Automobil Deutsche Platzhirsche strotzen vor Kraft

Paris · Weltweit sind hochwertige Automobile ein gefragtes Gut. Luxusmarken ohne Tradition können aber nirgendwo schwieriger Fuß fassen als in Deutschland. Das gilt auch für die Marke DS.

 Der französische Präsident Emmanuel Macron hat das Edel-SUV DS 7 Crossback als „Dienstwagen“. Es ist eine spezielle „Présidentiel“-Version. Die Karosserie ist in Encre-Blau lackiert, die 20-Zoll-Felgen sind mit goldenen Dekor-Elementen geschmückt, eine kontinuierliche, kamerabasierte, vorausschauende Dämpfersteuerung verhindert, dass die Insassen auf unebener Fahrbahn durchgeschüttelt werden. Das Dach lässt sich öffnen. Winke, winke!

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat das Edel-SUV DS 7 Crossback als „Dienstwagen“. Es ist eine spezielle „Présidentiel“-Version. Die Karosserie ist in Encre-Blau lackiert, die 20-Zoll-Felgen sind mit goldenen Dekor-Elementen geschmückt, eine kontinuierliche, kamerabasierte, vorausschauende Dämpfersteuerung verhindert, dass die Insassen auf unebener Fahrbahn durchgeschüttelt werden. Das Dach lässt sich öffnen. Winke, winke!

Foto: Citroen

DS, die Nobeltochter des französischen PSA-Konzerns (Citroën, Peugeot, Opel) bemüht sich verstärkt um zahlungskräftige Kundschaft. Die Adresse der Automobilmarke findet man nur ein paar hundert Meter von der Prachtstraße Champs-Élysées entfernt. In der Rue Francois-Ier leistet sich DS auf drei Stockwerken ihr repräsentatives Aushängeschild.

Vorstandsmitglied und Hausherr Yves Bonnefont blickt stolz auf den DS7 Crossback, das Flaggschiff der noch recht jungen Marke. „Wir müssen Geduld haben und bedacht handeln. Die Marke DS zur vollen Blüte zu bringen, kann 20 Jahre dauern.“

Vier davon sind bereits verstrichen. Gerade in Deutschland ist es alles andere als einfach, eine neue Premiummarke zum Erfolg zu führen. Gegen die deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz machen selbst noble Traditionsmarken wie Alfa Romeo, Jaguar, Maserati oder Volvo seit Jahren kaum einen Stich. Noch schwerer haben es neu geschaffene Luxusmarken wie Lexus, Infiniti und DS.

Am Zeitraum allein kann es nicht liegen. Toyotas Luxusmarke Lexus bietet ihre Modelle bereits seit knapp 30 Jahren auf dem deutschen Markt an. „In den USA gehört Lexus zu den erfolgreichsten Premiummarken, vor allem wegen der Qualität und Kundenzufriedenheit“, sagt Heiko Twellmann, Geschäftsführer von Lexus Deutschland. „Das zählt hier auch, dennoch führen die deutschen Modelle beim Absatz.“

Das nagelneue Crossover-SUV namens UX soll Lexus nun kräftig voranbringen. Für 2019 peilt das Unternehmen insgesamt 4000 Neuzulassungen an. „Damit sind wir auf einem ordentlichen Wachstumspfad“, sagt Twellmann.

Ins gleiche Horn stößt Andreas Männer, der Pressesprecher von Infiniti, der Edelmarke von Nissan. In den USA erfreuen sich die Infiniti-Modelle großer Beliebtheit, in Deutschland hingegen bevorzugen solvente Käufer deutsche Fabrikate. 2018 hat der japanische Hersteller hierzlande nicht einmal 1000 Autos verkauft. „Die deutschen Premiummarken mit langer Tradition sind hier natürlich noch stärker als sonstwo auf der Welt.“ Einen Schub erhofft sich Männer in diesem Jahr vom Kompakt-SUV Infiniti QX50.

DS Automobiles, 2014 als Edelmarke im PSA-Konzern gegründet, hat im vergangenen Jahr in Deutschland 3732 Fahrzeuge verkauft. Damit liegt DS um einen Tausender auch vor Lexus. Der bescheidene Erfolg ist auf den Kleinwagen DS3 zurückzuführen, der zuvor mehrere Jahre lang als Citroën DS3 vermarktet wurde.

Er geht davon aus, dass „die meisten Menschen etwas mit französischem Luxus anfangen können. Sei es bei Bekleidung, Schmuck, Gastronomie oder Kultur. Französische Raffinesse ist weltweit bekannt“, erläutert Yves Bonnefont. Dennoch tat sich der französische Konzern in der jüngeren Vergangenheit mit luxuriösen Autos im Oberklasse-Segment schwer. Da kam es den Verkaufsprofis in der Rue Francois Ier gerade recht, dass Emmanuel Macron einen DS7 als Präsidentenwagen fährt.

In der DS-Zentrale tüftelt Marketing- und Verkaufsdirektor Arnault Ribault an Vermarktungskonzepten. „Um jeden Preis die allgemeine Bekanntheit zu erhöhen, ist nicht zwangsläufig rentabel. Wir müssen potenzielle Käufer im Auge behalten: Freidenker und Individualisten, mit einem Hang zu französischem Chic und dem Wunsch, sich vom vorherrschenden Geschmack abzusetzen.“

Ganz ohne Tradition geht es nicht. „Das glorreiche DS-Emblem hilft uns, etwas wiederaufleben zu lassen, allerdings in völlig veränderter Erscheinung“, sagt Produktmanagerin Marion David. Ihr Lieblingsbeispiel: Die Ur-DS (déesse = Göttin) von 1955 brillierte mit einer hydropneumatischen Federung. Bei den neuen DS-Modellen ist eine vorausschauende kamerabasierte Dämpfung an Bord.

Ob sich das Wettrennen um neue Kunden mit solchen technologischen Leckerbissen gewinnen lässt? Auch die anderen Hersteller schlafen nicht. Mit derzeit zwei aktuellen Baureihen – DS3 und DS7 – ist die Auswahl in den 31 deutschen DS-Salons zudem eher bescheiden.

Das soll sich schon bald ändern. Zunächst erscheint im Frühjahr der DS3 Crossback, gefolgt vom DS7 Crossback E-Tense im Herbst 2019. Letzterer kommt als Plug-in-Hybrid mit Allradantrieb auf den Markt, seine elektrische Reichweite beträgt 50 Kilometer.

Das erste rein elektrische Fahrzeug der Marke feiert noch vor Weihnachten 2019 sein Debüt: der DS3 Crossback E-Tense. Dessen Reichweite wird mit 320 Kilometern angegeben. 2020 wird Präsident Macron vermutlich mit einer Plug-in-Limousine vorfahren können. Man darf gespannt sein, ob französischer Chic und langer Atem hierzulande zum Erfolg führt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort