Die neue B-Klasse Die Assistentin hört aufs Wort

Stuttgart · Mercedes-Benz hat in 13 Jahren weltweit 1,5 Millionen Exemplare der praktischen B-Klasse verkauft. Mittlerweile erscheint der kompakte Van etwas altbacken. Die dritte Generation soll damit Schluss machen.

 Die neue B-Klasse hält trotz des ungeheueren SUV-Booms im Segment der kompakten Vans die Stellung.

Die neue B-Klasse hält trotz des ungeheueren SUV-Booms im Segment der kompakten Vans die Stellung.

Foto: Daimler AG

Als sich die Designer an die Gestaltung der dritten B-Klasse-Generation gesetzt haben, dachten sie womöglich mehrmals daran, dass auch in ihrem Bereich häufig Kompromisse verlangt werden. Denn einerseits sind klassische Kompaktvans zugunsten neumodischer SUVs aus der Mode gekommen, aber andererseits haben sie aufgrund ihres Platzangebots und der günstigeren Aerodynamik zweifellos Vorteile gegenüber den trendigen Hochbeinern.

Jedenfalls will man der bisherigen Kundschaft mit einem flotteren Erscheinungsbild gefallen. Tatsächlich führten die Bemühungen dank einiger pfiffiger Maßnahmen dazu, dass die Karosserie weniger behäbig anmutet. Der kompakte Van, der die Plattform mit der A-Klasse teilt, hat im Vergleich zu seinem Vorgänger vier Zentimeter weniger Dachhöhe, ein Fitzelchen mehr Außenlänge, eine flachere Bugpartie, schmalere Leuchtgruppen sowie klare Kanten rundum. Es ist wohl bauartbedingt, dass sich Ähnlichkeiten mit dem BMW 2er Active Tourer aufdrängen.

Im Innenraum hat im Vergleich zum Vormodell eine kleine Revolution stattgefunden, vor allem, was die Vernetzung per Internet betrifft. Zum Multimediasystem MBUX gehören die für Mercedes typischen Breitbildschirme entlang der Armaturentafel bis zum rechten Rand der Mittelkonsole. Ob Rundinstrumente, Navigation, Telefon, Radio oder Assistenzdienste, alle Funktionen lassen sich in frei wählbaren Größen und durch Sprachbedienung oder per berührungsempfindlicher Eingabe bedienen.

Bei der Präsentation der B-Klasse hob Mercedes die intelligente Sprachassistenz besonders hervor. Aktviert wird das System mit dem Kommando „Hey Mercedes“. Danach können die Insassen per Sprache zum Beispiel die Sitzheizung einschalten oder abfragen, wo sich die nächste Poststelle befindet. Assistenten gibt es in der neuen B-Klasse in Hülle und Fülle. Dazu zählt beispielsweise ein Programm, das bei längeren Fahrten Rückenschmerzen vermeiden soll. Dazu werden Sitzkissen und -lehnen in bestimmten Zeitabständen um ein paar Millimeter oder Grad verstellt.

Das Abstandsradar, das die Straße einen halben Kilometer vor dem Fahrzeug erfassen kann, ist ans Navigationssystem gekoppelt. Dadurch passt der Sicherheitsassistent das Tempo automatisch vor einer Kurve oder Kreuzung dem Straßenverlauf an. Wie schon die E-Klasse kann die B-Klasse auf der Autobahn teilautomatisch fahren. Wenn das System aktiviert ist, genügt ein Antippen des Blinkers, und der Wagen wechselt automatisch die Spur. Einziger Wermutstropfen in diesem Schlaraffenland der elektronischen Helfer ist die lange Aufpreisliste, denn Mercedes lässt sich die optimale Sicherheit und den luxuriösen Komfort gut bezahlen.

Das Raumangebot bleibt weitgehend gleich. Vorn sitzt man in der neue B-Klasse einen Tick höher als in der A-Klasse, was eine gute Rundumsicht ermöglicht. Im Fond ist die Beinfreiheit weiterhin ordentlich. Nach oben gibt es sogar eine Handbreit mehr Luft. Das Kofferraumvolumen ist unter der Abdeckung um 30 auf 455 Liter geschrumpft. Immerhin wird ab Mitte 2019 eine verschiebbare Rückbank angeboten. Insgesamt stehen wie gehabt bei dachhoher Beladung 1,5 Kubikmeter Stauraum zur Verfügung. Dazu muss die dreigeteilte Rückbank umgelegt werden. Dann ergibt sich ein topfebener Ladeboden. Allerdings bleibt die B-Klasse ein Fünfsitzer, wohingegen der im nächsten Herbst erscheinende nagelneue GLB im trendigen SUV-Design auch eine siebensitzige Ausführung aufweisen wird.

Zum Verkaufsbeginn erscheinen die gleichen Motoren wie in der A-Klasse: zwei Benziner mit 1,3 Liter Hubraum, die 136 PS/100 kW sowie 163 PS/120 kW leisten und 5,6 Liter Super verbrauchen. Aus 1,5 und 2,0 Litern Hubraum decken drei Dieselmotoren ein Leistungsspektrum von 115 PS/85 kW über 150 PS/110 kW bis 190 PS/140 kW ab. Sie benötigen nach der Norm 4,4 beziehungsweise 4,5 Liter Diesel. Alle Triebwerke erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-temp, der 2,0-Liter-Diesel glänzt sogar schon mit der Euro 6d, die erst 2020 verpflichtend sein wird.

Auf ersten Testfahrten hat uns der stärkste Diesel mit seinem bulligen Drehmoment von 400 Nm beeindruckt. Das erstmals eingesetzte achtstufige Doppelkupplungsgetriebe schaltet butterweich. Im Vergleich wirkt der große Benziner regelrecht müde. Alternative Antriebstechniken wie Gas, Hybrid, Elektro oder Brennstoffzelle sind für die neue B-Klasse bis auf Weiteres nicht verfügbar.

Der kompakte Van kommt Anfang Februar in den Handel. Die Preisliste beginnt bei 31 874 Euro.

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