Neue Netzwerk-Technologie Die moderne Masche fürs Heimnetzwerk

Berlin/Hannover · Mesh-WLAN nennt sich eine neue Form von kabellosen Netzwerken. Ein ganzes Netz von Zugangspunkten soll das Signal dabei verstärken. Das kann vor allem die Nutzung von Mobilgeräten in den eigenen vier Wänden verbessern.

 Im Haus oder in der Wohnung verteilte Funkstationen (rechts im Bild) agieren bei Google Wifi als Zugangspunkte für die Geräte im Heimnetzwerk. Dadurch soll ein engmaschiges Netz entstehen, das überall eine gleichmäßige WLAN-Abdeckung gewährleistet.

Im Haus oder in der Wohnung verteilte Funkstationen (rechts im Bild) agieren bei Google Wifi als Zugangspunkte für die Geräte im Heimnetzwerk. Dadurch soll ein engmaschiges Netz entstehen, das überall eine gleichmäßige WLAN-Abdeckung gewährleistet.

Foto: dpa-tmn/Lino Mirgeler

Meistens ist es die Küche oder ein Kellerraum. Obwohl die WLAN-Verbindung den Rest des Hauses gut abdeckt, gibt es immer wieder Funklöcher. Verbindungen hängen, brechen ab, oder Nutzer können sich gar nicht erst einwählen.

Bisher lösten die meisten Menschen dieses Problem entweder mit einem sogenannten Repeater, der das WLAN-Signal verstärkt, oder über einen weiteren WLAN-Zugangspunkt, der mit dem Router per Strom- oder Netzwerkkabel verbunden ist. Solche Lösungen lassen aber oft Wünsche offen. Häufig verbinden sich Geräte im WLAN entweder mit dem Router oder dem Repeater. Wenn sich Nutzer in der Wohnung bewegen, wechseln die Geräte den Zugangspunkt nicht rechtzeitig, was für Verbindungsabbrüche sorgen kann. In Fachkreisen wird das Klebeeffekt genannt. Ein sogenanntes Mesh-WLAN soll dabei helfen, dieses Problem zu lösen.

„Mesh-WLAN ist ein Funknetz, das aus mehreren Knoten besteht“, erklärt Ernst Ahlers, Netzwerk-Experte der Fachzeitschrift c’t. Jeder dieser Knoten stellt einen eigenen Zugangspunkt zum Heimnetzwerk dar. Die Knoten stehen untereinander in Kontakt und leiten Daten immer auf dem schnellstmöglichen Weg vom Router oder Modem zum verbundenen WLAN-Gerät. Daher kommt auch der Name des Systems: Die einzelnen Elemente im Netzwerk greifen wie die Teile eines Maschendrahtzauns ineinander. Weil es mehrere Zugangspunkte gibt, können auch größere Wohnungen und Häuser auf diese Weise flächendeckend mit WLAN versorgt werden.

Zwar nennen sich viele Angebote auf dem Markt Mesh-WLAN, doch die Herangehensweise der einzelnen Hersteller unterscheidet sich. Und nicht jedes unter dem Namen Mesh-Netzwerk vermarktete System erfüllt auch wirklich die Definition. Während einige Hersteller auf die echte Kommunikation der Geräte untereinander setzen, lassen andere das Netz über eine Zentrale verwalten. Das spielt für Anwender in der Regel aber keine sonderlich große Rolle, wenn die Systeme gut funktionieren.

Bestehende Lösungen von Netgear und Linksys setzen auf eine Gruppe von WLAN-Funkmodulen. Neben den beiden Funkfrequenzen, auf denen die meisten modernen WLAN-Geräte senden, tauschen sie auf einer dritten Frequenz Daten untereinander aus, wie Ernst Ahlers erklärt. Das macht das Netz insgesamt schneller und stabiler. Dafür sind die Geräte etwas teurer als die Systeme, bei denen die Zugangspunkte innerhalb der üblichen WLAN-Frequenzbereiche kommunizieren.

Google Wifi ist eine solche Lösung. Eine Funkstation wird an den Router angeschlossen und organisiert drahtlos die einzelnen Funkstationen in einem vermaschten Netz. So soll sichergestellt werden, dass der Funkverkehr immer auf dem schnellsten Weg und über den Zugangspunkt mit der höchsten Signalstärke verläuft. Bei Bedarf wechselt das System automatisch Funkkanäle oder schaltet Geräte auf andere Zugangspunkte um.

Beim Anbieter Devolo etwa will man das Wort Mesh gar nicht benutzen, erreicht mit dem, vom Hersteller Smart Wifi genannten, System aber einen ähnlichen Effekt. Devolo verbindet seine WLAN-Zugangspunkte über das Stromnetz mit dem Router. Über diese sogenannte Powerline können sich auch die einzelnen Geräte untereinander austauschen. Ziel ist eine verbesserte Verwaltung verbundener Geräte. Wie in einem Mobilfunknetz verbinden sich Smartphone oder Notebook automatisch immer mit dem Zugangspunkt, der das beste Signal liefern kann.

Weil für die Kommunikation der Zugangspunkte untereinander die Stromkabel in der Wand genutzt werden, ist das System laut Devolo stabiler als Systeme, die auf Funk setzen. Eine Einschätzung, die Ernst Ahlers teilt. Eine Kabelverbindung sei grundsätzlich stabiler als ein Funknetzwerk, sagt er.

Auch der Berliner Hersteller AVM setzt bei seinen Fritzbox-Routern, Repeatern und Powerline-Adaptern auf eine „intelligente“ Verwaltung der Zugangspunkte. Mesh wird hier als Begriff für die Vermarktung genutzt. Der Fritzbox-Router ist Schaltzentrale des Netzwerks, die einzelnen Zugangspunkte kommunizieren nicht direkt miteinander, sondern werden vom Router verwaltet. Diese Form des Mesh-Systems unterscheidet dabei nicht, ob ein Zugangspunkt per LAN-Kabel, Powerline oder drahtlos mit der Zentrale kommuniziert. „Das funktioniert mindestens so gut wie Google Wifi“, sagt Ernst Ahlers.

Mit einem neuen Betriebssystem für Router wollen die Berliner ab September dieses Jahres viele ihrer Produkte verbessern.Eine dynamische Umschaltung von Endgeräten auf Zugangspunkte oder Funkbänder soll für flüssige Kommunikation sorgen. Was kompliziert klingt, soll in der Praxis unbemerkt im Hintergrund funktionieren. Das erklärte Ziel sei es, dass Nutzer von diesem Wechsel der Knoten nichts mitbekommen, sagt Doris Haar von AVM.

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