Eine ganze Familie mit Kulleraugen

Frankfurt · Die geräumige Langversion des Fiat 500 beginnt ihren zweiten Lebensabschnitt mit aufgefrischtem Äußerem und Innenraum sowie mit neuen Beinamen. Zudem sinken die Preise.

 Zur Baureihe 500 von Fiat gehören auch der 500L Wagon mit bis zu sieben Sitzen und der 500L Urban, ein kleiner Familien-Van. Fotos: Fiat

Zur Baureihe 500 von Fiat gehören auch der 500L Wagon mit bis zu sieben Sitzen und der 500L Urban, ein kleiner Familien-Van. Fotos: Fiat

In Erinnerung an den Fiat 500 Nuova aus dem Jahr 1957 haben die italienischen Autobauer 50 Jahre später mit dem 500 (Cinquecento) einen Kleinwagen wiederbelebt, der heutzutage aufgrund seiner kugeligen Form und den äußeren Abmessungen insbesondere als wendiges Stadtauto geschätzt wird. Sollte allerdings die Familie größer werden, wird es eng bei der Ausfahrt mit Kind und Kegel. Hier wollten die Fiat-Verantwortlichen eine Alternative bieten, die sich an dem kleinen 500 mit seinem Kulleraugengesicht orientiert. Daher folgte im Jahr 2012 der 500L, ein kleiner Familien-Van, der auf der größeren Plattform des Fiat Punto aufbaut.

Mit dem Radstand von 2,61 Metern und einem Längenzuwachs von einem halben Meter und zwei weiteren Türen wurden die Wünsche nach mehr Platz für Insassen und Gepäck sowie leichterem Zugang erfüllt. Diese Langversionen laufen im ehemaligen Zastava- und heutigen Fiat-Werk in der serbischen Stadt Kragujevac vom Band. Insgesamt wurden in den letzten fünf Jahren europaweit 430 000 Exemplare verkauft, was einem Viertel des Marktanteils in diesem Segment entspricht.

Hierzulande sieht es mit den Absatzzahlen nicht ganz so rosig aus. Nur gut zehn Prozent der 32 500 im vergangenen Jahr verkauften Fiat 500 wurden in der L-Ausführung bestellt. Davon entfielen lediglich 300 Stück auf die um nochmals 20 Zentimeter gestreckte Living-Variante, die auch als Siebensitzer erhältlich ist. Deutlich beliebter war dagegen die Trekking-Ausführung im Abenteuerkleid, für die sich zirka 70 Prozent der 500L-Käufer entschieden haben.

Mit der aktuellen Überarbeitung von Blechkleid und Innenraum sowie neuen Namen und - man höre und staune - reduzierten Preisen hofft man bei Fiat auf steigende Absatzzahlen. Durchweg etwa 1500 Euro günstiger als bisher sind die neuen 500L, die zwischen 16 490 und 22 240 Euro kosten und ab 8. Juli bei den Händlern stehen werden. Die Bezeichnungen der Karosserievarianten haben sich geändert und lauten nun Urban und Wagon statt Living sowie Cross statt Trekking. Erstere sind nach wie vor in den beiden Ausstattungslinien Popstar und Lounge erhältlich.

Hier lohnt sich auf jeden Fall der Griff zur höherwertigen Lounge-Linie, die für 1550 Euro Aufpreis eine Zweizonen-Klimaautomatik, ein großes Panoramaglasdach, Alufelgen, Parksensoren hinten sowie Nebelscheinwerfer, Licht- und Regensensoren enthält. Der Cross macht mit den Kunststoffverkleidungen an Kotflügeln, Seitenschwellern sowie an den Stoßfängern vorn und hinten einen robusteren Eindruck. Er verfügt zudem über 2,5 Zentimeter mehr Bodenfreiheit, M&S-Reifen sowie drei wählbare Fahrprogramme, mit denen er auch abseits befestigter Wege sicher vorankommen soll.

Urban und Wagon erhielten ebenfalls neu geformte Front- und Heckschürzen mit zusätzlichen Chromteilen sowie in Wagenfarbe lackierte seitliche Schutzleisten an den Türen. Bei allen Modellen wurden Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlussleuchte nach unten in die hintere Stoßstange versetzt. Die Form der LED-Tagfahrleuchten sind an die Nullen im 500-Logo angepasst.

Neu im Innenraum sind Instrumente mit weißer Hintergrundbeleuchtung und einem runden Bordcomputer-Bildschirm in der Mitte, Multifunktionslenkrad mit Chromeinlagen, Mittelkonsole mit höher gesetztem Schalthebel und Handbremsgriff. Ebenfalls verbessert wurde die Einbindung des Smartphones, dessen Funktionen über den sieben Zoll großen Bildschirm angesteuert werden können. Der City-Notbremsassistent leitet bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h automatisch eine Verzögerung ein, falls der Fahrer nicht rechtzeitig reagiert.

Unverändert blieb die Motorenpalette, die aus drei Benzinern (95 PS/70 kW, 105 PS/77 kW und 120 PS/88 kW) , zwei Dieseln (95 PS/70 kW und 120 PS/88 kW) sowie einem 85 PS/63 kW starken bivalenten Motor besteht, der mit Erdgas und Benzin läuft. Auf einer ersten Testfahrt hatten wir den stärksten und gleichzeitig meistgekauften Benziner unter der Haube. Er wird erst bei höheren Drehzahlen agil, was häufige Wechsel der sechs handgeschalteten Gänge erfordert. Ein deutliches Nicken beim Bremsen und starke Seitenneigung beim Umrunden der Kurven zeugen davon, dass Federung und Dämpfung eher komfortabel als straff ausgelegt sind.

Die hohe Sitzposition und die großen Fensterflächen einschließlich der verglasten vorderen Dachsäulen ermöglichen eine gute Rundumsicht.

 Neu im Cockpit sind Instrumente mit weißer Hintergrundbeleuchtung und kleinem Bordcomputer-Bildschirm.

Neu im Cockpit sind Instrumente mit weißer Hintergrundbeleuchtung und kleinem Bordcomputer-Bildschirm.

 Mit seinen zahlreichen Kunststoffverkleidungen macht der 500L Cross einen recht robusten Eindruck.

Mit seinen zahlreichen Kunststoffverkleidungen macht der 500L Cross einen recht robusten Eindruck.

Die Beinfreiheit auf der längs verschiebbaren Rückbank ist auch für Großgewachsene ausreichend, eng wird es dagegen für den Kopf. Kleinere Verarbeitungsmängel an unserem Testwagen wurden damit erklärt, dass es sich noch um Vorserienfahrzeuge handele.

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