Mobilität Schnäppchen, Schmankerl und Stromer

München · Die neue Motorradsaison bahnt sich mit elektrischen Neuheiten und faszinierenden Innovationen an. Auf der Motorradmesse IMOT konnten sich die Fans schon mal informieren.

 Die Benelli Leoncino 500 zum günstigen Preis von 5999 Euro verbindet bewährte Technik der chinesischen Konzernmutter Qianjiang mit italienischem Design und Flair.

Die Benelli Leoncino 500 zum günstigen Preis von 5999 Euro verbindet bewährte Technik der chinesischen Konzernmutter Qianjiang mit italienischem Design und Flair.

Foto: Benelli

Das Frühlingserwachen der Motorradszene ist spürbar. Viele Highlights prägen den Modelljahrgang 2019: vom Elektro-Zweirad bis hin zu Schnäppchen und Schmankerln, die auch mit konventionellem Antrieb elektrisieren. Wir haben uns auf einer der großen deutschen Frühjahrsmessen umgesehen, der IMOT in München. Hier bestaunten über 60 000 Besucher die großen Neuheiten der Saison und so einige Geheimtipps.

Triumph Speed Twin: Wer vor einem möglichen Brexit auf Nummer sicher gehen will, könnte sich zu den Preisen, die bis dahin gelten, für die brandneue Triumph Speed Twin erwärmen. Sie soll einfaches Handling und die Optik eines Custom Bikes vereinen. Triumph kombiniert geschickt den kräftigen Motor seines Modells Thruxton mit dem komfortablen Fahrwerk der Bonneville T120 und moderner Ausstattung. Herausgekommen ist ein optischer Klassiker auf Höhe der Zeit mit drei Fahrmodi, einer elektronischen Traktionskontrolle, LED-Scheinwerfern, diversen Assistenzsystemen, einer USB-Ladebuchse und Multifunktionsinstrument. Der 1200er Twin leistet 97 PS/72 kW und sollte mit 214 Kilogramm Leergewicht gut zurechtkommen. 12 150 Euro sind fürs Gebotene ein fairer Preis.

Benelli Leoncino 500: Wer nicht gerade ein „Old Schooler“ ist, ein Anhänger der alten Schule, hat nicht unbedingt die italienische Traditionsmarke Benelli auf dem Zettel. Das legendäre Unternehmen aus Pesaro südlich von Rimini ist seit 2005 in chinesischer Hand. Die Qianjiang-Gruppe macht offenbar viel richtig, denn von der Adriaküste kommen immer mehr interessante Neuheiten. Ein Beispiel ist das vielseitige Mittelklasse-Motorrad Benelli Leoncino 500, benannt nach der italienischen Verniedlichung von Benellis Wappentier. Der „kleine Löwe“ verdankt sein Aussehen Benellis neuem Designstudio in Pesaro.

Zu moderatem Preis bereichert die Leoncino das Naked-Bike-Segment. Nicht mehr als 5999 Euro ruft die italienische Marke für die 500er auf. Die hat dennoch hochwertige Komponenten und darf mit Führerscheinklasse A2 gefahren werden, denn der Zweizylinder-Motor leistet exakt die erlaubten 48 PS/35 kW. Er drückt immerhin 46 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Der Verbrauch liegt laut Hersteller bei 4,3 Litern auf 100 Kilometer. Der Antrieb stammt von Benellis chinesischer Mutter, die reichlich Erfahrung mit solchen Triebwerken hat. Insgesamt macht die Leoncino 500 einen hochwertigen Eindruck.

KTM Duke 125: Immer wichtiger wird beim Motorrad die Konnektivität, die Anbindung und Vernetzung per Internet. „KTM my Ride“ heißt eine App, dank der man mehr und mehr Modelle der österreichischen Marke mit dem Smartphone verbinden kann. Dazu zählt auch die KTM Duke 125, die trotz ihres stolzen Preises von 4695 Euro offenbar viele 16-jährige Jung-Biker begeistert und derzeit Bestseller unter den 125ern in Deutschland ist. Bei ihr lassen sich über „KTM My Ride“ bereits Telefon- und Musik-Funktionen mit dem Bildschirm des Bikes verbinden. Andere KTM-Modelle wie die 1290 Super Adventure integrieren zusätzlich die Handy-Navigation in den großen TFT-Monitor.

