Kleine Feier für einen stolzen Millionär

Stuttgart · Der Porsche 911, weltweit als Sportwagen-Ikone verehrt, hat die Produktionszahl von einer Million erreicht. Zur Massenerscheinung wird er dennoch nicht. Denn das Modell ist schon seit 54 Jahren auf dem Markt.

 Der einmillionste Porsche 911 ist in der Individualfarbe Irischgrün lackiert. Das Jubiläumsmodell ist unverkäuflich. Es wird eine Schau-Runde um die Welt machen und kommt danach ins Porsche-Museum in Zuffenhausen. Fotos: Porsche

Der einmillionste Porsche 911 ist in der Individualfarbe Irischgrün lackiert. Das Jubiläumsmodell ist unverkäuflich. Es wird eine Schau-Runde um die Welt machen und kommt danach ins Porsche-Museum in Zuffenhausen. Fotos: Porsche

30 000 Rennsiege hat Porsche schon gefeiert, die meisten mit dem 911. Monte Carlo war dabei, Le Mans, Paris-Dakar, die berühmte Rallye. Das Fest dabei war jeweils größer als das am 11. Mai, als der millionste 911 vom Band rollte. In schwäbischer Bescheidenheit wurde in der Produktionshalle gefeiert, ohne Polit-Prominenz, sogar ohne Gruß von der Konzernspitze. Letzteres verwundert, schließlich ist sie es, die die Dividende ihrer schönen Tochter in Stuttgart-Zuffenhausen einsteckt.

Eine Million. Woanders ist sie kaum eine Feier wert. Der VW-Käfer wurde 21,5 Millionen Mal gebaut. Der Golf hat bisher sogar fast die doppelte Stückzahl erreicht.

Porsche brauchte für die 911-Million 54 Jahre, pro anno waren es im Schnitt keine 20 000 Fahrzeuge. Der Elfer bleibt exklusiv. "Er fährt an der Spitze des Premium-Sportwagensegments", so stolz der Pressetext. Und schwelgt weiter in Superlativen: "Er ist der Inbegriff des alltagstauglichen Sportwagens, Stil-Ikone, unverwechselbares Gesicht und Herz der Marke". Und, wichtiger noch, er trägt maßgeblich dazu bei, dass Porsche einer der profitabelsten Automobilhersteller der Welt ist.

Beim Namen Porsche denkt jeder sofort an den 911. Sein Mythos überstrahlt 718 Cayman und Boxster, Macan und Cayenne, Panamera als Limousine und neu als Kombi. In der Produktionszahl haben sie den Ur-Porsche längst überholt - der 911 aber bleibe "das Herz", so Porsche-Chef Oliver Blume.

Im Zentrum der kleinen Feier stand der Jubiläums-911 in der Individualfarbe Irischgrün, mit 450 PS/331 kW Leistung, 312 km/h Spitze und handgearbeiteten Ledersitzen. Pepita-Mittelbahnen sollen wie das Mahagoni-Lenkrad oder die grün schimmernden Skalen an Ferry Porsches ersten 911 erinnern. Die goldene Plakette "911 Nr. 1 000 000" am Heck würde ihn mit Stolz erfüllen. Verkauft wird der Jubilar nicht, er macht eine Schau-Runde um die Welt und endet dann im Museum.

Hier träumen die Rennwagen von ihren Siegen. Und hier stehen eher verschämt Modelle, mit denen man schon früher versuchte, die Basis zu verbreitern: So der VW-Porsche 914 mit der Technik des wenig geliebten VW 411, der 924 mit Frontmotor von Audi und dem Getriebe an der Hinterachse, als Transaxle damals ein Hit, der 928 als früher Versuch einer Limousine.

Hier ist auch dokumentiert, wie Porsche zum Leuchtturm der gesamten Industrie wurde. Etwa 1975 mit der verzinkten Karosserie, heute weltweiter Standard. 70 Prozent aller je gebauten 911 sind noch im Einsatz. Zink hält sie weitgehend rostfrei. Schon 1991 führte Porsche Airbags für Fahrer und Beifahrer ein. Und 1965 entstand der Vorläufer der heutigen Klappdächer. Der Targa vereinte Cabrio-Feeling mit der Sicherheit eines soliden Überrollbügels. Statt mit 130 PS/96 kW wie 1964 tritt der heutige Carrera Turbo 3.8 mit 580 PS/427 kW an, Spitze 330 km/h statt damals 210 km/h.

Turbos gibt es seit 1973, vier Jahre später mit noch mehr Dampf dank Ladeluftkühlung, ab 1995 als Biturbo. 1989 zog Getriebeautomatik in den 911 ein - bei uns zuerst als unsportlich geächtet, in den USA sofort der Hit. Heute wird auch bei uns die Mehrzahl mit PDK verkauft, mit Porsche Doppel-Kupplung. Das ist die moderne und maßgeblich von VW entwickelte Getriebeautomatik. Wer weiter Vergnügen am Schalten hat, bitte, seit 2011 das sogar mit sieben Gängen möglich.

Verbrauchs-, Abgas- und Geräuschvorschriften sorgten auch in Zuffenhausen für Wandel. 1997 erhielt der 911 Wasser- statt der traditionellen Luftkühlung. Zunächst mit weit weniger aggressivem Sound, was in der Fangemeinde durchaus zu Zornesausbrüchen führte. Heute ist das alles verziehen, Käufer freuen sich am Klang wie am "Bums" schon bei ganz niedrigen Drehzahlen. Für Letzteren sorgt VTG, die variable Turbinen-Geometrie. Diesel haben diese schon lange, Benziner mit ihrem viel heißeren Auspuff aber bereiteten Probleme, an die sich bis vor Kurzem keiner heranwagte - Porsche aber schon 2005.

 Fünf ineinander verschachtelte Rundinstrumente schmücken das Cockpit des 911. Das größte in der Mitte ist der Drehzahlmesser. Der Bildschirm rechts daneben wird auf Wunsch zur Navi-Anzeige, zum Bordcomputer oder zur Stoppuhr. Im Jubiläumsmodell zeigt er an: Das ist das millionste Exemplar.

Fünf ineinander verschachtelte Rundinstrumente schmücken das Cockpit des 911. Das größte in der Mitte ist der Drehzahlmesser. Der Bildschirm rechts daneben wird auf Wunsch zur Navi-Anzeige, zum Bordcomputer oder zur Stoppuhr. Im Jubiläumsmodell zeigt er an: Das ist das millionste Exemplar.

 Am Heck des Jubiläums-Elfer prangt fast unscheinbar eine Plakette mit einer goldenen „1 000 000“. Seit 54 Jahren ist das Modell verfügbar.

Am Heck des Jubiläums-Elfer prangt fast unscheinbar eine Plakette mit einer goldenen „1 000 000“. Seit 54 Jahren ist das Modell verfügbar.

Firmengründer Ferry Porsche hat die außergewöhnliche Vielseitigkeit seines Meisterstücks auf den Punkt gebracht: "Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschließend auf die Straßen von New York fahren kann." Diese Vielseitigkeit, aber auch die Zuverlässigkeit und der problemlose Gebrauch im Alltag machen den Porsche 911 in der Tat zu einer Ausnahmeerscheinung unter den Sportwagen. Sie wird, da ist man sich in Zuffenhausen sicher, ihren Reiz auch im aufkommenden Zeitalter der Elektroautos behalten. Interessante Projekte jedenfalls sind in Vorbereitung.

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