Ganzjahres-Reifen statt lästigem Räderwechsel

Saarbrücken · Statt im Oktober Winterreifen aufzuziehen und ab Ostern wieder Sommerreifen, steigen immer mehr Autofahrer auf Ganzjahresreifen um, die auch Allwetter- und All-Season-Reifen genannt werden.

Bei ihnen gibt es erstaunliche Fortschritte. "Ganzjahresreifen durchweg schwach", urteilte die Stiftung Warentest noch 2014. Heute lobt Auto-Bild: "Die neueste Generation überzeugt auf Schnee, bei Regen und auf trockener Piste." Ihr Geheimnis sind neue Rezepturen für die Gummimischung, aus der die Laufstreifen bestehen. Mit ihnen lassen sich bisher gegensätzliche Forderungen viel besser unter einen Hut bringen: zufriedenstellendes Haftvermögen auf Schnee, Eis und Nässe, aber auch bei Wärme auf trockener Straße und dazu ordentliche Lebensdauer und exakte Lenkreaktion. Trotz aller Verbesserungen gilt, dass die neuen Allrounder immer noch ein Kompromiss sind. Die meisten wurden aus Winterreifen entwickelt, sie sind brauchbar auf Schnee, schwächeln aber auf trockener Straße. Im ADAC-Test zeigten dies etwa der Goodyear Vector 4Season oder der Nokian Weather proof: gut auf Schnee und Eis, schwach auf trockener Straße.

Michelin hingegen bezeichnet seinen neuen "Cross Climate" als Sommerreifen mit Wintereignung. Prompt spendierte ihm der ADAC Bestnoten auf nasser wie trockener Straße, dazu bei Verbrauch und Verschleiß, schwach hingegen schnitt er auf Schnee ab.

Die meisten Allwetterreifen erreichen beim Nassgriff die zweitbeste Note "B", was nicht allzu viel besagt, da sich die Hersteller die Noten selbst geben dürfen. Wichtig indes ist, dass sich neben der Bezeichnung "M+S" (für Matsch und Schnee) auch das kleine Dreieck mit dem Bergpanorama auf der Seitenflanke findet. Erst dieser Schneekristall garantiert Mindestqualitäten auf Schnee. In Zukunft wird er Voraussetzung, damit M+S-Reifen als solche anerkannt werden.

Unabhängig von diesen Unterschieden genügen Allwetterreifen den Vorschriften für winterliche Fahrbahnen. Für viele sind sie tatsächlich ein überlegenswerter Kompromiss: für Stadt- und Zweitwagen etwa, die wenig gefahren werden und bei plötzlichem Wintereinbruch stehen bleiben können. Stadtstraßen werden meist rasch geräumt, steile Partien sind selten. Zweitwagen sind dazu oft klein, sie haben Frontantrieb, der schwere Motor belastet die Antriebsräder. Solche Autos verfügen von Haus aus über gute Wintereigenschaften.

Für schwere Limousinen, für Sportwagen und selbstverständlich für Fahrten in den Wintersport werden weiter echte Winterreifen wärmstens empfohlen. Doch 18,5 Prozent aller Autos bei uns, so eine Erhebung des ADAC, rollen bereits auf All-Season-Reifen. 36 Prozent der Fahrer könnten sich vorstellen, sich beim nächsten Kauf für sie zu entscheiden. Bei Fahrern von Kleinwagen sind es sogar fast 50 Prozent.

Transporter, Last- und Lieferwagen sowie Mietautos nutzen Allwetterreifen seit Jahren. Das erspart umständliches Wechseln.

Das Angebot für sie ist groß. Sonderformen für Personenwagen, etwa Runflat-Reifen (bei einer Verletzung selbst heilend) gibt es noch selten. Serienmäßig mit Runflats ausgerüstete Wagen dürfen aber zu normalen Reifen in der entsprechenden Dimension wechseln.

Allwetterreifen gibt es heute von fast allen Herstellern. Als letzte große Marke schloss sich Michelin 2015 mit dem "Cross Climate" dem Trend an. Einzig Continental steht noch abseits, bietet Ganzjahresreifen aber über seine Zweitmarken an. Man darf dabei ruhig auch nach dem Preis sehen. Außer den großen Herstellern kommen weniger bekannte, aber eingeführte Marken wie Nokian, Vredestein, Hankook oder Yokohama in Frage. Dazu gibt es die Zweitmarken der Marktführer. So gehören Fulda und Sava zu Goodyear. Uniroyal, Barum und General Tire zu Continental, Kleber und Goodrich zu Michelin.

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