Experten geben Ratschläge Mehr Privatsphäre mit weniger Google

Hannover/Berlin · Android-Smartphones schicken viele Daten an den Software-Konzern. Nutzer können dagegen jedoch vorgehen.

 Für viele Google-Apps gibt es frei verfügbare Alternativen. Sie auszuprobieren kann sich lohnen.

Für viele Google-Apps gibt es frei verfügbare Alternativen. Sie auszuprobieren kann sich lohnen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Eigentlich ist Android freie Software. In der Praxis ist das aber kaum spürbar. Über Apps und Dienste ist Google auf den meisten Android-Geräten tief verankert. Die wichtigsten Funktionen sehr komfortabel anzubieten, könne Google sehr gut, sagt Max Mehl von der Free Software Foundation Europe (FSFE). Das Problem sei aber, dass Google immer auch Daten für Werbung sammele. „Das kann man einfach in den Nutzungsbedingungen nachschauen.“ Nutzer können sich jedoch relativ leicht mehr Privatsphäre und Kontrolle verschaffen.

„Das passiert nicht über Nacht, das ist ein schrittweiser Prozess“, sagt Mehl. „Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, was man bereits nutzt und was davon unerwünscht ist.“ Der zweite Schritt sei das Ersetzen nicht gewollter Dienste und Apps. Wer aber Google vollständig vom Android-Smartphone verbannen will, muss noch weiter gehen, weil das Entfernen vorinstallierter Google-Apps nur selten möglich ist: „Der dritte Schritt wäre deshalb die Installation eines Betriebssystems ganz ohne Google drin.“

Am sinnvollsten findet es Mehl aber, sich erst einmal dem App-Austausch zu widmen. „Sonst habe ich nachher das Problem, dass ich ein Betriebssystem ohne Google habe, aber gar nicht weiß, wie ich das Telefon weiter nutzen kann, wie ich es gewöhnt bin“, erklärt er. „Eine schrittweise Entwöhnung ist die beste Strategie.“

Wer zu weniger Google und mehr Android-Kontrolle kommen möchte, kann bei den Einstellungen beginnen. Denn dort „gibt es extra noch einen Menüpunkt Google“, erklärt Spier. Den sollten Nutzer überprüfen und vor allem unter „Google-Konto/Daten & Personalisierung“ die Aktivitätseinstellungen durchsehen. Dort lässt sich verschiedenstes Datensammeln stoppen. Die Funktion, bereits gespeicherte Daten zu löschen, versteckt sich unter „Aktivitätseinstellungen verwalten“. Der Menüpunkt „Kontakte & Teilen“ entscheidet, wie Google mit Kontakten und Werbung umgeht. „Da wird man schon relativ viel Google los“, fasst Alexander Spier vom c‘t-Fachmagazin zusammen.

Auch des ständigen Datenabgleichs können Nutzer Herr werden. Das geschieht unter „Einstellungen/Konten/Google“ mit den Reglern hinter den Einträgen. „Man kann dann etwa seine Kontakte anlegen, ohne dass sie automatisch zu Google transferiert werden“, erklärt Spier. Wer keine Datenabsicherung auf den Servern des Softwarekonzerns möchte, kann diese in den Einstellungen unter „Sicherheit & Zurücksetzen“ deaktivieren. Fotos und Videos lassen sich auch per USB-Kabel auf dem eigenen Rechner sichern.

Wer sich von den Apps, die Google mitliefert, trennen möchte, benötigt Ersatz. Eine empfehlenswerte Quelle dafür ist F-Droid. „In diesem App-Store gibt es ausschließlich Apps, die freie Software sind“, erklärt Max Mehl. Das Attribut frei beziehe sich nicht auf den Preis, sondern darauf, dass die Apps quelloffen, frei nachprüf-, einsetz-, kontrollier- und anpassbar seien. F-Droid bietet interessierten Nutzern eine vielfältige Auswahl an Alternativen zu den von Google mitgelieferten Standardanwendungen. Darüber hinaus ist es problemlos möglich, Suchmaschinen zu verwenden, die das Verhalten der Nutzer nicht mitschneiden - zum Beispiel Startpage oder Metager.

Sind erstmal die passenden alternativen Anwendungen gefunden, geht es den Google-Apps an den Kragen. Diese lassen sich jedoch meist nur deaktivieren, nicht komplett löschen.

Dass Google Standortdaten von Mobilfunkmasten oder WLAN-Hotspots erhebt, können Nutzer zudem unter dem Menupunkt „Standort“ verhindern. Und unter „Sicherheit/Geräteadministratoren“ lässt sich die Fernortung und -löschung des Gerätes durch Google ausschalten.

Rigoros ist, wer in den Einstellungen gleich das ganze Google-Konto löscht. In diesem Fall sind jedoch an Stelle des Play-Stores nurmehr alternative App-Quellen wie F-Droid nutzbar. Für Mutige und Fortgeschrittene eignen sich darüber hinaus alternative Betriebssysteme. „Es gibt auch Android-Versionen, die ohne Google auskommen, zum Beispiel LineageOS oder Replicant“, sagt Max Mehl. Beide lassen sich völlig ohne die Anwendungen des Software-Giganten aus Mountain View in Kalifornien nutzen.

f-droid.org

www.metager.de

www.startpage.de

www.lineageos.org

www.replicant.us

(dpa)
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