Der Hype um Bitcoins Das geheime Geschäft mit dem virtuellen Geld

Köln · Digitale Währungen wie die Bitcoin verzeichnen immer neue Rekordstände. In sie zu investieren, ist für Anleger dennoch riskant.

 Die Bitcoin ist die erste, aber nicht die einzige digitale Währung. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachahmer, die auf ähnlichen Prinzipien beruhen.

Die Bitcoin ist die erste, aber nicht die einzige digitale Währung. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachahmer, die auf ähnlichen Prinzipien beruhen.

Foto: dpa-tmn/Jens Kalaene

In nur einem Jahr haben Bitcoins ihren Wert fast verzehnfacht. Doch genauso rasant wie die Kurse steigen, können sie auch wieder fallen. Was bedeutet das für Anleger? Und was sind Bitcoins überhaupt? Eine digitale Währung, heißt es oft. Doch da fangen die Probleme schon an: „Währung trifft es nicht genau, denn hinter einer Währung steckt immer ein Staat oder eine Zentralbank“, sagt der Kölner Vermögensverwalter Uwe Zimmer. Die Bitcoin wurde dagegen geschaffen, um von diesen Institutionen unabhängig zu sein.

Bitcoins sind die Geldeinheiten einer sogenannten Kryptowährung. Das digitale Geld basiert auf einem besonderen Verschlüsselungsprinzip. Laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen werden Kryptowährungen, im Gegensatz zu staatlichen Währungen wie dem Euro, nicht durch eine zentrale Stelle wie der Europäischen Zentralbank, sondern in einem dezentralen Datennetzwerk verwaltet. Jeder, der das digitale Geld nutzen möchte, kann Teil dieses Netzwerkes sein. Dafür muss lediglich ein spezielles Programm, der Bitcoin-Client, installiert werden. Auf den Computern aller Teilnehmer werden sämtliche Transaktionen, die mit Bitcoins durchgeführt werden, mittels eines komplizierten Verschlüsselungsverfahrens, Blockchain genannt, in Datenblocks gesichert. Wer Bitcoins kauft, erwirbt also im Grunde lediglich den Schlüssel, um an einen Teil der Datenblocks zu kommen. Da jeder Teilnehmer die Datenblocks auf seinem Rechner gespeichert hat, ist es beinahe unmöglich, Kryptowährungen unbemerkt zu fälschen.

„Bitcoins kann man nicht anfassen, denn es gibt sie nur virtuell“, sagt Yann Stoffel, Projektleiter bei der Stiftung Warentest in Berlin. Anders als beispielsweise bei Gold entstehen also keine Kosten für Lagerung oder Transport. Trotzdem warnt der Finanzexperte: „Auch Bitcoins können verloren gehen.“ So könne beispielsweise die Festplatte, auf der die Zugangsdaten gespeichert sind, defekt sein oder gestohlen werden. Der Besitzer habe dann das Nachsehen. „Wenn der Bitcoin-Code weg ist, ist auch das investierte Geld futsch.“

Mittlerweile gibt es rund 900 solcher Kryptowährungen – mit klangvollen Namen wie Ether, Litecoin oder Ripple. Sie alle funktionieren nach demselben Prinzip, erklärt Kapitalmarktexperte Zimmer: „Es gibt immer eine begrenzte Stückzahl.“ Das bedeutet, bei steigender Nachfrage steigt auch der Preis der Währung. Die begrenzte Verfügbarkeit macht die Bitcoin und ihre Nachahmer zum begehrten Objekt für Spekulationen.

Um die Bitcoins gebe es eine regelrechte Euphorie, sagt Zimmer. Kostete eine Bitcoin Anfang 2016 noch 400 Euro, so schnellte der Kurs zwischenzeitlich auf über 4000 Euro. „Deshalb funktioniert die Bitcoin auch als Zahlungsmittel für den Alltag nicht. Niemand weiß, wie viel sie morgen wert ist.“ So könne man zwar schon heute bei etlichen Anbietern mit Bitcoins zahlen, aber bei den stark schwankenden Kursen sei nicht klar, wie viel am Ende tatsächlich für das Tesla-Elektroauto oder den Pizzalieferservice bezahlt worden sei.

