma hat ein anderes Konzept: Die Musterhäuser sind entweder besonders gut ausgestattete Gebäude, die zeigen sollen, was alles möglich ist. Oder sie sind eher ein guter Durchschnitt dessen, was die Kunden der Firma sich letztlich zusammenstellen lassen. Die Schauen sollen eine Inspiration sein, sagt Windscheif. Welches Haus passt zu mir? Was spricht mich an? „Danach ist man auch erst in der Lage, Hausmodelle und Hersteller zu vergleichen.“

Windscheif rät, sich Zeit zu nehmen für diese erste Suche und gegebenenfalls wiederzukommen. In manchen Ausstellungen ist der Eintritt beim zweiten Mal kostenlos. Der Experte rät auch, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Nie wird das Traumhaus beim ersten Gespräch in der Ausstellung gleich verkauft. „Wir machen immer einen Termin zum weiteren Gespräch aus. Davor ist es nur Small Talk“, erläutert Hugo Stützle vom Anbieter Okal. Das Gespräch, bei dem der Bedarf der Bauherren dann umrissen wird, kann und sollte nach Ansicht der Firmen bestenfalls sogar schon auf dem gekauften Bauplatz stattfinden. Er gibt vor, was man überhaupt bauen darf.

„In Deutschland gibt es in den meisten Kommunen Bebauungspläne“, sagt Peter Burk, Fachbuchautor zum Thema für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie regeln teils sogar die Farbe der Dachziegel. Und wenn das nicht der Fall ist, dann sieht Paragraf 34 des Baugesetzes vor, dass das neue Gebäude sich an seiner Nachbarschaft orientieren muss. Zäumt man das Pferd von hinten auf und wählt das Haus vor dem Bauplatz aus, drohen höhere Kosten, erklärt der Verband Privater Bauherren. Denn dann muss das Haus unter Umständen für das gewählte Grundstück angepasst werden.

Diplom-Psychologin Christine Backhaus rät Paaren, einen Katalog mit Kriterien aufzustellen und zwar zunächst jeder ganz alleine für sich. Jeder muss seine Bedürfnisse formulieren und auch beachten, was er ändern will im bisherigen Zusammenleben. „Und dann muss man gemeinsam klären: Wo sind Kompromisse möglich und wo darf für einen Partner kein Kompromiss gemacht werden?“ Dazu kommt die nüchterne Betrachtung des Budgets: Was kann man sich auch leisten, wenn es finanziell schlechter um den Haushalt bestellt ist? Basierend auf der Bedarfsanalyse machen die Firmen letztlich Angebote, die durchgerechnet werden sollten.

(dpa)
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