Altervorsorge Die Rentenlücke rechtzeitig schließen

Berlin · Weil die Rente oft nicht reicht, sollte jeder zusätzlich privat fürs Alter vorsorgen. Ein Rentenberater kann bei dieser Entscheidung helfen. Verbraucher müssen sich auf den Beratungstermin aber richtig vorbereiten.

 Die Altersvorsorge sollte gut geplant werden. Denn in vielen Fällen reicht die normale Rente nicht aus. Verbraucher sollten daher einen unabhängigen Berater suchen, möglichst lange vorm Renteneintritt.

Die Altersvorsorge sollte gut geplant werden. Denn in vielen Fällen reicht die normale Rente nicht aus. Verbraucher sollten daher einen unabhängigen Berater suchen, möglichst lange vorm Renteneintritt.

Foto: dpa-tmn/Rainer Berg

(dpa) Die gesetzliche Rente allein reicht oft nicht mehr. „Um die Einschnitte des Gesetzgebers auszugleichen, sollte jeder zusätzlich eine private oder betriebliche Altersvorsorge abschließen“, rät Manuela Budewell von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Also stellt sich die Frage: Riesterrente, Fondssparen oder private Rentenversicherung?

 Es gibt eine Flut an Produkten, um für das Alter vorzusorgen. Was für den Einzelnen das Richtige ist, ist eine sehr individuelle Entscheidung. „Dadurch sind die Anforderungen an die Rentenberatung, aber auch an den einzelnen Verbraucher gewachsen“, sagt Bernd Brückmann von der Stiftung Warentest. Zum Teil haben die Menschen mehrere Verträge. „Gerade dann ist es für sie schwer zu erkennen, wie hoch die Rente ausfällt und ob einem das Geld im Alter reicht“, sagt Brückmann. In so einem Fall kann ein Rentenberater helfen.

 Unterstützung findet man etwa bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, bei den Verbraucherzentralen oder bei einem Honorarberater. Wer bereits einen Vorsorgevertrag hat, bekommt meist auch eine Beratung bei dem Vermittler, bei dem er diesen abgeschlossen hat. Auch sonst informieren Mitarbeiter von Banken und Versicherungen über Produkte,  oft aber nicht produktunabhängig und nur scheinbar kostenlos. „In der Regel kassieren die Anbieter bei erfolgreichem Vertragsabschluss eine Provision“, erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er empfiehlt produktunabhängige Berater.

 Diese sollten laut Brückmann alle Anwartschaften erfassen und bei den Berechnungen Steuern und Sozialausgaben für die Anspar- und die Auszahlphase berücksichtigen. „Idealerweise erhalten Verbraucher am Ende eine Übersicht, die sie mit nach Hause nehmen können.“ Bei der Deutschen Rentenversicherung Bund können Verbraucher einen Termin telefonisch oder online vereinbaren. Die Berater berechnen die voraussichtliche Höhe der Rente sowie die Rentenlücke und informieren über Vorsorgemodelle.

 Die Beratung ist kostenlos und produktneutral. „So besteht nicht die Gefahr, dass man mit einem Vertrag rauskommt, den man gar nicht haben will“, sagt Bernd Brückmann. Doch die Beratung hat ihre Grenzen. „Wir sind zur Neutralität verpflichtet und dürfen keine konkreten Produktempfehlungen oder Bewertungen vornehmen“, erklärt Manuela Budewell.

 Brückmann hat bei Stiftung Warentest als Projektleiter die Leistungen von Rentenberatern untersucht. Fazit der Stichprobe: Die Qualität variiert stark. Umso wichtiger ist es daher, dass sich Verbraucher auf das Gespräch gut vorbereiten. Eine erste Orientierung bietet die Renteninformation. Diese erhalten Arbeitnehmer meist ab 27 Jahren. „Darin steht, welche Ansprüche man bis jetzt erworben hat und wie hoch die Rente bei gleichbleibenden Einzahlungen voraussichtlich ausfällt“, erklärt Budewell.

Der Versicherungsverlauf auf dem Konto muss vollständig sein. „Für die Rente zählt jeder Monat, in dem man in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat“, sagt Manuela Budewell. Sollten Zeiten fehlen, empfiehlt sie, vorab einen Antrag auf Rentenkontoklärung zu stellen oder entsprechende Unterlagen zum Termin mitzunehmen.

 Wer seine Daten überprüft hat und seine voraussichtliche gesetzliche Rente kennt, muss seinen Finanzbedarf im Alter ermitteln. Die Faustregel lautet: 80 Prozent des letzten Nettoverdiensts sollten einem als Nettorente zur Verfügung stehen. Ansonsten sprechen Experten von einer Rentenlücke. „Noch besser ist es, wenn man individuell durchrechnet, wie viel Geld man im Alter braucht“, rät Scherfling. Schließlich können Ausgaben wegfallen, etwa für Versicherungen oder Arbeitswege. Oder Kosten kommen hinzu, etwa für Reisen oder die Unterstützung der Enkel.

 Hilfreich ist es, sich vorab zu überlegen, wie viel Geld man pro Monat für seine Altersvorsorge beiseitelegen kann. „Außerdem sollte man sich erkundigen, was der Arbeitgeber im Bereich Altersvorsorge anbietet“, empfiehlt Budewell. Sind die Eckdaten klar, steht dem Besuch beim Berater nichts mehr im Wege. Dazu sollte man unbedingt die aktuellen Standmitteilungen der gesetzlichen Rentenversicherung mitnehmen. Wer bereits private, betriebliche oder staatlich geförderte Vorsorgeverträge abgeschlossen hat, sollte diese Unterlagen mitnehmen, ebenso den letzten Steuerbescheid und Gehaltsabrechnungen. „Notieren Sie sich vorab die wichtigsten Fragen und haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen“, rät Bernd Brückmann.

 Mit dem Thema Rente sollten sich Verbraucher so früh wie möglich beschäftigen. „Denn je später man beginnt, umso höher müssen die monatlichen Sparraten ausfallen“, erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale. Allerdings sollte man  die Entscheidung  nicht überstürzen. „Eine Fehlentscheidung kann später im Alter mehrere Tausend bis Zehntausend Euro Einbußen bedeuten“, warnt er. Also sollte man sich besser vorher Zeit für die Auswahl passender Produkte nehmen und sich umfassend informieren.

 Wissen Verbraucher, welches Vorsorgemodell zu ihnen passt, können sie nach Anbietern suchen. Die Stiftung Warentest bewertet regelmäßig Vorsorgeprodukte. Scherfling rät: „Holen Sie sich von mehreren Banken und Versicherungen konkrete Angebote, die zu Ihrer individuellen Situation passen.“ Mit den Unterlagen kann man auch zu einer Verbraucherzentrale oder einem neutralen Honorarberater gehen. Hier erhält man gegen Gebühr eine neutrale Bewertung konkreter Produkte.

 „Ein guter Berater versucht nicht, einem ein Produkt zu verkaufen“, erklärt Scherfling. Vielmehr berät er passend und individuell, fragt also nach dem Familienstand, dem Wunschtermin für den Rentenbeginn sowie nach bereits bestehenden Vorsorgeverträgen. Warnglocken sollten hingegen läuten, wenn er einen zum Vertragsabschluss drängt oder unter Druck setzen will, zum Beispiel damit, dass das Angebot nur noch diese Woche gültig sei. „Dann heißt es besser: Finger weg“, sagt Ralf Scherfling.

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