Erdgas ist eine attraktive Alternative für Vielfahrer

Wolfsburg · Die Auswahl an Pkw-Modellen, deren Benzinmotor auch mit Erdgas zurecht kommt, steigt. Auch die Zahl der Tankstellen wächst allmählich.

 Die G-tron-Modelle von Audi können mit Erdgas und Benzin gefahren werden. Auch anderen Marken des VW-Konzerns bieten diese Technik an. Foto: VW

Die G-tron-Modelle von Audi können mit Erdgas und Benzin gefahren werden. Auch anderen Marken des VW-Konzerns bieten diese Technik an. Foto: VW

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"Erdgasmobilität ist sofort verfügbarer Umweltschutz", wirbt Volkswagen in einer Pressemitteilung. Die Marke, vom Diesel-Skandal gebeutelt, setzt verstärkt auf alternative Kraftstoffe - auch auf Erdgas. Zusammen mit Gasanbietern und Tankstellen verkündete der Automobilkonzern jüngst das Ziel, die Erdgasflotte in Deutschland bis 2025 auf eine Million zu verzehnfachen und die Zahl der Tankstellen auf 2000 zu verdoppeln.

Entsprechende Modelle der Volkswagen-Marken VW, Audi, Seat und Skoda sollen sicherstellen, dies auch zu erreichen. Andere Hersteller werden folgen, Fiat und Mercedes-Benz sind bereits aktiv.

Erdgas wird als Alternative in der Tat immer interessanter. Der CO{-2}-Ausstoß sinkt gegenüber dem Benzinbetrieb sofort deutlich, beim Audi A3 G-tron zum Beispiel von 104 auf 92 Gramm pro Kilometer. Beim VW Polo Ecofuel sind es 82 statt 96 g/km, beim Kleintransporter Fiat Doblo 134 statt 169 Gramm - bei vergleichbarer Leistung. Erdgas-Fahrer dürfen sich dazu über handfeste finanzielle Vorteile freuen. Weniger Kohlendioxid führt zu weniger Kraftfahrzeugsteuer. Vor allem ist der Treibstoff billiger. Gas wird als umweltfreundliche Alternative nur gering besteuert. Erdgas wird in Kilogramm verkauft. Ein Kilogramm kostet nur etwas mehr als einen Euro, enthält aber die Energie von bald eineinhalb Liter Benzin. Die Betriebskosten halbieren sich, gegenüber Diesel wird noch ein Drittel gespart - ohne Feinstaub und ohne Stickoxide, ohne Risiko, dereinst nicht mehr in manche Städte fahren zu dürfen.

Der Pferdefuß: Erdgas-Modelle sind teurer. Vor allem die Tanks kosten. Sie müssen hohen Druck aushalten (200 bar), Korrosion darf viele Jahre lang keine Chance haben. Am Ende bewegen sich die Aufpreise in ähnlicher Höhe wie für vergleichbare Dieselmodelle. Das bedeutet, dass Erdgas in erster Linie für Vielfahrer interessant ist, bei denen sich die Mehrpreise rasch amortisieren.

Zweites Handicap ist das dünne Tankstellennetz. Aktuell bieten bundesweit nur etwa 900 Stationen Erdgas an, bei herkömmlichen Treibstoffen sind es gut 14 000. In Ballungsgebieten und entlang der großen Straßen aber ist Nachschub kein großes Problem, in den meisten Urlaubsländern ebenso nicht.

Erdgas wird in Zukunft noch interessanter. Heutige Erdgas-Motoren erfordern Kompromisse, sie müssen ersatzweise auch mit Benzin laufen. Künftige monovalente Triebwerke verzichten darauf und können Erdgas mit seiner höheren Oktanzahl viel besser nutzen. Was möglich ist, zeigt ein Versuchsmotor des Stuttgarter Kolben-Spezialisten Mahle. Der Dreizylinder-Turbo mobilisiert aus 1,2 Liter Hubraum 180 PS/132 kW und ein Drehmoment von 270 Nm ab 1600 Umdrehungen pro Minute. Eingebaut in einen VW Touran senkt er trotz höherer Leistung den CO{-2}-Ausstoß um 31 Prozent auf 106 g/km.

Erdgas enthält mehr Wasserstoff als Benzin oder Diesel, dafür weniger Kohlenstoff. Damit entsteht weniger Kohlendioxid. Das "Abgas" von Wasserstoff ist Wasserdampf. Mit Biogas, zum Beispiel aus pflanzlichen Abfällen, fährt ein Erdgasauto praktisch ohne CO{-2}-Belastung. Die Menge, die dem Auspuff entströmt, wurde der Luft vorher beim Wachsen der Pflanzen entnommen. Auch elektrisch lässt sich Erdgas erzeugen, beispielsweise mit Windstrom-Überschuss, wobei noch Kohlendioxid verbraucht wird.

Erdgas ist für Vielfahrer eine umweltfreundliche und preiswerte Alternative. Sie dürfen es freilich nicht mit Flüssiggas (LPG) verwechseln. Die beiden sind nicht kompatibel. Die Vorteile von Flüssiggas für Umwelt und Geldbeutel sind geringer, dafür liegen die Aufpreise niedriger.

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