Sorgloser Umgang mit dem Smartphone Jeder darf aufs Konto schauen

Berlin · Immer mehr Menschen erledigen Finanzgeschäfte in aller Öffentlichkeit auf dem Smartphone. Vor allem junge Menschen sind sich des Risikos nicht mehr bewusst, das ein allzu sorgloser Umgang mit Kontodaten mit sich bringt.

 Mittlerweile akzeptieren viele Geschäfte in Deutschland Zahlungen per Smartphone.

Mittlerweile akzeptieren viele Geschäfte in Deutschland Zahlungen per Smartphone.

Foto: dpa-tmn/Yapital

Vier von fünf Internetnutzern in Deutschland haben Zweifel, dass ihre Daten im Netz sicher verwahrt sind, hat eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom herausgebracht. Und mehr als die Hälfte ist mittlerweile überzeugt, die Kontrolle über seine Daten im Netz verloren zu haben, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov. Doch diese Zweifel an der Sicherheit des Netzwerks haben offenbar kaum Auswirkungen auf den Umgang mit den besonders sensiblen Geräten der digitalen Technik, denn gleichzeitig wächst der Markt für Smartphones. Und der Umgang mit der Mobiltechnik wird offenbar immer unbekümmerter. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Postbank. Besonders bei der Jugend scheint das Prinzip Sorglos um sich zu greifen.

Während die meisten Menschen zu früheren Zeiten an der Kasse oder am Geldautomaten beim Eintippen der Geheimzahl peinlich darauf achteten, dass niemand den Code ihrer Kreditkarte mitlesen konnte, lassen viele diese Vorsicht am Smartphone heute vermissen. „Jeder dritte achtet bei Finanzgeschäften zu wenig auf die Privatsphäre“, erklärt die Postbank. Was früher in Ruhe zu Hause am PC abgewickelt worden sei, werde jetzt immer häufiger zwischendurch oder nebenbei erledigt. Online-Banking ist heute eine Selbstverständlichkeit. Nur noch ein Zehntel der Deutschen erledigt Bankgeschäfte ausschließlich in einer Filiale, füllt Überweisungen oder Schecks aus. Und weil die Internet-Technik so bequem ist und das Smartphone alles noch einfacher gemacht hat, kommt eben auch dabei die mobile Technik immer öfter ins Spiel. Jeder Zweite nutze aus Bequemlichkeit Funktionen wie Autovervollständigungen zur Anmeldung beim Online-Banking oder digitalen Finanzdiensten, zeigt die Postbank-Umfrage mit 3100 Teilnehmern.

Besonders ausgeprägt (56 Prozent) sei die Sorglosigkeit bei jungen Leuten. „Sie werfen Sicherheitsbedenken scheinbar besonders schnell über Bord“, sagt Thomas Mangel von der Postbank. „Vielen fehlt es inzwischen an Bewusstsein für ihre wirklich sensiblen Daten, die vor jeglichem Zugriff zu schützen sind.“ Jeder vierte Bundesbürger verwalte seine Finanzen am Arbeitsplatz, in der jungen Generation sei es fast jeder Zweite. Jeder fünfte Deutsche tippe Bankdaten sogar in aller Öffentlichkeit auf seinem Smartphone ein, etwa in der Supermarktschlange, in Bus und Bahn oder auf öffentlichen Plätzen. Bei den sogenannten Digital Natives, das ist die Altersgruppe, die mit der digitalen Technik aufgewachsen ist, ist es sogar mehr als jeder Dritte.

Diese Zahlen bereiten den Fachleuten auch deshalb Sorge, weil das Smartphone für immer mehr Menschen den Bankschalter weitgehend ersetzt hat. Zwei Drittel aller Transaktionen erledigen die Bundesbürger mittlerweile digital. Das gilt selbst für Senioren, unter denen der Anteil der Online-Banker 85 Prozent erreicht hat. Fast die Hälfte der Bankkunden nutzt dabei eine App ihres Kreditinstituts auf einem Mobilgerät. Daneben setze ein Drittel der Deutschen auf Anwendungen zum direkten Geldtransfer, wie paydirekt und Google Wallet.

Mit Vorsicht zu genießen sind aus Sicht der Postbank automatische Vervollständigungsfunktionen für Online-Anmeldedaten. „Von einfachen Browservervollständigungen raten wir, vor allem wenn es um Anmeldedaten für Finanzservices geht, ab“, so Thomas Mangel. Doch auch hier geht der Trend offenbar in die falsche Richtung. Jeder zweite Bundesbürger nutze Verfahren der Autovervollständigung für die Anmeldung beim Online-Banking und ähnlichen Diensten.

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