„Für den normalen Alltagsgebrauch lohnen sich Bitcoins kaum“, bekräftigt Yann Stoffel. Es gebe einfach zu wenig Gelegenheiten, regelmäßig damit zu bezahlen. Auch als Geldanlage taugt die virtuelle Währung aus Sicht des Verbraucherschützers nichts. „Bitcoins sind kein Ersatz für Gold, wie manchmal behauptet wird.“ Dafür seien die Kurse viel zu wechselhaft. Immer wieder habe es Kurseinbrüche von 20 oder gar 50 Prozent gegeben.

Für wen macht der Kauf von Bitcoins dann überhaupt Sinn? Christian Funke, Vorstand der Frankfurter Vermögensverwaltung Source For Alpha, nennt zwei Gründe: „Der Erwerb von Bitcoins ist sinnvoll, wenn man die Währung für den Zahlungsverkehr ohne Regierungskontrolle nutzen möchte.“ Der zweite begründete Anlass, Bitcoins zu kaufen, sei eine Wette. „Der Käufer setzt auf eine Wertsteigerung durch wachsende Popularität und weiteren Zulauf in der Zukunft.“

Für normale Anleger sei so ein Investment eher nichts, so Funke. Dafür müsse man sich intensiv mit dem Thema Kryptowährungen auseinandersetzen – mit den Chancen und den Risiken. Das größte Risiko für die Bitcoin ist aus Sicht des Vermögensverwalters ein Verbot. Als Beispiel nennt er die aktuelle Diskussion um eine stärkere Regulierung in China. „Die größte Chance ist eine deutliche Wertsteigerung, wenn sich die Bitcoin wirklich als globales, digitales Zahlungsmittel durchsetzen sollte.“

Wer Geld in Bitcoins anlegt, spekuliert ganz klar, sagt auch Zimmer. So schnell wie die Kurse stiegen, könnten sie auch wieder fallen. Doch der Vermögensberater sagt auch: „Ich glaube, dass mit Kryptowährungen eine ganz neue Anlageklasse entstanden ist.“ Nur werden von den zahlreichen virtuellen Währungen, die derzeit entstehen, nach Einschätzung des Finanzexperten nur wenige überleben. Eine Kapitalanlage sei deshalb in jedem Fall hochriskant.

Wer das Risiko nicht scheut, Spaß an der Spekulation und etwas Geld übrig hat, der könnte durchaus auch mal mit virtuellen Währungen experimentieren, so die Einschätzung von Zimmer, der selbst bereits 2012 in Bitcoins investierte. Ob sich der Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt noch lohnt, vermag der Finanzexperte allerdings nicht zu sagen. „Man könnte stattdessen in die ersten zehn Kryptowährungen investieren, in der Hoffnung, dass sich zwei oder drei davon gut entwickeln.“ Für Otto Normalverbraucher ist das allerdings nichts. Der Finanzexperte kalkuliert in Größenordnungen von 100 000 Euro.

Und wie geht das ganz konkret? „Bitcoins bekommt man nicht am Bankschalter“, erklärt Zimmer. Stattdessen müssen sich die Nutzer bei einer Bitcoin-Plattform registrieren. In Deutschland geht das etwa über bitcoin.de in Verbindung mit der Fidor Bank. Von einem Referenzkonto aus kann der Kunde dann die Bitcoins kaufen.

In Bitcoins zu investieren sei nur etwas für erfahrene Anleger, sagt auch Yann Stoffel von der Stiftung Warentest. „In den von uns empfohlenen Anlagestrategien spielt das keine Rolle.“ Der Finanzexperte warnt vielmehr: Die Euphorie um die Bitcoin führe auch zu vielen Betrugsversuchen etwa mit gefälschten Kryptowährungen. „Wer sich für das Thema interessiert, der sollte sich an die bereits etablierten, virtuellen Währungen halten.“

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