Ducati Icon: Der italienische Hersteller Ducati hat nach der Vorstellung seiner größeren Scrambler-Modellreihe mit 1100 ccm Hubraum jetzt seine extrem erfolgreiche 800er aufgefrischt, unter anderem die Scrambler Icon mit Stollenreifen, höher gesetztem Auspuff und breiterem Lenker. Bei der vielseitigen Italienerin mit ziviler Sitzhöhe (790 Millimeter) hat mehr Sicherheit Einzug gehalten, unter anderem dank Kurven-ABS. Die neue, hydraulische Kupplung sorgt für angenehmere Bedienkräfte, der Motor spricht jetzt sanfter auf die Impulse des Fahrers an. Alternativ zu 73 PS/54 kW gibt es eine A2-Variante mit 45 PS. Eine Ganganzeige ist beim Display hinzugekommen, das wissen vor allem Motorrad-Neulinge sehr zu schätzen. Der Preis ist für Ducati-Verhältnisse relativ human: 9190 Euro sind nur 200 Euro mehr als bisher für die Scrambler 800.

Husqvarna Svartpilen 701: Der österreichische Motorradhersteller Husqvarna, eine Tochter von KTM, ist für seine progressiven Straßenbikes Vitpilen 401 und 701 sowie Svartpilen 401 bekannt. Husqvarna nutzt die Einzylindermotoren von KTM. 2019 rückt der Scrambler Svartpilen 701 für 10 195 Euro nach.

Die kleine Schwester 401 mit 43 PS/32 kW ist als A2-Motorrad für manche Fahranfänger interessant. Die Bikes in puristischem skandinavischem Design sind schließlich echte Hingucker. Für 6295 Euro ist die Svartpilen 401 allerdings kein Sonderangebot.

Für 195 Euro gibt es ein sehr praktisches Kupplungs- und Bremshebelset. Die Griffweite ist für verschiedene Handgrößen verstellbar. Bei einem Sturz kann der Hebel nach oben wegklappen, was die Unfallkosten verringert. Die schwarz eloxierte Oberfläche ist sehr widerstandsfähig, und die Hebel bestehen aus hochfestem, CNC-gefrästem Aluminium.

Suzuki GSX-S 750: Erstmals wahlweise für die Führerscheinklasse A (unbegrenzt) oder A2 ist jetzt die Suzuki GSX-S 750 geeignet – mit den bisher standardmäßigen 114 PS/84 kW oder mit 48 PS/35 kW. In gezähmtem Streetfighter-Look setzt sie sich optisch in Szene. Für die 114 PS starke A-Variante sind 8890 Euro ein fairer Preis, wie man es von Suzuki her kennt. Sogar nur 6395 Euro werden für die bewährte Suzuki SV 650 fällig, die es ebenfalls nicht nur mit der Maximalleistung von 76 PS/56 kW gibt, sondern auch mit A2-konformen 48 PS. Schon seit 1999 gilt die SV 650 als erschwinglicher und robuster Dauerbrenner, der sich im 76-PS-Trim mit nur 3,8 Litern Benzin auf 100 Kilometer zufriedengibt.

Indian FTR 1200: Wie vielfältig die heutige Motorradszene ist, zeigen viele wiederbelebte Marken wie Indian. Die US-Firma bringt 2019 das dynamische Power-Naked-Bike Indian FTR 1200/1200 S mit 60-Grad-V2 Motor. Es leistet 120 PS/88 kW aus 1203 ccm Hubraum. Die Version mit 95 PS kann bei Bedarf auf 48 PS gedrosselt werden. Die Preise beginnen bei 14 690 Euro für die FTR 1200. Die besser ausgestattete 1200 S mit voller Konnektivität im 4,3 Zoll großen TFT-Touchscreen kostet 15 990 Euro.

