Ein Lächeln an der Tankstelle

Mainz · Autogas wird kaum als Kraftstoff-Alternative genutzt. Zu Unrecht, wie eine Testfahrt mit dem Opel Corsa beweist.

Die Fahrt zur Tankstelle ist den meisten Autofahrern ein Gräuel. Denn günstig sind die Kraftstoffpreise keineswegs. Doch es geht billiger. LPG lautet das Kürzel für das Sparprogramm. Liquefied Petroleum Gas, zu Deutsch: Flüssiggas. Statt 1,30 Euro, wie aktuell vielerorts für Super bezahlt werden muss, kostet ein Liter Autogas eben mal 55 Cent.

Beim Fahren ist kaum ein Unterschied zu bemerken, an der Kasse dagegen schon. 16,27 Euro haben wir für 29,1 Liter Autogas gezahlt. Das hat für eine Strecke von 330 Kilometern gereicht.

Wer Autogas tankt, hat einen höheren Verbrauch. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu Benzin oder Diesel. LPG hat eine um bis zu 33 Prozent geringere Energiedichte als Benzin.

Unsere Testfahrten absolvierten wir in einem Opel Corsa LPG. Er ist mit einem Benzinmotor ausgestattet, kann aber mit Autogas und Super gefahren werden. Kommt man mit rund 30 Litern Autogas gut 330 Kilometer weit, ergibt sich ein Durchschnittsverbrauch, der um neun Liter je 100 Kilometer liegt. Bei der gleichen zügigen Fahrweise reichen aber rund sieben Liter Benzin für 100 Kilometer. Das sind zwei Liter weniger.

Die Angaben des Herstellers zum Normverbrauch liegen niedriger: bei 5,6 Litern im Benzin- und 6,9 Litern im Gasbetrieb. Aber wie erwähnt, kostet LPG weniger als die Hälfte von Benzin.

Legt man den Normverbrauch einer Wirtschaftlichkeits-Berechnung zugrunde, kommt man mit 7,30 Euro für Benzin 100 Kilometer weit. Oder mit 3,80 Euro für Autogas über die gleiche Strecke. Der dreitürige Corsa kostet mit einem 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, der 90 PS/66 kW leistet, 13 215 Euro. Die LPG-Version steht für 14 760 Euro beim Händler. Die Differenz macht 1545 Euro aus. Nach einer Gesamtfahrstrecke von etwas mehr als 40 000 Kilometern haben sich die Mehrkosten für den LPG-Antrieb amortisiert.

Grund für den Preisvorteil ist die staatliche Subventionierung von LPG. Autogas wird deutlich niedriger besteuert als andere Kraftstoffe. Der Fiskus verlang derzeit lediglich 1,29 Cent je kWh, Diesel wird mit 4,7 Cent/kWh, Benzin sogar mit 7,3 Cent/kWh belegt. Bis 2018 ist diese Vergünstigung festgeschrieben, eine Verlängerung bis 2025 ist angesichts der Umweltvorteile von Autogas mehr als wahrscheinlich.

LPG verursacht etwa 15 Prozent weniger CO{-2}-Emissionen als Diesel oder Benzin und sogar 80 Prozent weniger Stickoxide. Zudem entsteht bei der Gasverbrennung kaum Feinstaub. Obendrein lassen sich die Abgase wesentlich einfacher reinigen als die von Diesel oder Benzin. Die entsprechenden Katalysatoren arbeiten schon bei niedrigen Temperaturen.

Die Verfügbarkeit von LPG ist weitaus besser als die von Erdgas. Rund 6600 Tankstellen gibt es in Deutschland. Erdgas (CNG) halten bei uns nur etwa 880 Stationen vor. Auch im europäischen Ausland finden sich LPG-Tankstellen flächendeckend, was das Reisen einfach macht.

Und einen weiteren Vorteil bietet Autogas. Da nahezu alle Fahrzeuge auf dem Markt mit einem bivalenten Antrieb ausgerüstet sind, der bei leerem Gastank automatisch auf Benzinbetrieb umschaltet, brauchen LPG-Fahrer nicht wie die Nutzer eines Elektroautos zu befürchten, ohne Energievorrat liegen zu bleiben. Der Benzintank im Corsa fasst 45 Liter.

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