Tipps für Hobby-Gärtner Die Profi-Pflanzenzucht im heimischen Garten

Angermünde · Auch Hobbygärtner können ertragreiche Pflanzen züchten, wenn sie ein paar wichtige Punkte bei der Wahl der Samen beachten.

 Auch bei Pflanzen entsteht Großes immer im Kleinen.

Auch bei Pflanzen entsteht Großes immer im Kleinen.

Foto: dpa-tmn/Karolin Krämer

Lieblingspflanzen sind schwer zu finden — aber oft leicht zu halten. Denn von Omas alter Tomatensorte oder der Gurke, deren Früchte allen gut geschmeckt haben, lassen sich Samen ernten. Damit kann jeder Hobbygärtner etwas zum Erhalt der natürlichen Artenvielfalt beitragen und dabei bares Geld sparen.

Ob Kräuter, Gemüse oder Blumen: Theoretisch steckt in jedem Samenkorn eine Pflanze. Doch: „Nur aus bestimmten Samen können Pflanzen wachsen, die die gleichen Eigenschaften haben wie die Mutterpflanzen“, erläutert die Agrarwissenschaftlerin und Fachbuchautorin Andrea Heistinger.

Anders ist das bei Samen von sogenannten Hybrid-Pflanzen. „Hybride sind eine Kreuzung aus zwei unterschiedlichen Sorten“, erläutert Ulrike Beltz von der Niedersächsischen Gartenakademie. „Ihr Erbgut spaltet sich in der nachfolgenden Generation in die Elternsorten auf.“ So können die Samen einer gelben Zucchini nur zum Teil oder gar keine gelben Zucchini ergeben. „Gerade bei Gurken sind die meisten Sorten hybrid, weil sich die Züchtung in den letzten Jahren darauf konzentriert hat“, sagt Heistinger. Hybrid-Saatgut ist auf dem Etikett oder der Samentüte gekennzeichnet, oft mit F1. Wer Jungpflanzen gekauft hat, sollte beim Verkäufer nachfragen.

Bei Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, kann gekauftes Saatgut besser sein. „Von fremdbefruchteten Sorten sollte man nur Saatgut nehmen, wenn man eine einzige Sorte davon im Garten hat. Ansonsten können sich Sorten verkreuzen“, sagt Cornelia Lehmann, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg in Angermünde. Bringen Kreuzungen von Paprika und Chili dabei geschmackliche Überraschungen hervor, kann eine Mischung des Erbgutes von Zucchini und Zierkürbissen fatal enden: „Die Früchte der Pflanzen, die aus diesem Saatgut entstehen, sind giftig“, warnt Lehmann.

Auch bei Gurken sollte man sich überlegen, ob man Samen nicht besser kaufen möchte. „Gurkensamen sind nur keimfähig, wenn sie gefüllt sind, man also zwischen den Samenschalen einen Samenkern sieht oder fühlt“, erklärt Beltz. Außerdem müssen die Früchte für die Samenreife länger an der Pflanze hängen bleiben. „Wird die Pflanze nicht abgeerntet, setzt sie aber weniger neue Gurken an.“

Keimfähiges Saatgut erhält man nur aus vollreifen Früchten. Bei Erbsen und Bohnen beginnen die Hülsen dann, braun zu werden und einzutrocknen. Bei Gurken, Tomaten, Paprika und Chili deutet ein eindeutiger Farb­umschlag darauf hin. „Grüne Paprika sind zwar genießbar, die Samen aber unreif“, sagt Beltz.

Wer Saatgut gewinnen möchte, sollte die frühen und nicht die späten Früchte dafür auswählen. „Die ersten Früchte sind in der Regel nicht nur am schönsten und gesündesten. Sie reifen auch noch rechtzeitig aus“, sagt Lehmann. „Später im Jahr bilden die Pflanzen oft nur noch weniger vitale Früchte — und die sind für die Vermehrung nicht geeignet.“

Handelt es sich um Samen mit Fruchtfleisch wie von Tomaten und Gurken, streicht man diese vorsichtig aus der Frucht und lässt sie auf Küchenkrepp oder Kaffeefilter trocknen. „Das Papier kann man beschriften, einlagig lagern und es mit den Samen im Frühjahr aussäen“, erklärt Beltz.

Trockene Samen wie Bohnen sollten ebenfalls nur gut getrocknet in Samentütchen gefüllt werden. Um Schädlinge wie den Bohnenkäfer auszuschalten, empfiehlt Lehmann, die Samen mindestens zwei Wochen lang gut getrocknet in einem verschlossenen Tiefkühlbeutel im Eisfach zu lagern.

Saatgut sollte dunkel und kühl, am besten in einem frostfreien Keller, lagern. „Die Raumtemperatur sollte möglichst konstant sein, zehn Grad Celsius sind optimal“, sagt Beltz. Wichtig ist Trockenheit, damit die Samen nicht faulen oder schimmeln. „Ist der Raum trocken, können die Samen in den Tüten gelagert werden, ansonsten in dichten Dosen oder Gläsern.“

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