Royal Enfield KX: Der ursprünglich englische und heute indische Motorradhersteller Royal Enfield verblüffte jüngst mit der Konzept KX, einem V2-Prototypen, der nur eine Fingerübung sein soll und an ein Modell aus den 30er Jahren erinnert. Wer aber die derzeitige Innovations- und Investitionskraft von Royal Enfield kennt, traut den Indern auch zu, bald ein derartiges Serienbike auf die Straße zu bringen. Jüngster käuflicher Streich sind derzeit die sehr günstigen 650er-Zweizylinder Interceptor und Continental GT – beide mit A2-konformen 47 PS/35 kW und 52 Nm Drehmoment. Die fairen Preise liegen bei 6400 und 6600 Euro. Beide Retro-Twins bestechen durch ein Design, das besonders überzeugend den Motorrad-Stil der 60er Jahre verkörpert.

Zero SR/F: Elektroantrieb könnte beim Zweirad eher als beim Pkw den Durchbruch schaffen, denn bei vielen Modellen spielt die Reichweite keine ganz so große Rolle – ob bei Rollern, die vor allem in der Stadt genutzt werden, oder bei sogenannten Streetfightern. Jüngstes Beispiel ist die Zero SR/F. Die Kalifornier haben bereits 13 Jahre Erfahrung mit Elektro-Motorrädern. Ab April 2019 setzt das neue Naked Bike bei rund 35 deutschen Händlern Maßstäbe: 110 PS und vor allem die gewaltige Schubkraft von 190 Nm Drehmoment katapultieren die SR/F blitzschnell bis auf 200 km/h.

 Die Benelli Leoncino darf mit Führerscheinklasse A2 gefahren werden. Der Zweizylinder-Motor leistet 48 PS.

Die Benelli Leoncino darf mit Führerscheinklasse A2 gefahren werden. Der Zweizylinder-Motor leistet 48 PS.

Foto: Benelli
 Eine spektakuläre Neuheit ist das Elektromotorrad Zero SR/F. Es ist bis zu 200 km/h schnell. 

Eine spektakuläre Neuheit ist das Elektromotorrad Zero SR/F. Es ist bis zu 200 km/h schnell. 

Foto: Zero
 Husqvarna bietet verstellbare Kupplungs- und Bremshebel an, die bei einem Sturz nach oben klappen.

Husqvarna bietet verstellbare Kupplungs- und Bremshebel an, die bei einem Sturz nach oben klappen.

Foto: Ralf Schütze
 2019 kommt die neue FTR 1200 der US-Traditionsmarke Indian auf den Markt, wahlweise mit 95 oder 120 PS.

2019 kommt die neue FTR 1200 der US-Traditionsmarke Indian auf den Markt, wahlweise mit 95 oder 120 PS.

Foto: Indian
 Die Studie KX von Royal Enfield mit V2-Motor erinnert an ein klassisches Modell aus den 30er-Jahren.

Die Studie KX von Royal Enfield mit V2-Motor erinnert an ein klassisches Modell aus den 30er-Jahren.

Foto: Royal Enfield
 Die App „KTM My Ride“ stellt eine Verbindung zwischen Smartphone und Motorrad her, etwa bei der 125 Duke.

Die App „KTM My Ride“ stellt eine Verbindung zwischen Smartphone und Motorrad her, etwa bei der 125 Duke.

Foto: Ralf Schütze

Elektronische Helfer sowie bis zu zehn konfigurierbare Fahrmodi sollen dafür sorgen, dass die enorme Strom-Power sicher auf den Asphalt gelangt. Unter Idealbedingungen laden sich die Akkus in nur einer Stunde von null auf 95 Prozent. Zero verspricht je nach Fahrverhalten bis zu 320 Kilometer Reichweite. Das Topmodell der gefällig designten Zero SR/F wird 22 690 Euro kosten. Die kalifornischen Elektro-Spezialisten wollen gezielt Behörden beliefern, darunter die Polizei. Auch deshalb könnte die Motorradsaison 2019 besonders elektrisierend werden.

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