Smartphone-Markt in Deutschland Der Kunde kommt zu oft zu kurz

Berlin · Die meisten Menschen haben klare Erwartungen an ein neues Smartphone. Doch die Hersteller scheint das kaum zu kümmern.

 Wer ein neues Handy kauft, fühlt sich von den gängigen Werbebotschaften häufig nicht ausreichend informiert. Denn was sie wirklich interessiert, erfahren Käufer aus der Werbung nicht

Wer ein neues Handy kauft, fühlt sich von den gängigen Werbebotschaften häufig nicht ausreichend informiert. Denn was sie wirklich interessiert, erfahren Käufer aus der Werbung nicht

Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

Acht von zehn Deutschen besitzen ein Smartphone, berichtet der IT-Branchenverband Bitkom. Die Zahl der Hosentaschencomputer – heute sind es 54 Millionen Geräte – hat sich damit in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt. Drei Viertel der Besitzer eines solchen Internet-Telefons können sich ein Leben ohne dieses Gerät nicht mehr vorstellen. Doch rundum glücklich sind sie damit nicht. Auf Platz eins der Wunschliste für Verbesserungen steht eine deutlich längere Akkulaufzeit, gefolgt von mehr Speicherkapazität.

Für neun von zehn Käufern eines solchen Geräts spielt die Akku-Ausdauer bei der Entscheidung die zentrale Rolle, sie pfeifen auf die weiteren technischen Details, die Marke oder das Design des Taschen-Rechners mit Internetanschluss, berichtet die TU Berlin. Ähnlich wichtig sei bei der Kaufentscheidung nur noch die Robustheit des Geräts gewesen.

Doch diese Wünsche der Kunden lassen wiederum die Hersteller in ihren Werbekampagnen links liegen, kritisiert Dr. Melanie Jaeger-Erben, Leiterin einer Forschergruppe des Zentrums Technik und Gesellschaft der TU Berlin. „Obwohl sich die Konsumenten Geräte mit langer Lebensdauer erhoffen und 80 Prozent der Befragten mehr Informationen darüber wünschen, bewerben die Hersteller kaum diese Geräteeigenschaften“, sagt Erben. „Stattdessen bekommen die Verbraucher vermeintliche Innovationen präsentiert. Unsere Studie zeigt, dass 70 Prozent der Befragten es anstrengend finden, dass es ständig neue Modelle gibt.“

Die Berliner Wissenschaftler sammelten in einer repräsentativen Onlinebefragung Meinungen von 1813 Personen zwischen 14 und 66 Jahren zum Thema Haushaltselektronik. Sie stießen dabei nicht nur auf die offenkundige Diskrepanz zwischen Kundenwünschen und Werbespots, sondern auch auf ein gerüttelt Maß Unwissen der Nutzer. Sie wüssten zum Beispiel nur selten, was sie tun können, um die Lebensdauer eines Smartphone-Akkus zu verlängern.

Auffällig sei gewesen, dass weniger als die Hälfte der Befragten überhaupt etwas unternehme, um die Lebensdauer der Akkus ihrer Geräte zu verlängern. Bei Smartphones entscheidet der Stromspeicher, wie lange das Gerät funktioniert. „Ein korrektes Ladeverhalten kann die Lebensdauer der Geräte also deutlich beeinflussen“, schreiben die Berliner Forscher. „Werden Nutzer danach gefragt, welche Aufladung am förderlichsten im Sinne der Langlebigkeit ist, zeigt sich, dass nur 40 Prozent die richtige Praxis kennen: den Akku nicht gänzlich zu be- und entladen.“ Ein Drittel der Befragten sei überzeugt gewesen, dass es richtig sei, den Akku immer vollständig zu laden. Doch das ist für die modernen Stromspeicher eher eine Strapaze. 16 Prozent der Befragten sei nicht klar gewesen, dass ihr Ladeverhalten die Haltbarkeit des Akkus beeinflusst. Immerhin: 80 Prozent der Smartphone-Nutzer wollen mehr zu diesem Thema wissen. Zwei Drittel hätten sich sogar mehr Informationen gewünscht, wie man diese Geräte reparieren kann.

Auch beim Umgang mit nicht mehr genutzten Geräten sei noch einiges zu verbessern, erklären die Berliner Forscher. Denn fast jedes zweite ausrangierte Smartphone liegt zu Hause einfach nur herum. Das sei pure Verschwendung. „Je länger sie ungenutzt gelagert werden, desto mehr verlieren sie an Wert“, sagt Jaeger-Erben. Und viele der nicht mehr benutzten Geräte seien noch fit für ein zweites Leben.

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