Google Home unter der Lupe Was kann Googles Lautsprecher Home?

Berlin · Die „intelligente“ Lautsprecherbox des kalifornischen Suchmaschinenriesen ist jetzt auch auf dem deutschen Markt angekommen. Aber was kann sie wirklich? Und wie ist es um das Thema Datenschutz bestellt?

 Geht es nach Google, soll die Lautsprecherbox Home bald auch in vielen deutschen Wohnzimmern stehen.

Geht es nach Google, soll die Lautsprecherbox Home bald auch in vielen deutschen Wohnzimmern stehen.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Für knapp 150 Euro schickt Google nun auch in Deutschland seinen vernetzten Lautsprecher Google Home ins Rennen gegen das Konkurrenzprodukt Echo von Amazon. Der in mattem Weiß und Grau gehaltene Lautsprecher soll die Steuerzentrale im vernetzten Zuhause sein, Fragen beantworten, Aktionen ausführen oder Musik spielen.

Die Installation ist denkbar einfach und dauert weniger als drei Minuten. Auspacken, einschalten, App auf das Smartphone laden und verbinden. Alles, was Besitzer sonst noch brauchen, ist ein Google-Konto, schon ist die Box mit integriertem Sprachassistent, also dem Programm, das die Fragen der Nutzer beispielsweise in Suchanfragen im Netz umwandelt, bereit.

Einfache Abfragen und Kommandos arbeitet Google Home sehr gut ab. „Stell einen Wecker für morgen, acht Uhr.“ Kein Problem. „Wie wird das Wetter morgen in Stuttgart?“ Kein Problem. Man kann Einkaufslisten anlegen, Erinnerungen aktivieren oder – falls man Google Zugriff auf die eigenen Daten gibt – abfragen, wann der gebuchte Flieger geht. Die Distanz zwischen Erde und Mond? Die neuesten Nachrichten? Das alles spuckt der Lautsprecher auf Kommando aus, auch Folgefragen sind möglich. Außerdem gibt es mehr oder weniger nützliche Zusatzfunktionen wie Witze auf Kommando oder kurze Ständchen.

Auch Dienste, mit denen Medien aus dem Internet wiedergegeben werden können (sogenanntes Streaming), wie etwa Spotify, Deezer oder Google Play Musik, lassen sich mit der Box verknüpfen. Über das Programm Tunein spielt der Lautsprecher außerdem Radiosender aus aller Welt. Klanglich ist das akzeptabel, die Hi-Fi-Anlage ersetzt Google Home aber nicht. Wer Google Chromecast-Geräte besitzt, die Musik oder Videos über WLAN wiedergeben können, kann auch diese über Home steuern. „Okay, Google. Spiele Musik von den Beatles in der Küche.“ Und schon gibt die Box dem Streaminggerät das Kommando, Musik über die Küchenlautsprecher abzuspielen.

Auch andere vernetzte Geräte im Haus kann Google Home ansteuern. Diverse Heimüberwachungsdienste oder vernetzte Glühbirnen lassen sich bereits einbinden. Per Kommando „Okay, Google. Grünes Licht im Wohnzimmer“ gibt es dann etwa Waldstimmung in der Wohnung. Mit passenden Thermostaten kann die Box auch die Temperatur im Haus regeln.

All das hat seinen Preis. Damit der Google Sprachassistent seine Arbeit erledigen kann, muss er viel über seine Nutzer wissen. Um Home voll zu nutzen, muss man sich dem Konzern gegenüber komplett offenbaren. Alle benutzten Sprachkommandos werden gespeichert und können im Google-Konto unter „Meine Aktivitäten“ eingesehen werden.

Mit jedem Kommando soll der Assistent noch ein wenig schlauer werden und bessere Antworten liefern, so das Versprechen. Doch mit jedem Kommando erhält Google so auch mehr Daten über den Home-Nutzer. Außerdem lauscht Home – genau wie Amazons Lautsprecherbox Echo – ständig und wartet auf den Aktivierungsbefehl. Immerhin lässt sich das per Knopfdruck abstellen.

Ganz konfliktfrei ist der Umgang mit Google Home im Alltag außerdem nicht. Denn die Kommandos werden oft nicht richtig erkannt, was manchmal zu absurden Gesprächen führt. Das Radio läuft, gleichzeitig klingelt das Telefon. Mit dem Kommando „Okay, Google. Ausschalten“, kommt man da nicht weiter. „Entschuldigung, ich weiß nicht, wie ich da helfen soll“, sagt die Computerstimme. „Deaktivieren“, lautet der nächste Versuch. Wieder nichts. Auf das deutlich genervte „Okay, Google. Schalt dich ab“ antwortet die Box fast entschuldigend: „Okay, ich höre auf zu reden.“ Die Musik läuft indes weiter, bis ein Stoß auf das Bedienfeld die Box endlich stumm schaltet.

Doch mit etwas Übung verstehen sich Mensch und Maschine mit der Zeit gut, und man lernt die gegenseitigen Grenzen kennen. Wer einmal herausgefunden hat, welche Funktionen Google Home unterstützt, bekommt einen praktischen Assistenten für viele Gelegenheiten und ein brauchbares Radio.

Was Google allerdings wirklich ändern sollte, ist das Aktivierungskommando. Jedes „Okay, Google“ ist eines zu viel. Vor allem, wenn ein Befehl nicht auf Anhieb verstanden wurde und Nutzer die Box nochmal mit „Okay, Google“ ansprechen müssen, und noch mal und noch mal. Ein Kritikpunkt, der in den USA in zahlreichen Artikeln und auch in Googles Produktforum heiß diskutiert wird. Amazons Echo lässt sich etwa wahlweise mit „Alexa“, „Amazon“, „Echo“ oder „Computer“ aktivieren.

Insgesamt ist Home ein solides Produkt mit ordentlich Potenzial für die Zukunft. Je mehr Anbieter Produkte und Inhalte für die Plattform liefern, desto mehr Fähigkeiten wird Home noch erhalten. Schon jetzt funktionieren Drittanbieterlösungen wie vernetzte Glühbirnen zuverlässig und einfach. Hinzu kommt der Zugriff auf Googles gesammelte Dienste und den gewaltigen Datenschatz des Unternehmens.

Der Umgang mit der Box ist – abgesehen vom auf Dauer nervigen „Okay, Google“ – unkompliziert, Kommandos werden meist gut verstanden, die Sprachausgabe ist angenehm. Nur überfordern darf man Google Home nicht. Innerhalb seiner Grenzen klappt das Konzept der sprachgesteuerten Lautsprecherbox mit Zusatzdiensten gut. Echte Intelligenz ist das aber nicht. Vielleicht noch nicht: Bei manch einer Herausforderung stellt der kleine Lautsprecher eine bessere Zukunft in Aussicht: „Mein Team hilft mir beim Lernen“, sagt er dann verheißungsvoll.

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