Inkognito im Internet Digitaler Schutzschild gegen Datenspione

Saarbrücken · Wer im Internet nicht ausgespäht werden will, kann sogenannte Tracking-Blocker einsetzen. Sie nutzen unterschiedliche Techniken.

 Wer im Internet surft, hinterlässt stets Spuren. Unternehmen verfolgen sie, um Persönlichkeitsprofile von Nutzern zu erstellen. Diese bekommen in der Folge maßgeschneiderte Werbung eingeblendet.

Wer im Internet surft, hinterlässt stets Spuren. Unternehmen verfolgen sie, um Persönlichkeitsprofile von Nutzern zu erstellen. Diese bekommen in der Folge maßgeschneiderte Werbung eingeblendet.

Foto: dpa-tmn/Ole Spata

Für Firmen, die im Internet Werbung machen, sind sie ein nützliches Werkzeug, für Nutzer sind sie im besten Fall lästig: Sogenannte Tracking-Programme, kurz: Tracker, sind mittlerweile fester Bestandteil der meisten Webseiten. Sie zeichnen die Aktivitäten der Nutzer auf der Seite selbst, aber auch auf anderen besuchten Plattformen, auf. Die werbenden Unternehmen sammeln mit ihrer Hilfe Daten und erstellen daraus ein detailliertes Profil der Nutzer. Diese bekommen dann künftig maßgeschneiderte Werbung im Netz präsentiert.

Die Auswertung der Profile erlaube „Rückschlüsse auf Interessen und Bedürfnisse des Nutzers, seine finanzielle Lage, den Beziehungsstand, gesundheitliche Probleme, politische Haltungen und sexuelle Präferenzen“, sagt Martin Gobbin, Medienexperte bei Stiftung Warentest. „Der Nutzer zahlt nicht mit Geld, sondern mit dem Verlust seiner Privatsphäre.“ Das Surfverhalten könnten die Tracker dabei über verschiedene Browser und Geräte, vom Handy über den PC bis hin zum Tablet, aufzeichnen, so Gobbin. Zum Teil sammelten sie diese Daten über viele Jahre hinweg.

Dass auf diese Weise sehr genaue Persönlichkeitsprofile der Nutzer entstehen, ist laut dem Experten nur einer der Gründe, weswegen sich Nutzer vor Tracking schützen sollten. Die Programme sorgten auch dafür, dass sich Webseiten langsamer aufbauten und erhöhten zusätzlich das Risiko, dass Schadsoftware auf den Computer gelangt. Außerdem bestünde keine Garantie, dass die Persönlichkeitsprofile nicht von Kriminellen gestohlen werden könnten. „Das wohl beunruhigendste Szenario ist ein Datendiebstahl“, sagt Gobbin. „Je nach Art der gesammelten Daten lässt sich alles Mögliche damit anfangen.“ Mit den Informationen könnten Hacker zum Beispiel Nutzer erpressen oder den günstigsten Zeitpunkt für Einbrüche ermitteln.

Allerdings existieren Programme, die die Funktion der Tracker einschränken oder ganz unterbinden und somit die Aktivitäten der Nutzer verschleiern können. Die Stiftung Warentest hat zehn dieser sogenannten Tracking-Blocker unter die Lupe genommen. Dazu wurde die Zahl der geblockten Schnüffelprogramme sowie die Handhabung für durchschnittliche Nutzer und die Einstellungsmöglichkeiten für Profis bewertet. Getestet wurden nur Erweiterungen für Browser auf Computern, da Tracking auf Mobilgeräten kaum eingeschränkt werden kann. Warentester Gobbin weist jedoch darauf hin, dass ein Programm, das besonders viele Tracker blockiert, nicht automatisch besser ist. Damit wachse auch das Risiko, dass die Funktionen der Webseite beeinträchtig werden.

Am besten gefiel den Testern die Browser-Erweiterung uBlock Origin, die für Chrome, Edge, Firefox und Safari verfügbar ist und neben den Trackern auch Werbung und Schadsoftware blockiert. Besonders hervorgehoben werden Handhabung und Optionenvielfalt. Beide Kriterien wurden mit der Note „sehr gut“ bewertet. Auch die Zahl der geblockten Tracker liegt mit 77 Prozent im Spitzensegment. Einzig die Tatsache, dass Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung nicht in deutscher Sprache vorhanden sind, wurde von den Testern bemängelt. Eine besondere Funktion von uBlock: Per Mausklick können Nutzer einzelne Elemente, wie etwa besonders nervige Werbeanzeigen, gezielt ausblenden.

Ebenfalls mit „sehr gut“ schnitten Handhabung und Einstellungsmöglichkeiten bei der Erweiterung Cliqz ab. Das Programm funktioniert laut Martin Gobbin etwas anders als die anderen getesteten Produkte. „Mit den Grundeinstellungen blockiert Cliqz nicht die Tracker an sich, sondern die Übertragung personenidentifizierbarer Daten an den Tracker.“ So werden nur drei Prozent der Tracker blockiert, die Filterfunktion lässt sich aber aggressiver einstellen. Das Programm gibt es nur für Firefox.

Auch die Erweiterung Ghostery geht einen eigenen Weg. Hier werden in den Grundeinstellungen nur drei Prozent der Tracker blockiert. „Stattdessen klärt es den Nutzer auf, welche Dienste gerade seine Daten abgreifen“, sagt Martin Gobbin. Dieser könne sich dann selbst entscheiden, was er wie stark blockieren wolle. Die Handhabung für Normalnutzer bewerten die Tester mit „gut“, den Optionsumfang mit „sehr gut“. Ghostery gibt es für Chrome, Edge, Firefox, Internet Explorer, Opera und Safari.

Die Chrome- beziehungsweise Firefox-exklusiven Erweiterungen Scriptsafe und NoScript blockieren zwar über 80 Prozent der Tracker, arbeiten allerdings „so aggressiv, dass einige Seiten nicht mehr richtig nutzbar sind“, sagt Gobbin. Auch seien sie für Nutzer mit durchschnittlichen Computerkenntnissen ziemlich kompliziert. Nur mit „ausreichend“ bewerteten die Tester daher die Handhabung. Der Funktionsumfang für erfahrene Benutzer wurde hingegen gelobt – hier gab es die Noten „sehr gut“ (Scriptsafe) und „gut“ (NoScript).

Für Nutzer, die den umstrittenen Flash-Player zur Wiedergabe von Videos aus dem Internet nutzen, könnte die Erweiterung Better Privacy interessant sein. Denn sie blockiert in erster Linie die von Flash verwendeten sogenannten Supercookies, die für Nutzer sonst nur schwer zu entfernen sind und in dem Ruf stehen, Einfallstore für Viren und Hacker zu sein. Die Warentester empfehlen allerdings, nach Möglichkeit besser ganz auf Flash zu verzichten. Better Privacy gibt es nur für Firefox, die meisten anderen Browser unterstützen Flash ohnehin nicht mehr. Handhabung und Optionenvielfalt wurden jeweils mit „befriedigend“ bewertet.

„Schwache Einstellungen ermöglichen bequemes Surfen, verbessern den Schutz der Privatsphäre aber nur geringfügig“, so der Experte. Daher sei es wichtig, auszuprobieren, welches Programm und welche Einstellungen zu den eigenen Anforderungen passen. Grundsätzlich gilt aber: „Egal, welchen Blocker Sie wählen: Ihre Privatsphäre ist damit auf jeden Fall besser geschützt als ohne“, lautet das Fazit des Warentesters.

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