Bei der Rallye für Elektroautos fehlten nur die Zuschauer

Stuttgart · Bei einer Tour entlang der Schwäbischen Alb waren angesichts der geringen Reichweite der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge starke Nerven gefragt.

 Ausschließlich Elektro- und Wasserstoffautos nahmen an der zweiten i-Mobility-Rallye rund um Stuttgart teil. 40 Teams waren am Start. Foto: Jacobi

Ausschließlich Elektro- und Wasserstoffautos nahmen an der zweiten i-Mobility-Rallye rund um Stuttgart teil. 40 Teams waren am Start. Foto: Jacobi

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Unzweifelhaft zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt sich eine Veranstaltung, die das Thema Oldtimer-Rallye auf den Kopf stellt. Bei der zweiten Ausgabe der i-Mobility-Rallye Ende April in Stuttgart gingen statt rollendem Alteisen mit knatterndem Auspuff und ungefilterten Abgasen zukunftsträchtige Fahrzeuge an den Start. Waren es im Vorjahr 34 Autos der Gattung Elektro und Co., machten sich diesmal 40 Teams vom Messegelände am Flughafen still und leise auf eine Runde Richtung Schwäbische Alb.

Die Gesamtstrecke betrug 105 Kilometer für diejenigen, die sich unterwegs nicht verfuhren. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer setzte auf vollen Elektroantrieb. Was die Reichweite betrifft, war das reine Nervensache. Ein Damenteam im Smart ED (21 940 Euro abzüglich 4000 Euro Kaufprämie wie bei allen Elektro- und Brennstoffzellenautos) erreichte das Ziel mit knapper Not und Schweißperlen auf der Stirn, sozusagen mit Minus-Reichweite. Denn die letzten 17 Kilometer stand die Anzeige auf Null. Offenbar hatten gnädige Techniker eine unsichtbare Restreserve eingebaut.

Die Mannschaft im Hyundai Ioniq Elektro (33 300 Euro), der theoretisch 280 Kilometer weit kommen soll, konnte es etwas gelassener angehen. Zwar war die Batterie durch eine organisatorische Unachtsamkeit beim Start nur zu zwei Dritteln gefüllt. Aber durch Anhängen an eine Haushaltssteckdose während des Mittagshalts oberhalb von Reutlingen gelang es, noch einmal Energie für 15 Kilometer mehr zu bunkern. So wurde es am Ende trotz zweier kleiner Umwege nicht zu knapp.

Im Übrigen reihte sich fast alles, was derzeit in Sachen Elektroantrieb Rang und Namen hat, in die bunte Rallye-Kette ein: vom kleinen Citroën C-Zero (19 800 Euro) über den BMW i3 (ab 34 950 Euro) mit und ohne Reichweiten-Verlängerer bis hin zum Tesla X mit seinen riesigen Flügeltüren (106 000 Euro). Auch der brandneue Opel Ampera-e (34 990 Euro) war erstmals im öffentlichen Straßenverkehr zu sehen.

Die Brennstoffzellen-Fraktion zeigte sich in voller Stärke. Teilweise sind die Fahrzeuge aber nicht mehr erhältlich, weil die Serien ausgelaufen sind, oder sie sind so nagelneu, dass sie noch nicht im Verkaufsprogramm der Hersteller stehen.

Auf der Rallye surrten jedenfalls munter die Mercedes B-Klasse Fuel Cell - zweifellos ein Pionier des Wasserstoffantriebs -, der Hyundai iX35 Fuel Cell, der im vergangenen Jahr die i-Mobility-Rallye gewonnen hatte, der Toyota Mirai (78 540 Euro) und der Honda Clarity. Bekanntlich sind mit diesem Antrieb Fahrtstrecken zwischen 500 und 600 Kilometer möglich. Das Auftanken dauert nicht länger als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor, sofern man eine Wasserstofftankstelle findet. Das Netz ist noch im Aufbau. (Infos im Internet: www.h2station.info )

Was dieser Rallye der Moderne zweifellos bisher noch fehlt, ist die allgemeine Aufmerksamkeit. An Start und Ziel führte Streckensprecher Alexander Bloch, Redakteur der Zeitschrift Auto, Motor und Sport und Moderator bei der Sendung Auto Mobil im Fernsehsender VOX, reine Selbstgespräche, während die Besucher des Messegeländes an ihm vorbeizogen, ohne die schon heute erhältlichen Verkehrsmittel einer abgasfreien Zukunft auch nur eines Blickes zu würdigen.

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