Internet-Tarife Auf schnellstem Weg ins Netz

Berlin · Bei der Auswahl eines Internet-Tarifs müssen Nutzer im Vorfeld bedenken, wozu der Anschluss genutzt werden soll.

 Nicht immer ist der Internetanschluss wirklich so schnell, wie der Anbieter bei Vertragsabschluss versprochen hat. Auf der Webseite der Bundesnetzagentur können Verbraucher eine Breitbandmessung durchführen.

Nicht immer ist der Internetanschluss wirklich so schnell, wie der Anbieter bei Vertragsabschluss versprochen hat. Auf der Webseite der Bundesnetzagentur können Verbraucher eine Breitbandmessung durchführen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Wer einen Vertrag bei einem Internetanbieter abschließt, muss sich vorher genau überlegen, wofür dieser Internetzugang später genutzt werden soll. Denn davon hängt der verlangte Datendurchsatz ab. Und der bestimmt den Preis. Nicht immer können sich Verbraucher aber darauf verlassen, dass die zugesagte Geschwindigkeit auch wirklich bei ihnen erreicht wird.

Die Geschwindigkeit eines Internetanschlusses wird in der Einheit Kilobit oder Megabit pro Sekunde (KBit/s oder MBit/s) angegeben. 1000 KBit sind 1 MBit. Ein „DSL-Anschluss 1000“ verspricht, dass Daten mit einem MBit pro Sekunde aus dem Netz heruntergeladen werden können. Bei DSL 16 000 wären es dementsprechend 16 MBit/s.

Seit sich Internetdienste wie Video-Streaming oder Online-Spiele etabliert haben, haben sich auch die Anforderungen an einen Internetanschluss verändert. War vor Jahren die DSL 1000-Leitung der meistgebuchte Service der Telekom, ist es jetzt die 50000er-Verbindung, teilt der Konzern mit. „Video-Streaming an sich setzt drei bis vier MBit/s voraus“, sagt Josef Reitberger vom Technikmagazin „Chip“. Für Videos in HD-Qualität seien mindestens acht MBit/s erforderlich.

Auch wenn Streaming-Anbieter wie Amazon oder Netflix die Anforderungen niedriger ansetzen, empfiehlt Reitberger einen DSL-Tarif mit mindestens 16 MBit/s. Denn das Gerät, das zum Streamen benutzt wird, sei meist nicht das einzige im Haus, das gerade online ist.

Wer hingegen nur E-Mails abruft oder im Internet surft, könnte theoretisch mit ein bis zwei Mbit/s auskommen, sagt Reitberger. Aber: „Vielen Seiten sieht man nicht an, welche großen Mengen an Daten dahinterstecken. Das kann zu langen Wartezeiten beim Surfen führen.“ Verbraucher sollten deshalb Verträge vergleichen: Bei vielen Anbietern sei etwa DSL 16 000 nur unwesentlich teurer als DSL 6000.

Die Angabe zur Geschwindigkeit eines Internetzugangs bezieht sich häufig nur auf den Download. Wer Videotelefonie nutzt oder seine Daten in einem Datenspeicher des Internets, einer sogenannten Cloud, speichert, sollte hingegen auch auf die Upload-Geschwindigkeit achten. Diese gibt an, wie schnell Datenpakete von Zuhause ins Netz geschickt werden. Anbieter werben meist nur mit den höheren Download-Geschwindigkeiten. „Bei DSL 16 000 liegt der Upload bei nur 1000 bis 2000 Kbit/s. Videotelefonie funktioniert dann zum Beispiel nicht mehr störungsfrei“, sagt Reitberger. Er empfiehlt Upload-Geschwindigkeiten ab drei Mbit/s. Übertragen auf die Download-Geschwindigkeit bedeute das mindestens DSL 32 000, empfehlenswert sei 50 000.

In größeren Haushalten komme es außerdem oft vor, dass mehrere Nutzer gleichzeitig im Internet surfen. Wenn ein Familienmitglied beispielsweise im Videochat unterwegs ist, ein anderes Online-Spiele spielt und ein drittes auf Streaming-Angebote zurückgreift, führe das schnell zu Aussetzern bei der Internetverbindung. Deshalb rät Reitberger dazu, Reserven einzuplanen. „In solchen Fällen sollten Nutzer mindestens eine 50 000er, besser noch eine 100 000er Leitung buchen.“

Ein weiterer Grund für ausreichende Reserven: Die angepriesene Geschwindigkeit ist nicht immer die Datenübertragungsrate, die beim Verbraucher ankommt. Wie die Bundesnetzagentur als Kontrollbehörde nach Auswertung von rund 700 000 Messungen mitteilte, war bei fast 30 Prozent der Nutzer die Datenübertragung nicht mal halb so schnell wie die vertraglich vereinbarte Höchstgeschwindigkeit. Das ziehe sich laut der Behörde durch alle Tarife und Anbieter. Die Hälfte der Nutzer erreiche aber mindestens 60 Prozent der zugesicherten Geschwindigkeit.

Die Bundesnetzagentur bietet auf ihrer Internetseite eine Breitbandmessung an. Um die Geschwindigkeit verlässlich zu kontrollieren, sollten mindestens 20 Messungen an zwei unterschiedlichen Tagen vorgenommen werden. Außerdem müsse der Computer über ein Netzwerkkabel mit dem Internet verbunden sein anstatt per WLAN. Sinnvoll sei es, sich mit abweichenden Messergebnissen zunächst an den Anbieter zu wenden. Dieser müsse Maßnahmen ergreifen, um die zugesagte Geschwindigkeit zu erreichen. Helfe das nichts, könne man sich an die Bundesnetzagentur oder eine Verbraucherzentrale wenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort